Streit ums Sorgerecht? Eine Mediation sorgt dafür, dass es nicht eskaliert

Eine Scheidung oder Trennung ist nie eine schöne Angelegenheit. Auch wenn manche Paare es schaffen, sich „im Guten“ zu trennen, für die meisten ist es eine harte Zeit der Verletzlichkeit, Wut und Trauer.

In dieser Situation auch noch das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder zu verhandeln, kann Eltern an ihre Grenzen bringen. Schließlich sollen die Kinder nicht die Leidtragenden der Streitigkeiten sein.

Zum Glück gibt es hier einen Weg, ohne Streit vor Gericht zu einer Lösung im Sinne der Kinder zu kommen: Die Mediation.

Medi… was? Mediation! Dabei kommen beide Elternteile freiwillig zusammen und setzen sich gemeinsam mit einem Mediator an einen Tisch.

Der Mediator ist neutral, und will Schiedsrichter oder Moderator sein. Er möchte die Streitenden zu einer Einigung führen, mit der beide leben können.

Patrick Beier, zertifizierter Mediator aus Stade, beschreibt in folgendem Beispiel, wie das abläuft:

„Neulich wurde ich in einem Mediationsfall hinzugezogen, in dem das Ergebnis der Mediation darin bestand, dass die Ex-Frau mit den gemeinsamen Kindern das Elternhaus des Ex-Mannes solange bewohnt, bis das jüngste Kind die Volljährigkeit erreicht. Danach wird der Ex-Mann sein Haus wieder beziehen. Daran sieht man, dass keine Lösung undenkbar ist.“

Besonders beim Thema Sorgerecht ist ein Gerichtsverfahren für alle enorm belastend, am meisten aber für die Kinder. Sie haben keine Schuld, und stehen immer in der Mitte des Streits. 

„Eine Mediation ist dagegen friedlich und findet unter strenger Vertraulichkeit statt“, so Beier. Zudem ist eine Mediation deutlich schneller. Während Scheidungsprozesse langwierig sind und kaum unter einem Jahr in einen endgültigen Scheidungstermin münden, kann man eine Mediation in ein bis zwei Wochen erledigen.“

Eine Mediation läuft stets nach dem folgenden Schema ab:

Phase 1 und 2: Der Mediator erklärt zuerst den Ablauf und einige Verhaltensregeln. Dann dürfen beide Seiten ihre Sichtweisen der Situation erklären. Jeder bekommt gleich viel Zeit, um all seine Anliegen und Probleme zu schildern.

Dabei sprechen beide Teilnehmer, auch Medianten genannt, immer direkt an den Mediator gerichtet. Der andere hört nur zu.

Phase 3: Der Mediator fasst die jeweiligen Sichtweisen der Eltern noch einmal zusammen, und es werden Verständnisfragen geklärt.

Jetzt geht es ans Eingemachte: Der Mediator geht auf den „Konflikt hinter dem Konflikt“ ein. Viel passiert im Inneren der Beteiligten, nicht immer können sie ihre Bedürfnisse, Gefühle und Motive klar aussprechen. Dafür ist ein geschulter Mediator da, er kann auch Paare zum Reden bewegen, die gar keine Kommunikation mehr für möglich gehalten haben.

Phase 4: Nun suchen die Medianten gemeinsam nach Lösungen. Jeder darf Vorschläge machen und Möglichkeiten nennen, die sie oder er für fair und realisierbar erachtet.

Die Vorschläge werden gemeinsam diskutiert. Was zu Hause oft darin endet, dass jeder beharrlich seine Interessen durchsetzen will und ein Streit ausbricht, wird vom Mediator so moderiert, dass alle friedlich bleiben. Es geht immer darum, einen Kompromiss zu finden.

Phase 5: In der letzten Phase kristallisiert sich heraus, welche Lösungen für beide Seiten annehmbar und umsetzbar sind.

Angestrebt wird zuletzt diejenige Lösung, auf die sich beide Medianten am ehesten einlassen können. So wird schließlich eine Einigung, ein Konsens erzielt.

Natürlich muss das (mühsam) gemeinsam verhandelte Ergebnis auch über das Mediationsgespräch hinaus gelten. Dafür gibt es eine Mediationsvereinbarung. Was darin stehen soll, entscheiden die Medianten selbst.

Gut ist es, die Vereinbarung und die Formulierungen von einem Rechtsanwalt prüfen zu lassen. Sie kann sogar von einem Notar beurkundet werden. So haben alle Beteiligten Rechtssicherheit, und die Vereinbarung ist verbindlich.

„Eine Mediation kann nur erfolgreich sein, wenn die Medianten das Gespräch „ergebnisoffen“ beginnen. Es ist zwingend notwendig, dass beide Parteien für alle Vereinbarungen und Möglichkeiten offen sind“, sagt Patrick Beier.

Übrigens hat die Mediation noch einen weiteren, wesentlichen Vorteil im Vergleich zum Gerichtsverfahren: Sie ist deutlich kostengünstiger. Mit ihr lassen sich schnell mehrere tausend Euro sparen.

Wer einen Mediator sucht, wird über das Mediatorenverzeichnis der „Deutsche Stiftung Mediation“ fündig. Ein seriöser Mediator kann eine Ausbildung bei einem zertifizierten Institut vorlegen und hat dabei mindestens 120 Ausbildungsstunden absolviert.

Foto: Patrick Beier – Mediation mit Herz

Patrick Beier von „Mediation mit Herz“ lebt mit seiner Familie in Stade und konnte seit 2014 bereits zahlreiche Streitfälle mit Hilfe der Mediation lösen. Seine Mandanten sind Menschen aller Gesellschaftsschichten. Sie kommen aus den Regionen Stade, Lübeck, Bremen, Hamburg oder Hannover.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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