Knapp 21.000 € pro Kind: Was die Schulzeit so teuer macht

Schulranzen, Klassenfahrten, Bücher und mehr: Für die Schulzeit unserer Kinder müssen wir Eltern tief in die Tasche greifen. In diesem Jahr sogar noch mehr als bisher, denn die Kosten für Schul- und Lehrbücher sind im Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 % gestiegen. Insgesamt belaufen sich die Kosten pro Schulkind von der Einschulung bis zum Abschluss auf durchschnittlich 20.695 € – die sich nicht jede Familie leisten kann.

Ganz ehrlich, wenn ich mir unsere letzten Rechnungen für Schulbücher und Co. anschaue, wundert mich das nicht wirklich! Was das bei uns zusammengekommen ist, wie sich die Kosten grundsätzlich zusammensetzen, in welchem Bundesland das Schulleben am teuersten ist, und warum das (gut gemeinte) Bildungspaket nicht alle Probleme löst, habe ich hier für euch zusammengefasst.

250 € für Bücher und jährlich eine Klassenfahrt

Meine Tochter kommt nach den Ferien in die 5. Klasse. Während sich die Anzahl der Bücher in der Grundschule noch in Grenzen hielt, wird sich das nach den Sommerferien ändern. Die Bücherliste gab es per Mail, wir haben alle Bücher bestellt – und waren 250 € ärmer. Einige Exemplare werden zusätzlich noch als eBook benötigt.

Außerdem wurde uns auf dem Elternabend gesagt, dass jedes Kind ein Tablet braucht: „Es MUSS natürlich kein iPad sein, wäre aber von Vorteil“. Also haben wir ein älteres Modell bestellt – für 400 €, plus Tastatur und Stift. In der Grundschule gab es dazu ab der 1. Klasse jedes Jahr eine Klassenfahrt, die uns jeweils 200 bis 300 gekostet hat.

Es wundert mich also nicht, dass in der gesamten Schulzeit einiges an Kosten zusammenkommt. Doch nicht alle Familien können sich das leisten – und das wirkt sich auf die Bildungschancen der Kinder aus.

Die Preise für Unterrichtsmaterial sind gestiegen

Wie das Statistische Bundesamt im Juli in einer Pressemitteilung zum Preisanstieg von Lehrmitteln veröffentlicht hat, sind die Preise für Unterrichtsmaterialien wie Schul- und Lehrbücher im Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent gestiegen.

Dazu kommen andere Preissteigerungen wie zum Beispiel bei uns in Hamburg beim Schulessen: Hier zahlen Eltern seit dem 1. August jetzt rund 5 € pro Mittagessen, das sind etwa 30 Cent mehr als bisher.

Ein Schuljahr kostet im Schnitt rund 3.600 € pro Kind

Wie das Vergleichsportal Idealo ausgerechnet hat kostet ein Schuljahr uns Eltern durchschnittlich 3.600 € pro Kind, bezogen auf Kosten für Schulranzen, Materialien, Klassenfahrten, Technik und Essen.

Ganz schön viel, oder? Ich musste bei der Zahl jedenfalls erst mal schlucken.

Aber was genau ist denn jetzt eigentlich so teuer?

Die höchsten Kosten verursacht die Betreuung nach der Schule

Der größte Posten auf der Liste hängt mit dem Ausbau der Ganztagsschulen zusammen. Das heißt, die Kinder haben bis zu einer bestimmten Zeit Unterricht, können danach aber weiter in der Schule bzw. dem Hort betreut werden. Dadurch können die Fähigkeiten der Schüler*innen besser gefördert und gestärkt werden, gleichzeitig hilft das Konzept vielen Eltern dabei, die Betreuung ihrer Kinder besser mit ihrem Job zu vereinbaren.

In unserer Schule geht der Unterricht (inklusive Pausen und Freiarbeitszeit für die Hausaufgaben) zum Beispiel bis 15:30 Uhr. Die anschließende Betreuung bis 16 Uhr ist kostenlos, von 16 bis 18 Uhr müssen die Eltern für die Betreuung zahlen. Und auch für die Ferienbetreuung fallen 10 € pro Tag und Kind an.

