Plan: Mütter, die Hartz IV bekommen, müssen Vollzeit arbeiten

Viele Mütter, die Hartz IV beziehen, suchen einen Teilzeitjob, damit sie sich neben der Arbeit weiter um die Kinder kümmern können. Wenn es nach der Bundesagentur für Arbeit geht, könnte damit bald Schluss ein. Denn ein Entwurf sieht jetzt vor, dass Hartz-IV-Mamas in Zukunft auch Vollzeitstellen annehmen müssen. Allerdings unter einer Voraussetzung.

Müssen arbeitslose Mütter bald Vollzeitstellen annehmen?

Ganz ehrlich, mit meinem Teilzeit-Job und der Betreuung meiner Kinder bin ich mehr als gut ausgelastet. Morgens bringe ich die Zwerge in die Kita, düse dann schnell ins Büro (oder nach Hause), hole die Zwei nachmittags wieder ab, und dann haben wir noch etwas Zeit, um einzukaufen, andere Dinge zu erledigen oder uns auch mal mit Freunden zu treffen, bevor es Abendbrot gibt. Klar, ich könnte die beiden auch für 10 Stunden in der Kita lassen und Vollzeit arbeiten gehen – jedenfalls theoretisch. Möchte ich aber nicht! Denn dann würde ich meine Kinder nur morgens nach dem Aufstehen kurz sehen, und sie abends direkt ins Bett bringen. Ehrlich gesagt keine Vorstellung, die mir besonders gefällt.

Für Mütter, die arbeitslos sind und Hartz IV bekommen, könnte das aber bald Realität werden. Denn die Bundesagentur für Arbeit hat jetzt einen Entwurf vorgelegt, nach dem sie auch Vollzeitstellen annehmen müssen – auch dann, wenn sie eigentlich nur einen Teilzeitjob suchen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Partner die Kinder betreuen kann, weil er ebenfalls arbeitslos ist.

Mütter wollen (zu) oft „nur“ in Teilzeit arbeiten

Bei dem Entwurf geht es allerdings  nicht darum, Müttern das Leben schwer zu machen. Stattdessen soll er dabei helfen, uns Mamas besser und dauerhaft in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Genau das ist laut Bundesagentur für Arbeit nämlich aktuell das Problem: Da zu viele arbeitslose Mütter „nur“ einen Teilzeitjob suchen würden, es aber mehr Vollzeit- als Teilzeitstellen gäbe, wären die Chancen, eine Stelle zu finden, deutlich geringer.

Deshalb sollen arbeitslose Mütter, die Hartz IV beziehen, zukünftig „grundsätzlich in Vollzeit“ als arbeitssuchend geführt werden.

Ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung?

Was für die Mütter neu ist, ist für die meisten Väter schon lange Realität. Wenn beide Elternteile Hartz IV beziehen, darf einer einen Teilzeitjob annehmen, wenn mindestens ein Kind jünger als 15 Jahre ist. In den meisten Fällen ist das nach wie vor die Mutter. Die neue Regelung soll (auch) dazu beitragen, diese klassische Rollenverteilung zu hinterfragen bzw. für mehr Gleichberechtigung sorgen. Heißt also, wer von beiden einen Vollzeitjob findet, muss ihn auch annehmen – ganz egal, ob Mutter oder Vater.

In dem Fall, dass beide Elternteile Hartz IV beziehen, wurde die Lebenssituation der Mütter laut Bundesagentur für Arbeit bisher nicht ausreichend berücksichtigt. „So wurde wurde beispielsweise ihr Stellengesuch ausschließlich in Teilzeit geführt, obwohl grundsätzlich auch der arbeitslose Partner die Kinderbetreuung hätte sicherstellen können“, heißt es in dem Entwurf. Während bei 52 % der arbeitssuchenden Mütter „kein zielführendes Handeln […] im Hinblick auf die Erhöhung der Integrationschancen“ vorgelegen habe, waren es bei den Vätern nur 35 %. Heißt übersetzt: Die Mütter würden sich häufig nicht genug anstrengen, um sich wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren – eben, weil sie „nur“ Teilzeitstellen suchen.

