Jenny* hat eine Entscheidung getroffen, die niemand leichtfertig trifft. Nach einer traumatischen ersten Geburt und Monaten voller Erschöpfung wurde sie erneut schwanger – ungeplant. Statt Freude spürte sie Angst und Überforderung. Das ist ihre Echte Geschichte – über Mut, Zweifel und die Freiheit, auf sich selbst zu hören.
„Ich habe lange überlegt, ob ich meine Geschichte teilen soll. Aber vielleicht liest das hier jemand, der gerade in einer ähnlichen Situation steckt – und dann weiß: Du bist nicht allein.
Unsere Reise begann mit einem großen Wunsch.
Wir haben bereits einen wundervollen Sohn, doch bis er bei uns war, war es ein weiter Weg. Es dauerte Jahre, bis ich schwanger wurde – erst durch eine Kinderwunschbehandlung wurde unser Traum wahr. Die Schwangerschaft verlief zunächst unauffällig, doch am Ende kam alles anders.
Unser Sohn wollte sich nicht von allein auf den Weg machen, nach zehn Tagen über dem Termin wurde eingeleitet. Ich entwickelte eine Schwangerschaftsvergiftung, und es endete in einem traumatischen Kaiserschnitt.
Unser Sohn kam gesund zur Welt, und wir sind unendlich dankbar für ihn.
Doch er ist ein sogenanntes High-Need-Baby – sehr sensibel, fordernd, voller Energie. Schlaf war und ist bis heute, anderthalb Jahre später, ein schwieriges Thema. Nächte voller Aufwachen, Tage voller Tränen und Erschöpfung. Diese Zeit hat uns fast alles gekostet – unsere Beziehung, meine psychische Stabilität, mein Gefühl von Sicherheit. Ich bin seitdem in Therapie, um wieder zu mir selbst zu finden.
Und nur 1,5 Jahre nach dieser traumatischen Geburt hielt ich plötzlich wieder einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen obwohl ich mir geschworen habe: Ich möchte nie wieder schwanger sein. Wir hatten verhütet, wahrscheinlich war es eine Panne. Es passierte nach einem einzigen Mal Sex in einem Monat, in dem wir eigentlich kaum noch Nähe gefunden hatten.
Ich war drei Tage überfällig.
Meine Hände zitterten, als ich den Test machte. Zwei klare Linien – und diesmal kein Herzklopfen vor Freude, keine Tränen des Glücks. Nur Angst, Trauer und ein tiefes, körperliches Gefühl von Nein.
Ich habe mich in dieser Schwangerschaft nicht wohlgefühlt. Jedes Symptom, die Übelkeit, fühlte sich fremd an, als gehöre es nicht zu mir. Ich saß nachts weinend da, während mein Sohn wieder einmal wach war, und fühlte mich einfach nur überfordert.
Alles in mir schrie danach, dass ich das nicht noch einmal schaffen würde.
Mein Mann sagte nach einem anfänglichen Schockmoment, es sei meine Entscheidung, denn es ist mein Körper. Und in diesem Moment wusste ich, dass sie längst gefallen war. Ich konnte diese Schwangerschaft nicht fortführen – nicht für mich, nicht für meinen Sohn, nicht für uns als Familie. Wir lieben unser Kind über alles, aber wir hätten diese erneute Zerreißprobe nicht überstanden.
Als ich beschloss, den Weg des Abbruchs zu gehen, blutete mein Herz für all die Frauen, die sich nach einem Kind sehnen. Für die Mädels aus meiner alten Kinderwunsch-Community, die seit Jahren hoffen und kämpfen. Ich hätte nie gedacht, dass ich selbst einmal ungewollt schwanger sein würde – dieser Gedanke hat mich tief getroffen.
Das Paradoxe ist: Ich weiß, dass auch dieses Baby geliebt worden wäre.
Aber Liebe allein reicht manchmal nicht. Manchmal bedeutet Liebe, ehrlich zu sich selbst zu sein und loszulassen.
Ich bereue meine Entscheidung nicht. Ich spreche offen darüber. Und obwohl manchmal eine leise Traurigkeit bleibt, fühlt es sich richtig an. Selbstbestimmt. Friedlich. Es war eine Entscheidung aus Liebe – zu mir, zu meinem Sohn, zu uns.”