Deutschlandweit sind die Kosten für die Betreuung sehr unterschiedliche geregelt. In einigen Bundesländern ist sie komplett umsonst, in anderen zahlen Eltern während der 1. bis 6. Klasse mehr als 10.000 €. Im Durchschnitt macht das 9.915 Euro pro Kind.

Tipp: Betreuungskosten von der Steuer absetzen

Schon gewusst? Bis zum 14. Lebensjahr deines Kindes kannst du Betreuungskosten bis maximal 4.800 € pro Kind und Jahr als Sonderausgabe von der Steuer absetzen – Essensgeld ausgenommen.

Schulessen stehen bei den Kosten an zweiter Stelle

Wenn unsere Kinder bis nachmittags in der Schule sind, brauchen sie ein warmes Mittagessen. Die Kosten dafür legt jedes Bundesland selbst fest. Dementsprechend müssen einige Eltern dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen als andere. Berlin ist in diesem Punkt ein echter Vorreiter: Hier ist das Mittagessen in der Schule nämlich grundsätzlich für alle Kinder kostenlos. In den anderen Bundesländern zahlen Eltern zwischen zwei und 5,50 € pro Essen. Auf die ersten sechs Schuljahre bezogen ergibt sich damit ein Durchschnittswert von 4.172 € pro Kind.

Klassenfahrten schlagen im Schnitt mit 2.000 € zu Buche

Dieser Punkt ist tatsächlich schwer zu berechnen. Denn nicht jede Schule und jede Klasse macht gleich viele Klassenfahrten. Meine Tochter war zum Beispiel von der 1. bis zur 4. Klasse jedes Jahr jeweils für fünf Tage unterwegs, mein Sohn startet in der 2. Klasse erst einmal mit drei Tagen. Trotzdem lässt sich ein ungefährer Durchschnittswert ermitteln, und der liegt bei rund 2.000 € von der 1. bis zur 12. Klasse.

Finanzielle Unterstützung für Klassenfahrten vom Staat – oder der Schule

Übrigens: Eltern, die sich die Kosten für eine Klassenfahrt nicht leisten können, haben die Möglichkeit, über das Bildung- und Teilhabepaket staatliche Unterstützung zu bekommen. Beantragen kannst du es beim Jobcenter oder dem zuständigen Schulamt.

An vielen Schulen gibt es außerdem einen Förderverein, der in diesen Fällen einspringt.

Auch Fahrkarten für den Schulweg sind oft nicht günstig

In vielen Bundesländern bekommen Schüler*innen inzwischen ein kostenloses Ticket für Bus und Bahn – so sollte es auch sein. In anderen Bundesländern müssen Eltern zwischen 432 € und unfassbaren 3.648 € für die Monatskarten ihrer Kinder von Klassenstufe fünf bis zwölf bezahlen. Durchschnittlich macht das deutschlandweit etwa 1.591 €.

Einschulung, Schultüte und Schulranzen haben ihren Preis

Schon der Schulstart unserer Kleinen geht ordentlich ins Geld. Für die Schultüte geben Eltern in Deutschland durchschnittlich 75 € aus, der erste Schulranzen liegt bei 123 € und die Einschulungsfeier im Schnitt bei 470 €.

Lernmittelfreiheit sorgt für kostenlose Schulbücher – aber nicht überall

In einigen Bundesländern können Eltern die Schulbücher dank der so genannten Lernmittelfreiheit von ihrer Ausgabenliste streichen. Andere Bundesländer erheben Leihgebühren auf Schulbücher und in wieder anderen müssen  Eltern sie komplett selbst kaufen und finanzieren. Die Kosten variieren dadurch zwischen 0 und 1.540 € – im Durchschnitt macht das 360 € pro Schulkind.

Tablet darf keine Pflicht sein – ist aber oft Voraussetzung

Theoretisch darf eine Schule nicht voraussetzen, dass die Eltern ihrem Kind ein eigenes Tablet kaufen. Praktisch sorgt das aber an dem meisten Schulen dafür, dass das Kind deutliche Nachteile hat. Denn viele Aufgaben erledigen die Schüler*innen heute digital, und nutzen dabei häufig auch Lernplattformen aus dem Internet. Dazu kommt, dass viele Bücher inzwischen als eBooks genutzt werden. Der Vorteil: Die Schüler*innen müssen sie nicht tragen. Nachteil: Kinder ohne Tablet kommen nicht mit, weil sie die eBooks zuhause nicht nutzen und digitale Aufgaben dazu nicht bearbeiten können.