Ob und wann der neue Entwurf in Kraft tritt, steht aktuell noch nicht fest.

Was meint ihr: Ist es sinnvoll, dass auch Mütter, die Hartz IV beziehen, in Zukunft einen Vollzeitjob annehmen müssen? Und wird das dazu beitragen, dass mehr Papas sich um die Kinder kümmern, während die Mamas arbeiten gehen? Wir sind gespannt auf eure Meinung!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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Herr Mama
Herr Mama
Antworten  Michelle Weber
1 Jahr zuvor

Ja müssten sie, als damaliger alleinerziehender Vater kann ich für mich sagen das man oftmals unter Druck gesetzt wurde. Ich arbeitete in Teilzeit und Vollzeit war gar nicht möglich.. Sohn brauchte Therapien, Hilfe im Alltag. Da nimmt niemand Rücksicht.

Prinzessa
Prinzessa
1 Jahr zuvor

Ich glaube einige hier haben, den Artikel nicht gelesen oder nicht ganz verstanden bzw. wollen ihn nicht verstehen.
Es wird niemand gezwungen, es geht in erster Linie darum das sich die Mutter genau so wie der Partner auch Vollzeit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen muss. Hier geht es nicht um Alleinerziehende.
Frauen wollen Gleichberechtigung, hier ist sie und dann will man es doch nicht.
Viele Harz4 Mütter verstecken sich hinter der Mutterschaft, das sollte aber nicht zu Lasten der Steuerzahler gehen. Denn wenn jeder so denken würde, kann ein Sozialstaat nicht funktionieren.
Sorry aber meine Meinung. Erfahrungsgemäß, sind es genau die Frauen die sagen „ich möchte für meine Kinder da sein“ diejenigen, die sich nicht mal mit ihren Kinder beschäftigen. Die sieht man weder auf Spielplätzen, in Vereinen, auf Elternabenden oder auf Festen.
Wo der Wille ist, ist auch ein Weg.
Ich bin auch Mutter von zwei Kindern, gehe 35 Stunden arbeiten genau wie mein Mann. Natürlich bleibt der Haushalt überwiegend an mir hängen, dafür macht mein Mann andere Sache. Dennoch kommen unsere Kinder nicht zu kurz. Ein Tag hat 24 Stunden wenn man 8 Stunden jeweils für Schlaf und Arbeit abzieht bleiben noch ganze 8 Stunden für Kinder und Familie.

Regina Regenbogen
Regina Regenbogen
1 Jahr zuvor

Hi zusammen.
Also ich für meinen Teil bin leider schon viel zu lange vom Amt abhängig & würde gerne regelmäßig arbeiten gehen. Seit mein Sohn in den kiga gekommen ist, hab ich mehrere Anläufe unternommen wieder in einen Beruf zu kommen. Leider vergebens & selbst die Arbeitsagentur hat mich hängen lassen.
Was ich bis heute nicht verstehe. Inzwischen ist mein Sohn 13 Jahre alt, die Schulzeiten seit Corona sind absolute Katastrophe, weil ständig etwas ausfällt.
Natürlich könnte mein Sohn eine Zeit lang alleine sein, aber ich bin allein erziehend & habe absolut niemanden, der die Std. auffangen und sich um ihn kümmern könnte, wenn ich denn
endlich irgendwann wieder arbeiten sollte & das noch Vollzeit!?
Hat sich da überhaupt auch mal jemand Gedanken drum gemacht?
Alleinerziehende Mütter!
Werden die auch irgendwo im neuen Plan berücksichtigt???
Oder bleiben die weiter auf der Strecke?
Wieso wurde mir denn bisher trotz meinen Bemühungen nicht geholfen ?