Liebe Jenny (*Name auf Wunsch geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.
WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]




Liebe Jenny,
danke, dass du diese Geschichte mit uns geteilt hast.
Ich habe auch so einen kleinen Sohn, fast in dem Alter von deinem.
Und ach, ich spüre da so so viel mehr hinter deinen Worten, als viele es je verstehen könnten.
So ein Kind ist geliebt. Zu 100%.
Doch diese Kinder fallen aus der Reihe.
Für mich war neben der permanenten Anstrengend das schlimmste, dass mir niemand geglaubt hat.
Es gab keine tröstenden oder aufbauenden Worte- schlimmer noch.
Wenn ein Kind nicht ist, wie die meisten Kinder. So wie es dir Leute eben kennen…
Dann sind in den Augen der anderen immer die Eltern Schuld.
Ich kann deine Entscheidung absolut verstehen und hätte genauso gehandelt. Neben einem solchen Kind ist kein Platz für weitere. Das täte niemanden gut.
Viele „normale“ Eltern können das sicher nicht verstehen.
Aber wie du so schön sagtest:
Wir sind nicht alleine.
Auch du nicht.
Mir hat es ein Buch sehr geholfen, Sicherheit in dieser psychisch wirklich schon traumatisierenden Situation zu finden.
So viel Freude, so viel Wut von Nora Imlau. Ich lege es dir sehr ans Herz und auch allen Eltern, deren Kind „anders“ ist.
Die in der Krabbelgruppe weinen wollen, weil ihnen dort bewusst wird, wie viel schwerer sie es haben.
Unsere Kinder sind anders.
Anders als viele Menschen behaupten, gibt es diese überall auf der Welt, auch im Urwald, überall.
Also an alle, die es hören müssen:
Es liegt nicht an euch!
Nora Imlau beschreibt es so:
40% der Kinder sind sehr entspannt.
Es sind diese, die wenig weinen.
40% sind etwas aktiver, sind malen unzufrieden, aber schnell beruhigbar.
Und dann gibt es unsere 20%
Die hochreaktiven. Imlau nennt sie gefühlsstark.
Sie sind biologisch im Hirn anders verknüpft. Haben schneller große Gefühle, können sich selbst nicht regulieren. Brauchen uns, unsere Nähe, das Tragen, das Singen, das auf uns Schlafen. Und trotzdem weinen sie und weinen sie. Mit ihnen ist alles richtig, sie sind anders normal.
Doch sie sind wenige und deswegen glauben uns auch so wenige, wenn wir erzählen, wie hart es ist.
Doch indem wir ALLES geben, machen wir alles richtig, auch wenn unser Umfeld uns oft spiegelt, wir täten zu viel!
Denn diese Kinder brauchen mehr um groß zu werden. Und wenn wir ihnen das richtige Rüstzeug mitgeben, dann werden sie es der Welt zeigen, wenn sie wollen.
Es hat einen Grund, warum diese Menschen nur 20% vertreten.
Imlau nennt sie liebevoll
„Das Salz in der Suppe der Evolution“
Ich habe ausgehohlt, doch es war mir total wichtig, dir und anderen das einmal zu erzählen. Was für wundervollen Kinder diese Systemsprenger sind. Und dass wir alles richtig machen, indem wir sie so lieben und geben geben geben.
Holt euch unbedingt dieses Buch, es hilft euch sehr, diesen Kampf zwischen Liebe und Selbstaufgabe besser durchschauen zu können.
Was ich damit sagen will:
Du hast einen wunderbaren Sohn und für den bist du die beste Mutter auf der Welt.
Du gehst sensibel voran, kennst deine Grenzen, über die du ohnehin jeden Tag gehen musst. Du bist für euch alle da.
Das war eine riesen Verantworten, diese Entscheidung zu treffen.
Und ich verstehe sie zutiefst.
Kein Grund für Scham oder sonst etwas.
Du machst das alles richtig.
Für dich und deine Familie.
Ich wünsche dir und allen Eltern mit gefühlsstarken Kindern Liebe und Kraft.
Hört auf euch, ihr macht das gut.