Organisation der Familie: Tipps für alle, denen Oma und Opa fehlen

Kennst du das afrikanische Sprichwort: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen? Da ist was Wahres dran. Ohne Unterstützung ist es manchmal verdammt schwer, Kindererziehung, Job, Haushalt und Paarbeziehung unter einen Hut zu bekommen. Ach, was heißt schwer. Es ist so gut wie unmöglich! Wir Mamas bräuchten dazu quasi übermenschliche Kräfte für die Organisation unserer Familie. Das habe ich selbst in den letzten 18 Monaten als Mama immer wieder gemerkt…

Mama allein zu Haus mit Kind: Die (Groß-)Familie fehlt

Ganz klar: Das Leben in Europa hat viele Vorteile gegenüber dem Leben auf anderen Kontinenten. Aber eines ist hier viel schwieriger: Wir sind relativ viel mit unseren Kindern alleine. In anderen Ländern packen alle mit an: Oma, Opa, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Vor ein paar Jahrzehnten war das auch bei uns noch so. Wir lebten in Großfamilien zusammen. So fanden Eltern Entlastung, die Kinder hatten andere Kinder zum Spielen (ja, dafür gab es früher natürlich so einige andere Probleme…).

Heute müssen Eltern alles – mehr oder weniger – alleine stemmen. Das betrifft besonders uns Mamas. Denn meistens läuft es so, sobald der Nachwuchs auf der Welt ist: Papa geht nach einem oder zwei Monaten Elternzeit wieder arbeiten, Mama kümmert sich ums Baby. Wir leben weitgehend anonym unter Unbekannten in unseren Häusern, die Familie ist oft über das ganze Land verstreut. Wie bei mir: Meine Eltern und Geschwister wohnen weit weg, dazu kommt, dass mein Mann unter der Woche in einer anderen Stadt arbeitet.

Mit Baby oder Kleinkind alleine? Eine permanente Überforderung!

Das Problem: Wir sind nicht dafür gemacht, den ganzen Tag mit einem oder mehreren Kindern auf uns gestellt zu sein. Ein Kind zu erziehen, das (ver-)braucht unheimlich viel Energie, Hingabe, Stärke und Geduld. Mütter, die den ganzen Tag mit Baby oder Kleinkind alleine sind, befinden sich in einer Art permanenten Ausnahmesituation. Auch, wenn uns dieser Zustand selbst total normal vorkommt. Man kennt es nicht anders, ist ja bei allen anderen Familien auch so.

Dazu kommt dann ggf. noch der Stress, die Termine für die ganze Familie zu organisieren – Arzttermine, Playdates oder Kindergeburtstage. Und am besten alles gleichzeitig. Nicht umsonst gelten wir Mamas als perfekte Multitasker. On top dann noch der Druck, nach ein paar Monaten oder einem Jahr wieder in den Job einzusteigen. Unsere Überforderung merken wir daran, dass uns irgendwann mit Kind daheim die Decke auf den Kopf fällt, dass wir uns müde und ausgebrannt fühlen.

Dass wir manchmal an den Punkt kommen, an dem wir einfach nicht mehr können und alles hinwerfen wollen.

Du hast kein Dorf? Die Lösung: Suche dir ein „Ersatzdorf“!

Wenn Unterstützung durch Familie und Verwandtschaft fehlt, kann man sich diese auch anderweitig organisieren. Ja, dazu muss man teilweise kreativ werden, um die Ecke denken und auch mal über den eigenen Schatten springen. Niemand gibt gerne zu: Ich brauche Hilfe, ich schaffe es nicht mehr alleine. Aber ganz ehrlich: Die meisten Menschen haben Verständnis und helfen gerne. Ganz besonders die, die selbst Kinder haben oder hatten.

Nachbarn oder Freunde mehr einbinden: Gemeinsam stark zur Organisation der Familie

Ich habe Glück: Wir haben im Haus sehr nette und hilfsbereite Nachbarn. Sie sind zum Beispiel schon öfter vorbeigekommen, um für ein oder zwei Stunden mit Bruno zu spielen und mich so zu entlasten. Oder haben eine Suppe vorbeigebracht, wenn uns mal wieder ein fieser Virus erwischt hat. Man kann zum Beispiel auch super zusammen kochen oder gemeinsam die Bude aufräumen. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich Hilfsangebote von Nachbarn und Freunden nicht öfter in angenommen habe. Häufig habe ich mir gedacht: Ach komm, das schaffe ich auch noch. Ja, man schafft es auch noch. Doch zu welchem Preis?