Last edited 1 Jahr zuvor by Regina Regenbogen
Sophia
Sophia
1 Jahr zuvor

Zunächst muss hier zwischen erziehenden Paaren und alleinerziehenden unterschieden werden. Für alleinerziehende gilt dies nicht, sondern nur bei Paaren. Hier sollte es selbstverständlich sein, das zunächst einmal sichergestellt ist, das die Familie zu weit wie möglich selbst versorgen kann. Wer dabei als erstes die Chance auf Arbeit erhält, sollte hier die Chance ergreifen. Da ist Gleichberechtigung eben auch „Gleichverpflichtung“. Es ist nicht Aufgabe der (Steuer-)Gemeinschaft das festhalten an traditionellen rollenzuschreibungen zu finanzieren. Jeder kann in eine Notsituation kommen und zeitweise auf Leistungen angewiesen sein. Gar keine Frage. Traurig genug das viele Einkommen das heute nicht mehr ermöglichen. Jedoch gilt das nur wenn wir von Vollzeitstellen sprechen. Nur Teilzeit arbeiten zu wollen, ist leider ein Luxus den man sich auch leisten können muss. Das können viele nicht.
Bei alleinerziehenden sieht es anders aus. Hier wird Teilzeitarbeit auch weiterhin das regelmodell bleiben, es sei denn, wir reden über den alleinerziehenden Mann (hier gibt es in den traditionellen berufen kaum TZ stellen) oder auch die wachsende Anzahl von Frauen, die unabhängig vom Amt leben wollen und die Kinderbetreuung grandios organisiert haben. Dieser Gruppe gilt mein besonderer Respekt!

Nadine
Nadine
2 Jahre zuvor

Ich bin voll dagegen.
Bin selbst alleinerziehend und dann ist es noch schwieriger eine Vollzeitstelle zu finden.

Michelle Weber
Michelle Weber
2 Jahre zuvor

Was ist mit den Müttern die alleinerziehend sind müssen die dann auch vollzeit arbeiten gehen?

Heike
Heike
2 Jahre zuvor

Wer es sich leisten kann, kann ja gerne Teilzeit arbeiten. Wenn ich die allerdings von meinen Lohnnebenkosten mitfinanzieren muss, finde ich es nicht in Ordnung.

Chris
Chris
2 Jahre zuvor

Was kann es besseres für Kinder geben, als die liebevolle Betreuung zu Hause? Ich bin strikt dagegen, dass Mütter, die gern bei ihren Kindern bleiben, gezwungen werden, sie stundenlang in fremde Hände zu geben.
Wenn die Familienväter alle ein angemessenes Gehalt bekommen würden, wären die Frauen nicht gezwungen, ihre Kinder in ‚Aufbewahrungsstätten‘ zu geben. Ich bin arbeitslose Mutter, aber will vom Staat keine Unterstützung. Mein Mann verdient so viel, dass es zum Leben reicht. Sparen kann man nicht, aber wir kommen damit klar uns einzuschränken und nur alle paar Jahre mal einen Kurztrip machen zu können, damit die Kinder weder Hort noch Kita besuchen müssen. Sie fühlen sich wohl zu Hause, haben trotzdem Freunde und Verwandte zum spielen und ich bin glücklich, für die Kinder immer da sein zu können.

Svetlana
Svetlana
2 Jahre zuvor

Wahnsinn, das man an so etwas noch denken kann einer Vollzeitmama noch eine Vollzeitstelle an zu zwingen. Die Männer müssen Papa bleiben, denn sie sind gar nicht wie eine Mutter ausgestattet.
Als Frau und Mutter hat man gewisse eingeschaft das mit der Schwangerschaft und Geburt mitgewachsen und geboren wird. Mir tut Deutschland wirklich sehr leid, das diese Werte die von Schöpfer gegeben sind, werden verdreht und misschandelt.
Und so sehen dann die Menschen auch aus.

