Quarantäne: Wer sieht und hört misshandelte und missbrauchte Kinder jetzt?

Kitas zu, Spielplätze gesperrt, Schwimmbäder, Vereine und Jugendzentren geschlossen: Damit das Coronavirus sich nicht weiter so schnell ausbreiten kann, müssen wir alle uns aktuell stark einschränken. Keine Frage, die Maßnahmen sind wichtig, um uns, unsere Familien und besonders alle Risikogruppen vor einer Infektion zu schützen. Aber ausgerechnet für die schwächsten Mitglieder unsere Gesellschaft könnte das schwerwiegende Folgen haben. Kinderschützer warnen jetzt davor, dass soziale Isolation durch Coronavirus und Quarantäne misshandelte und sexuell missbrauchte Kinder in große Gefahr bringen könnte – und zwar durch ihre Eltern.

Deutscher Kinderverein warnt: Isolation durch Coronavirus bringt Kinder in Gefahr

Ja, wir geben es zu: Home Office und geschlossene Kitas, die Kombination kann wirklich anstrengend sein. Dazu noch geschlossene Spielplätze und nahezu keine Möglichkeiten, unsere Kleinen außerhalb der eigenen vier Wände zu beschäftigen. Trotzdem genießen wir Mamas es doch auch ein bisschen, so viel Zeit mit unseren Zwergen zu verbringen, oder?

Aber wir müssen unseren Blick erweitern: leider sieht das nicht in allen Familien so aus!

Der Deutsche Kinderverein warnt jetzt davor, dass die Maßnahmen, mit denen das Coronavirus eingedämmt werden soll, misshandelte und missbrauchte Kinder in große Gefahr bringen könnte.

„Der Spielplatz ist zu, die Nachbarn gehen auf Distanz, das Kind ist mit seinen Eltern allein“, heißt es in einem Statement des Vereins. Die Kinder seien ihren Eltern schutzlos ausgeliefert. Geschäftsführer Rainer Rettinger fragt zu Recht: „Wer sieht und hört misshandelte und sexuell missbrauchte Kinder jetzt?“

„Zusammenleben in einer Familie kann anstrengend und überfordernd sein, für manche Kinder ist es lebensgefährlich.“

Viele Eltern sind schon ohne Coronakrise mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Wenn psychische Probleme oder vielleicht auch eine Sucht dazukommen, sind es häufig die Kinder, die am meisten darunter leiden. Für sie ist es darum besonders wichtig, in die Kita zu gehen, auf dem Spielplatz zu toben oder sich mit Freunden zu treffen. Durch diese Routinen im Alltag bekommen sie die Möglichkeit, eine Auszeit von zuhause zu nehmen. Gleichzeitig werden die Eltern in ihrer Überforderung entlastet.

Durch soziale Isolation als Maßnahme gegen das Coronavirus fallen diese Auszeiten weg, und das wochenlang. Im schlimmsten Fall muss die komplette Familie sogar in Quarantäne. Der Deutsche Kinderbund warnt in diesem Zusammenhang vor den hohen Dunkelziffern bei sexuellem Missbrauch sowie seelischer und körperlicher Gewalt.

Dazu bieten Beratungsstellen wie „Dunkelziffer e.V“ gerade keine persönlichen Sprechstunden an, die sonst täglich betroffene Kinder und Jungen betreuuen und psychologische Hilfe bieten. Aus der Not erheraus, müssen die Gespräche jetzt telefonisch stattfinden.

Wenn aus Eltern Täter und aus Kindern Opfer werden

Die ohnehin schon gefährdeten Kinder werden durch die (ohne Zweifel notwendigen) Maßnahmen für mehrere Wochen von der Außenwelt abgeschnitten.

Familien, bei denen die Beziehung zwischen Eltern und Kindern gut ist, arrangieren sich mit der Situation und genießen die Zeit, die sie jetzt miteinander verbringen können. Eltern die ohnehin schon überfordert sind, werden laut Kinderverein in dieser Lage leider schnell zu Tätern – und ihre Kinder zu Opfern.

Deutscher Kinderverein fordert Hilfsmaßnahmen für misshandelte Kinder

Wer gefährdete Kinder für viele Wochen von der Außenwelt abschneidet, braucht Konzepte im Umgang mit Familien, so der Kinderverein. Um den gefährdeten Kindern zu helfen, sind Hilfsangebote für die betroffenen Familien dringend notwendig. Deshalb fordern die Mitglieder schnelle Unterstützung für Online-Beratungsstellen, und zwar finanziell und personell. Außerdem soll die Jugendhilfe gezielt Lehrer/innen und Mitarbeiter/innen von Kitas ansprechen, weil diese häufig mitbekommen, in welchen Familien es Probleme geben könnte. Und zu guter Letzt sollen die Jugendämter mehr Mitarbeiter einstellen, um mehr Familien zuhause zu besuchen.

Coronavirus bringt misshandelte Kinder in Gefahr – wir alle können (und müssen/) helfen

Wenn wir diese Meldung lesen, bricht es uns Mamas wirklich das Herz!!!

Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir alle etwas tun, um den Kindern zu helfen. Falls euch auffällt, dass es einem Kind in eurer Umgebung nicht gut geht, oder ihr den Verdacht habt, dass es misshandelt oder missbraucht wird – bitte schaut nicht weg!

Wendet euch in diesem Fall an das Jugendamt, das geht notfalls auch anonym. Falls es um eine Straftat geht, informiert bitte auch die Polizei.

Weitere Telefonnummern:

Weißer Ring, Einrichtung für Opferhilfe und Opferschutz: Opfertelefon: 116 006

Bundesweit. Kostenfrei. Anonym.  7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.

Dunkelziffer. e.V.: 040 – 42 10 700 10 –

Montag – Donnerstag 9:00 Uhr – 16:30 Uhr und
Freitag von 9:00 Uhr – 14:00 Uhr

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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