Valentinstag: Der Tag der Liebe – ist für viele Frauen ein weiterer voller Gewalt

Dieser Text thematisiert physische und psychische Gewalt. Er behandelt also Inhalte, die für einige Menschen sehr beunruhigend oder verstörend sein könnten. Wenn du dich mit dem Thema unwohl oder überfordert fühlst, solltest du den Text nicht lesen.

Wir wünschen euch einen frohen Valentinstag!

Zelebriert ihr ihn voller Liebe, bekommt Extra-Küsse, viele Umarmungen und vielleicht sogar Blumen? Oder ist der Tag bei euch einer wie jeder andere auch – und das ist auch völlig okay so, weil es bei euch zu Hause immer liebe- und respektvoll zugeht?

Beide Szenarien sind ein großes Glück. Ein Glück, das viele Frauen so nicht haben. Nicht am Valentinstag. Und auch an keinem anderen Tag.

Denn: In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt.

Diese Zahl muss man sich mal vor Augen führen – es ist absolut grauenhaft.

Immer wieder schreiben uns auch Frauen aus unserer Community von ihren Erfahrungen in dieser Richtung.

So beispielsweise diese Mama, die uns berichtet hat, wie sie – und leider auch ihre Kinder – immer tiefer in die Spirale der Gewalt gezogen wurden: „Am Anfang war es fantastisch. Es war einfach zu perfekt: der Sex, das Zusammenleben. Heute weiß ich, es war die typische Lovebombing-Phase.“ Aber: „Als meine ältere Tochter etwa ein Jahr alt war, fing mein Lebensgefährte an, sich zu verändern, ganz schleichend. Die Lovebombing-Phase war vorbei und vieles nahm ich nicht mehr mit Humor.
Plötzlich war ich mit Frauenhass und rechtsradikalen Äußerungen konfrontiert, auch von Seiten seiner Eltern.
Gleichzeitig wurde das Verhalten gegenüber den Kindern immer schlimmer. Meine große Tochter litt sehr darunter, dass sie gemaßregelt wurde, wenn sie nicht spurte und weinte viel. Als Strafe musste sie dann ins Kinderbett oder bekam Schläge auf den Kopf. Es ist noch viel mehr passiert, ich habe mir Beleidigungen anhören dürfen, die ich so oft wie möglich dokumentiert habe.“

„Er war so kontrollsüchtig und besitzergreifend, dass ich gar keine Luft mehr zum Atmen hatte.“

„Ich bekam Panikattacken, unter denen auch meine Tochter leiden musste. Einmal haben wir uns so doll gestritten, dass er sogar handgreiflich wurde und mir ins Gesicht geschlagen hat. Danach habe ich mich in die Psychiatrie einweisen lassen. Dort blieb ich drei Monate aufgrund einer schweren Depression,“ erinnert sich eine andere Frau.

Das sind zwei Erfahrungen, die einem bereits beim Lesen die Kehle zuschnüren. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, wie „alltäglich“ sie sind. Denn:

Jede vierte (!) Frau leidet in ihrer eigenen Partnerschaft unter körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt.

Und: Frauen mit Behinderung sind je nach Gewaltform zwei bis dreimal häufiger von Gewalt betroffen als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Wichtig: Auch Beleidigungen, ein „Kleinmachen“ durch den Partner und regelmäßige Schimpfwörter sind Gewalt!

Aus Angst und Scham sprechen die Betroffene häufig nicht über das Erlebte. Oder sie wissen in ihrer Verzweiflung nicht, an wen sie sich wenden sollen. Ein Teufelskreis, denn so kann ihnen nicht geholfen werden. Sie werden immer einsamer. Immer unglücklicher. Und immer gefährdeter, wenn niemand mehr da ist, der bemerken kann, was hinter der geschlossenen Wohnungstür wirklich passiert.

Eine Stelle, an die sich Frauen jederzeit wenden können, ist das Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“. Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät Betroffene, Menschen in deren sozialem Umfeld sowie Fachkräfte zu allen Formen von Gewalt. Auf Wunsch vermitteln die Beraterinnen auch weiter an eine Unterstützungseinrichtung vor Ort. Das alles passiert respektvoll, diskret und mit viel Erfahrung.

Das Hilfetelefon ist unter der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr erreichbar – anonym und kostenfrei.

Auch und vielleicht gerade am „Tag der Liebe“, unter dem Motto: „Blumen sind Silber. Reden ist Gold.“

An alle, die Hilfe brauchen: Traut euch, hier anzurufen. An alle, die eine Frau kennen, die Hilfe braucht: Auch ihr könnt euch hier beraten lassen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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