H.W. K.
H.W. K.
3 Jahre zuvor

Ein Schritt in Richtung Gleichberechtigung ist nie verkehrt, auch wenn damit verbunden ist, dass einigen gefühlt etwas genommen wird.
Wer hier biologische Gründe anführt um das Gegenteil zu argumentieren, ist ganz weit davon entfernt Gleichberechtigung im Geschlechterthema zu erlangen, und tut auch damit der Frauen-Emanzipation einen Bärendienst.
Also: Daumen hoch.

Franzi
Franzi
3 Jahre zuvor

Wenn man ernsthaftes Interesse daran hat einen Job zu finden findet man auch einen. Und wenn man arbeiten will und dann in erster Linie nur nach Teilzeit sucht schießt man sich selbst ins Knie.

Natürlich kann sicherlich jede Mama nachvollziehen, dass man seine Kinder nicht nur nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen, sehen will, ABER um überhaupt erst einmal Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen ist es keine schlechte Idee.

Ich bezweifle aber dass sich der Mann dann so viel mehr engagiert (Kinder – ja, aber Haushalt ???).

Wir leben in einem Sozialstaat und auch die die Sozialleistungen empfangen müssen schauen dass das irgendwann eben nicht mehr der Fall ist. Zu mal viele Arbeitgeber zwar Vollzeit ausschreiben, aber eine 25-, 30- oder 35-Std-Stelle auch denkbar ist! Geschweige denn dass manche Arbeitgeber gar nicht auf die Idee kommen Teilzeit auszuschreiben.

Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern (4,5 und 1 Jahr), arbeite 30 Std. und war Gott sei Dank noch nie vom Staat abhängig.

Fili
Fili
3 Jahre zuvor

Immer auf Kosten der Gesellschaft zu leben macht aber auch keinen Sinn und ist egoistisch und dauerhaft nicht tragbar !
Jeder sollte seinen Beitrag leisten und ein Vorbild für seine Kinder sein .
Ich arbeite Vollzeit, habe 2Kinder und bin alleinerziehend !

Maria
Maria
3 Jahre zuvor

Wenn die Frau in Vollzeit arbeiten möchte, kann sie es gerne tun. Aber eine Mutter zu zwingen, nichts bzw nicht viel vom Kind zu haben, finde ich unter aller Würde. Klar gibt es auch Beziehungen, in denen der Mann eine stärkere Bindung zum Kind hat und sich auch gut um den Haushalt kümmert, doch ist dies noch viel zu selten und wenn, dann wird die Frau vermutlich aus finanziellen Gründen von alleine eine Vollzeitstelle suchen. In den überwiegenden Fällen ist es jedoch so, dass die Mutter die ersten Jahre die Hauptbezugsperson ist und neben dem Vollzeitjob noch einkaufen, kochen und sauber machen müsste und sich auch ums Kind kümmern möchte, da es viele Männer (nicht alle) einfach nicht hinbekommen den Hausmann zu spielen. Es wäre in meinen Augen eine viel zu krasse physische sowie psychische Belastung für die meisten Frauen, wenn es wirklich ein Zwang werden sollte.

Grace
Grace
3 Jahre zuvor

Warum soll man immer weniger Familie und immer mehr Arbeit machen/haben. Macht kein Sinn in meinen Augen. Und warum soll man, was seit uhrzeiten existierte,biologisch nun mal Sinn mach, plötzlich die sich um die Kinder kümmern Mutter auch noch mit zusätzlich doppelter Arbeit belasten. Lasst die Mamas doch einfach mal Mamas sein und vorallem Glücklich als Familie. Dieser Druck der gemacht wird mit arbeiten, arbeiten, arbeiten tut niemanden letztendlich gut. Der Familie nicht, der Beziehung nicht und der Mutter selber auch nicht. Ich weiß aus eigener Erfahrung wovon ich rede.