Sie werden ja so schnell groß… Aber ist das nicht auch schön?

Was ist denn da nur passiert und vor allem: wann? Gerade war meine Tochter noch das Baby, das nur an mich gekuschelt einschlafen wollte, und nun steht sie an der Schwelle zur Sekundarstufe.

Gerade noch konnte sie noch nicht mal den Brei-Löffel halten und nun kocht sie selbst Nudeln mit Tomatensauce. Gerade noch machte sie ihre ersten Schritte und fiel ständig auf die Nase und nun hat sie den gelb-orangen Gürtel im Judo. Gerade noch hatte ich sie im Tragetuch und jetzt trägt sie ein wunderschönes Kleid und begleitet mich ins Theater.

Während ich sie so ansehe, todmüde, aber glücklich, in ihrem weißen Kleid, lächle ich und könnte weinen. Es ist wahr, was alle sagen: Sie werden so schnell groß.

Wie schön war die Babyzeit!

Viele Eltern sagen das mit Traurigkeit in der Stimme. Denn jeder liebt Babys, und auch Kleinkinder sind unglaublich süß, so voller Energie und sagen tolle Dinge wie „Buttladebrot“. Dann möchte man sie einfach nur knutschen und knuddeln und in dem Alter lassen Kinder einen das noch.

Aber mit der Zeit werden sie nicht nur größer und älter, sondern damit auch unabhängiger. Sie fangen an, „Nein!“ zu sagen. Und schon bald wollen gar nicht mehr ständig mit Mama spielen und an Papa hängen. Im Kindergarten finden sie schließlich Freunde, wollen sich verabreden. Und plötzlich gibt es dann Nachmittage und sogar Nächte, an denen die Wohnung so merkwürdig leise ist und das Kind bei der anderen Familie.

Irgendwann lernen sie sogar lesen und während Eltern sich über diesen Fortschritt ja eigentlich freuen, bedeutet es auch, dass die Gute-Nacht-Geschichte bald Geschichte sein könnte.

Das waren noch Zeiten, als ich meiner Tochter vorlesen musste / durfte… (Symbolbild) Foto: Bigstock

Erinnerungen sind selektiv

Da ist es schwer, nicht nostalgisch zu werden und auf die schöne Zeit zurückzublicken, wenn man noch vor Liebe zerfloss, unzertrennlich war und Millionen Fotos von seinem Nachwuchs schoss/schießen durfte.

So ist das eben mit Erinnerungen: Die größten Emotionen und schönen Momente bleiben hängen. Neurowissenschaftler sagen außerdem, dass der emotionale Zustand während des Erinnerns die Erinnerungen mitentscheidet. Also ist es logisch, dass wir uns, wenn wir unser Kind ansehen, mit Liebe an die frühere Liebe und liebevollen Zeiten erinnern.

So geht es mir auch – mit einem kleinen Zusatz. Ich liebe es, dass meine Tochter mal klein war und wir all diese schönen Dinge miteinander erlebt haben. Auch ich kann kaum fassen, dass es so schnell vorbei ging. Trotzdem sind mir auch die vielen anstrengenden Nächte und Tage im Gedächtnis geblieben und im Gegensatz zu vielen Eltern würde ich nicht mehr tauschen wollen.

Schönes in jeder Entwicklungsstufe finden

Ja, die Zeit des Jeden-Abend-in-den-Schlaf-kuschelns ist vorbei. Dafür ist jetzt die Zeit des gemeinsamen Shoppens und Kochens, des Klatsch und Tratsch und Boybands. Es ist die Zeit der Brettspiel-Abende, Wanderungen und Tage am See, an denen wir lesend auf der Stranddecke nebeneinander liegen und sie auch mal alleine schwimmen gehen kann. Es ist die Zeit der wilden Achterbahnen und roten Skipisten, ohne Angst vor Pipi-Pannen und ohne Taschen voller Wechselkleidung.

Und wenn diese Zeit vorbei ist, wird eine neue kommen und ich werde auf diese nostalgisch zurückblicken. Doch das ist das, was man Leben nennt: Alles verändert sich, und wir tun gut daran, uns an den schönen Erinnerungen zu erfreuen, darüber aber nicht zu vergessen, im Moment zu leben und neue schöne Erinnerungen zu schaffen.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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