Die Kosten variieren natürlich stark, je nach Marke und Modell, liegen aber durchschnittlich bei mehreren hundert Euro.

Einige Schulen stellen ihren Schüler*innen die Tablets zur Verfügung. Allerdings gibt es meistens nicht genügend Geräte für jedes Kind. Immerhin: Wenn das Kind Bürgergeld bezieht, ist in einigen Fällen ein Zuschuss von 350 € durch das Jobcenter möglich.

Zu den hier aufgelisteten Kosten kommen natürlich noch die Ausgaben für die allgemeine Ausstattung wie Hefte, Stifte, Blöcke und andere Arbeitsmaterialien, sowie Rucksäcke, Sportsachen usw.

In Niedersachen sind die Kosten pro Schulkind am höchsten

Ganz schön viel, oder?! Und sehr unterschiedlich: Denn je nachdem, in welchem Bundesland du lebst, können die Kosten wie gesagt deutlich höher oder auch sehr viel niedriger ausfallen.

Am tiefsten müssen Eltern aus Niedersachsen in die Tasche greifen: Sie zahlen von der Einschulung bis zum Abschluss durchschnittlich 27.335,18 Euro. Am günstigsten ist die Schullaufbahn in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 14.896,07 Euro pro Kind.

Hohe Kosten beeinflussen die Bildungschancen der Kinder

Die hohen Kosten können vor allem Alleinerziehende oder ärmere Familien in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Und das hat leider direkte Auswirkungen auf die Bildungschancen der Kinder.

Denn einkommensstarke Familien investieren im Schnitt fast dreimal so viel Geld in die Bildung der Kinder wie Familien, die ein niedriges Einkommen haben, wie die Tagesschau berichtet. In anderen Worten heißt das: Wer mehr Geld hat und ausgeben kann, bekommt eine bessere Bildung.

Bildungspaket soll helfen – jedenfalls in der Theorie

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, unterstützt das Bildungspaket des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales Kinder und Jugendliche aus einkommensschwächeren Familien. Familien können das Paket beantragen, wenn die Kinder Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen, die Eltern Anspruch auf Wohngeld oder den Kinderzuschlag (Link) haben, oder sie auch ohne diese Leistungen die Kosten nicht stemmen können.

195 € pro Kind und Schuljahr für persönlichen Schulbedarf

Pro Schuljahr gibt es finanzielle Unterstützung für den persönlichen Schulbedarf in Höhe von 195 € pro Kind. Außerdem können die Kosten für Mittagessen, Ausflüge und Klassenfahrten oder Fahrkarten übernommen werden. Zusätzlich haben Kinder und Jugendliche aus finanziell schwächeren Familien bis zum 18. Geburtstag die Möglichkeit, 15 € pro Monat für sportliche, kulturelle oder Freizeitaktivitäten zu bekommen.

Außerdem haben viele Schulen einen Förderverein, an den sich Eltern wenden können, wenn es finanziell knapp wird.

Um das Bildungspakt in Anspruch zu nehmen, müssen die Eltern allerdings erst einmal wissen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt. Dazu kommt, dass nicht alle Familien darauf zurückgreifen möchten, weil sie sich für ihre finanzielle Situation schämen.

Wie ist es bei dir: Reißen die Kosten für die Schulausstattung auch ein so großes Loch in die Familienkasse? Oder fallen bei dir gar nicht so hohe Kosten an? Wo würdest du dir vielleicht mehr finanzielle Unterstützung wünschen? Schreib es mir in die Kommentare!

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Quellen:

Analyse des Vergleichsportals idealo zu den Schulkosten
Pressemitteilung des Statistische Bundesamtes zum Preisanstieg von Lehrmitteln (22.07.2025)
Informationen zum Bildungspaket vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (07.08.2025)
Tagesschau zu teuren Lernmitteln (02.08.2025)

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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