Fast alle Eltern kennen ihn – den berühmten Wutanfall im Supermarkt: Das Kind möchte etwas, was Mama und Papa aber gerade nicht möchten und es wird gestampft, geschrien oder sich auf den Boden geworfen. Und das ist total normal, denn Kleinkinder kennen noch keine Alternativen mit Wut und Traurigkeit umzugehen. Wie alles andere auch, müssen Kinder auch den Umgang mit ihren Gefühlen erst lernen.
Und weil das am besten spielerisch geht, erklären wir dir hier nicht nur, warum das so wichtig ist, sondern haben auch noch 3 Spielideen angehängt, wie du dich dem Thema Gefühle gemeinsam mit deinem Kindern auf eine spaßige Art und Weise nähern kannst.
Wie gut Kinder mit Emotionen umgehen können, entscheidet über ihre spätere psychische Gesundheit
Denn Gefühle helfen uns, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und ihrer Erfüllung genügend Beachtung zu schenken. Und das wiederum ist unerlässlich für eine gute psychische Gesundheit. Tatsächlich leidet nämlich schon heute ca. jeder 3 Mensch in Deutschland im Laufe seines Lebens an einer psychischen Krankheit.
Die erste „richtige” Bekanntschaft mit den Emotionen des Kindes machen die meisten Eltern in der Autonomiephase. Ab einem Alter von etwa 20 Monaten entwickeln Kinder nämlich eigene Wünsche und Ziele, die sie verfolgen möchten. Steht ihnen dann etwas im Wege, gibt’s Frust, der sich oft in Wutanfällen entlädt.
Erst mit etwa 3 Jahren können Kinder Emotionen auch verbal ausdrücken
Das heißt, erst in diesem Alter entwickeln sie Handlungsalternativen, wie sie mit starken und vor allem negativen Gefühlen umgehen können. Und überhaupt befindet sich das Gehirn zwischen 3 und 6 Jahren sozusagen in einer Großbaustelle, denn vor allem die Hirnareale für die Emotionsregulation entwickeln sich in dieser Zeitspanne rasant.
Das bedeutet zwar, dass Kinder auf der einen Seite noch sehr impulsiv mit Gefühlsausbrüchen reagieren können. Auf der anderen Seite sind sie aber auch total reizoffen und können durch entsprechende Impulse schnell und nachhaltig ihre emotionalen Kompetenzen erweitern.
Je besser Kinder lernen, ihre Emotionen zu regulieren, desto eher sind sie später fähig, selbstständig Probleme zu lösen, sich Hilfe zu holen oder mit belastenden Situationen umzugehen.
Wenn sie zudem merken, dass sie ihre eigenen Gefühle beeinflussen und kontrollieren können, machen sie wertvolle Erfahrungen der Selbstwirksamkeit: Sie lernen empathisch zu sein und akzeptiert zu werden, ohne ihre eigenen Ziele und Wünsche aus dem Blick zu verlieren.
3 einfache Spielideen rund um Emotionen und Gefühle:
1. „In den Brunnen gefallen“:
Für 4-10 Kinder ab 4 Jahren zur Förderung von Emotionsbewusstsein.
So geht’s: Die Kinder bilden einen Sitzkreis, nur eines nimmt in der Mitte Platz. Plötzlich lässt es sich auf den Boden fallen und ruft: „Hilfe, ich bin in den Brunnen gefallen!“ Alle anderen Kinder fragen: „Wer soll dich retten?” Das Kind im Brunnen denkt sich eine Bedingung aus, die einen Gefühlsausdruck beschreibt und antwortet zum Beispiel: „Der, der am traurigsten weinen kann“ oder „Der, der am schönsten lachen kann.“
Nun führen alle pantomimisch diese Emotionsregungen aus und das Kind im Brunnen entscheidet, wer seine Aufgabe am besten erfüllt hat. Dieses Kind kommt zur Rettung und nimmt den Platz in der Mitte ein. Doch auweia, das zweite Kind fällt auch in den Brunnen und das Spiel beginnt von vorne.
2. „Emotionen sortieren“:
Für ein Kind ab 3 Jahren zur Förderung des Emotionsverständnisses.
So geht’s: Bemale zur Vorbereitung eine kleine Schüssel mit einem lachenden und eine mit einem grimmig schauenden Gesicht. Wie war dein Tag? Was hast du erlebt, was gefühlt? Um diesen Fragen nachzugehen, stelle die beiden Schüsseln bereit und erkläre deinem Kind, dass die eine die Träume-Schüssel ist und die andere die Vergiss-Schüssel darstellt.
Dann frage, welche Ereignisse an diesem Tag dein Kind besonders mit Freude, Stolz oder Glück erfüllt haben. Symbolisch steht für jedes Ereignis ein Reiskorn, eine Linse oder eine Kichererbse, die es dann in die entsprechende Schüssel legen kann. Nun bitte dein Kind zu überlegen, welche Situationen an diesem Tag zu Ärger, Wut oder Angst geführt haben. Diese Situationen dürfen dann in die Vergiss-Schüssel wandern. Zum Schluss leert ihr die Vergiss-Schüssel gemeinsam aus. Die Träume-Schüssel darf dein Kind neben sein Bett stellen und sich von den schönen Gedanken ins Träumeland bringen lassen.
3. „Das bin ich!“:
Für 2 bis 5 Kinder ab 4 Jahren zur Förderung von Empathie und Selbstvertrauen.
So geht’s: Lege eine Papier- oder Tapetenrolle auf dem Boden aus. Das erste Kind darf sich mit dem Rücken darauflegen. Nun zeichnest du seinen Umriss in der Farbe seiner Wahl ab. Ist das Kind wieder aufgestanden, dürfen die Mitspielenden jetzt je eine positive Eigenschaft des abgezeichneten Kindes nennen und dafür ein Symbol, ein Zeichen oder ein Bild in den Umriss zeichnen.
Auch das Kind selbst darf Eigenschaften finden, die es ausmachen und auf die es stolz ist. Dann folgt das nächste Kind. Wenn alle ein „Das bin ich“-Bild besitzen, werden die Kunstwerke aufgehängt. Gemeinsam staunen alle, wie besonders jedes Kind ist und wie viele verschiedene Fähigkeiten alle beherrschen.