Leihoma suchen: Oma hat zu viel Zeit, Mama zu wenig. Passt!

Als Bruno ein paar Monate alt war (und ich mit meinen Kräften so ziemlich am Ende), habe ich mir im Internet eine Leihoma gesucht. Leihomas bzw. Ersatzomas sind ältere Damen, die gegen ein kleines Taschengeld Familien unterstützen. Eine Win-Win-Situation für alle: Die Leihoma hat damit eine sinnstiftende Aufgabe, Mama wird entlastet. Unsere Leihoma kam ein- bis zwei Mal in der Woche und hat mit Bruno in der Wohnung gespielt, so dass ich Zeit für mich hatte. Außerdem sprang sie ein, wenn ich einen Termin beim Arzt hatte. Sie begleitete mich und wartete mit Bruno im Wartezimmer. Ganz wichtig ist natürlich, dass die Chemie stimmt und sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt.

Organisation der Familie: Mamas helfen Mamas

Es lohnt sich in Krabbelgruppen, Stillgruppen oder Rückbildungskursen zu fragen, wer Interesse an regelmäßigen Treffen mit gemeinsamer Kinderbetreuung hat. Das Ganze läuft dann so: Die Mamas bildet Teams (bewährt hat sich eine Gruppe von drei bis vier Müttern) und treffen sich ein- oder zwei Mal in der Woche für zwei bis vier Stunden. In dieser Zeit kann immer eine Mutter etwas für sich tun (Mails checken, einkaufen gehen, baden etc.). Die anderen Mamas passen in der Zeit auf die Kinder auf. Wenn sich alles nach ein paar Wochen eingespielt hat, kann die Mutter in der Zeit auch mal das Haus verlassen. Vorteil: Das Kind kommt so auch mit anderen Kindern in Kontakt.

Co-Working-Spaces mit Kind: Arbeit, Erholung und Kindererziehung unter einem Dach

Die Idee: Mehrere Mütter teilen sich ein Büro und haben ihre Babys oder Kleinkinder dabei. In Deutschland gibt es bereits mehrere Co-Working-Spaces mit daran angeschlossener Kinderbetreuung, beispielsweise „Coworking Toddler“ in Berlin. Manche Büros kommen ohne zusätzliche Betreuungspersonen aus, andere holen sich zum Beispiel eine Tagesmutter mit ins Boot. Das Tolle: Mama kann den Freiraum für konzentriertes Arbeiten nutzen, die Steuererklärung, die Planung des nächsten Kindergeburtstages, ein Hobby oder einfach zur Erholung.

Ja, es kostet manchmal Überwindung, sich Unterstützung zu organisieren. Doch es lohnt sich. Oft kann schon eine Stunde helfen, um den aufgebrauchten Akku wieder aufzuladen. Danach können wir Mamas uns wieder mit ganzer Power unseren wichtigsten Aufgaben widmen: Unseren Kindern und der Organisation der Familie. 

Corinna Siemokat
Ich arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin. Studiert habe ich Modejournalismus/Medienkommunikation, schreibe mittlerweile aber viel lieber über Frauen- und Familienthemen als über Fashion. Ganz besonders am Herzen liegt mir das Thema Vereinbarkeit. Dafür setze ich mich auch in meinem Job als Office Managerin bei Coworking Toddler (Kinderbetreuung + Coworking Space) ein. Ich lebe mit meinen zwei Söhnen (6 und 2 1/2 Jahre alt) in Berlin. Mit zwei kleinen Jungs Zuhause ist es oft wild und turbulent (die Autonomiephase bei K2 lässt grüßen…). Eine prima Inspirationsquelle für meine Artikel bei Echte Mamas! Wenn zwischen Spielplatz, Sporthalle und anderen spannenden Aktivitäten mit den Kids noch Zeit bleibt, gehe ich gerne joggen, zum Yoga oder entspanne in der Badewanne.

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