Studie: Je mehr die Eltern arbeiten, desto dicker die Kinder

In der Mehrheit der Familien sind Mama und Papa beide berufstätig. Viele Eltern haben ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Kleinen deswegen lange in der Kita abgeben – und eine neue Studie macht das nicht gerade besser. Sie zeigt: Wenn Mütter und Väter lange arbeiten, steigt das Risiko ihrer Kinder, übergewichtig zu werden.

Die Erwerbstätigenquote von Eltern mit Kindern von mindestens sechs Jahren lag 2022 bei 82,3 %, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. Bisher war zum Zusammenhang zwischen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern und Adipositas bei ihren Kindern wenig bekannt. Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung wertete nun Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) dazu aus.

Die Studie bringt eindeutige Ergebnisse

Das eindeutige Ergebnis: lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhöhen das Risiko, dass ein Kind im Vorschulalter an Übergewicht oder Fettleibigkeit leidet. Das ausgewertete Panel betrachtet 2.400 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren. Denn was viele Eltern nicht auf dem Schirm haben: Fettleibigkeit in den ersten Lebensjahren prägt das Körpergewicht für das ganze Leben – von wegen harmloser Babyspeck.

Die Macher der Studie erhoben das Körpergewicht und -größe von den Kindern sowie die Arbeitsstunden ihrer Eltern. Übergewicht und Adipositas wurden anhand der Body-Mass-Index basierend auf der Cole LMS-Methode definiert. Es wurde ein Zufallseffektmodell durchgeführt, das die demografischen, sozioökonomischen und gesundheitlichen Merkmale von Eltern und Kindern berücksichtigte.

Effekt hauptsächlich in Familien mit mittlerem und hohem Einkommen

Laut der Studie sind Kinder von berufstätigen Müttern mit 35 oder mehr Wochenarbeitsstunden bereits einem erhöhten Risiko für vermehrtes Körperfett ausgesetzt, im Vergleich zu nicht erwerbstätigen Müttern. Doch die Macher der Studie schauten sich auch die Rolle der Väter genauer an: Wenn Väter 55 oder mehr Stunden pro Woche arbeiteten, verstärkte sich dieser Effekt und auch mütterliche Teilzeitstunden (24–34 Stunden pro Woche) wurden zu einem Risiko für Übergewicht und Adipositas bei Kindern.

Eigentlich sagt es uns der gesunde Menschenverstand: Es kann für das Familienleben nicht gut sein, wenn einer der Eltern Überstunden macht. Doch mit der Studie gibt es nun auch den offiziellen Nachweis, wie schädlich zu lange Arbeitszeiten des Vaters für Kinder sind. Und noch einen spannenden Fakt brachte die Untersuchung ans Licht: Betroffen von dem Effekt waren vor allem Familien mit mittlerem und hohem Einkommen.

Was dahinterstecken könnte

WZB-Forscherin Jianghong Li vermutet laut Ärztlichem Journal, dass die Ernährungsqualität und das körperliche Aktivitätsniveau von Vorschulkindern mit längeren Arbeitszeiten der Mütter sinken – ein Zusammenhang, den Studien bereits für Deutschland und andere Industrieländer nachgewiesen haben. Eine andere Ursache könnten unterbrochene Schlafrhythmen bei Kindern sein, deren Eltern lange arbeiten. Um diese Erklärungsansätze empirisch zu belegen, seien aber umfangreichere Daten notwendig, so Li.

Macher der Studie formulieren Forderung an die Politik

Die Macher der Studie kamen also zu dem Schluss: Die langen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern beeinflussen den Übergewichtsstatus kleiner Kinder. Sie forderten: Der Beschäftigungsschutz und die Arbeitszeitregelung für beide berufstätigen Elternteile während der ersten sechs Lebensjahre des Kindes sollten in der künftigen Politik berücksichtigt werden.

Außerdem seien auch die Kitas gefordert: „Staatliche Investitionen zur Verbesserung der Kitas, insbesondere der Ernährungsqualität und angemessener körperlicher Bewegung können erwerbstätige Eltern bei ihren Erziehungsaufgaben unterstützen“, sagt Li.

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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