Verdrängte Schwangerschaft: Gibt es das wirklich?

Immer wieder hört man Geschichten, in denen Frauen bis zum x-ten Monat nicht bemerkt haben wollen, dass sie schwanger sind. Kaum vorstellbar: Manche waren sogar noch beim Einsetzen der Wehen vollkommen ahnungslos…

Kann man wirklich so lange nicht merken, dass man schwanger ist?

Kurz gesagt: Ja, das ist möglich. Für die verdrängte Schwangerschaft gibt es sogar einen Fachbegriff – gravitas suppressalis. Laut einer Studie bemerkt im Schnitt eine von 475 schwangeren Frauen erst nach 20 Wochen oder später, dass in ihrem Bauch ein Baby wächst. Und eine von 2455 schwangeren Frauen erfährt sogar erst bei der Geburt, was mit ihr los ist.

Das klingt unglaublich, doch die Verdrängung kann offenbar sogar bewirken, dass nicht einmal der Bauch viel runder wird. Mediziner vermuten, dass der Bauch unbewusst so stark angespannt wird, dass das Baby sich im Bauch anders platziert als üblich – eher seitlich und in die Länge gezogen als vorne.

Und typische Symptome wie Morgenübelkeit oder ausbleibende Blutungen? Dahinter könnten ja auch eine Magenverstimmung, bzw. Zyklusverschiebungen stecken.

Wer ist davon betroffen?

Grundsätzlich ist keine Frau davor gefeit – egal, wie alt und aufgeklärt sie ist. In bestimmten Fällen ist es wahrscheinlicher, dass es zu einer Schwangerschaftsverdrängung kommt, zum Beispiel nach einer Vergewaltigung oder wenn die Schwangere in einem besonders konfliktreichen Umfeld lebt. Aber sogar bei starkem Babywunsch kann es passieren, dass eine Frau ihre Schwangerschaft verdrängt. Nach mehreren Fehlgeburten etwa schützt man sich so vielleicht unbewusst vor der Hoffnung.

Auch wer einer Schwangerschaft zwiespältig gegenübersteht, verdrängt sie womöglich. Zum Beispiel, wenn der Kopf laut nein, das Herz aber eigentlich ja sagt. Wird die Schwangerschaft erst sehr spät festgestellt, „muss“ die Frau ein Kind bekommen, dass sie sonst vielleicht abgetrieben hätte.

Ist es gefährlich, eine Schwangerschaft zu verdrängen?

Ob die Verdrängung schlimme Folgen für Mutter und Kind hat, hängt sehr von den persönlichen Umständen ab. Hat die Frau zum Beispiel nichtsahnend sehr viel getrunken, geraucht oder gar Drogen genommen, kann sich das massiv auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Und wenn eine Frau erst bei der Geburt merkt, was Sache ist, kann (oder will) sie sich womöglich nicht mehr rechtzeitig die benötigte Hilfe holen. Bei Komplikationen kann das sowohl für die Mutter als auch das Kind gesundheitliche Folgen haben.

Auch die Psyche wird ganz schön strapaziert. Plötzlich Mutter? Das muss man erstmal verarbeiten. Vor allem wenn hinter der Verdrängung ein Trauma steckt, ist die Geburt wahrscheinlich ein krasser Schock.  Und selbst wenn die Frau einem Kind grundsätzlich gar nicht abgeneigt ist, kann es erstmal zu Bindungsproblemen kommen, weil alles viel zu schnell ging, um es wirklich zu realisieren.

Trotzdem gibt es oft ein Happy End

In den Medien hören wir nur von den allerschlimmsten Fällen – wenn zum Beispiel eine ahnungslose, überforderte Mutter ihren unerwünschten Säugling sogar tötet. Dabei ist das die Ausnahme. Häufiger sind die Fälle, in denen – gegebenenfalls mit ein wenig Unterstützung – alles gut werden kann.

Eine erste Anlaufstelle für Betroffene ist zum Beispiel das Hilfetelefon „Schwangere in Not“ (Tel. 0800 40 40 020) sein. Die Beratung  ist kostenlos und anonym.

Auch Mamas aus unserer Community ist es schon passiert, dass sie unbemerkt schwanger waren. Hier haben sie uns ihre Geschichten erzählt:

Denise: „Plötzlich schaute ein Füßchen aus mir heraus!“

Angelina: „Ich wusste bis zur Geburt nicht, dass ich Mama werde.“

Melanie: „So überraschend wurde ich Mutter.“

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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