„Nachdem ich Corona hatte, ist mein Baby gegangen“

Die Corona-Zeit ist zum Glück schon eine ganze Weile vorbei, und die meisten von uns würden sie wohl am liebsten aus dem Gedächtnis streichen. Leider ist das nicht für alle möglich, denn einige Mamas (und auch Nicht-Mamas) müssen immer noch mit den Folgen oder ihren schlimmen Erinnerungen an die Zeit leben. Eine von ihnen ist Desiree. Sie war schwanger, als sie an Corona erkrankte. Trotz ihrer schweren Symptome gaben die Ärzte Entwarnung. Doch dann hörte plötzlich das Herz ihres Babys auf, zu schlagen. Heute ist Desiree überzeugt, dass ihr Sohn bewusst so entschieden hat. Ihre Erfahrungen und was ihr geholfen hat, hat Desiree uns in ihrer Echten Geschichte erzählt:

„Unser Sohn Neo Gabriel war ein absolutes Wunschkind. Ich wurde im zweiten Zyklus schwanger und habe zwei Tage später meinem Mann erzählt. Wir haben uns beide riesig auf unser kleines Wunder gefreut.

Die Schwangerschaft verlief normal und völlig ohne Komplikationen. Anfangs hatte ich nur etwas mit Übelkeit und Kreislaufproblemen zu kämpfen.

Dann hat mein Mann sich bei der Arbeit mit Corona angesteckt.

Obwohl er zuhause in Quarantäne war, habe ich mich auch bei ihm angesteckt. Ich hatte sehr starken Husten, Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Eine typische Grippe, die ich in der Form noch nie vorher hatte.

Ich habe sowohl mit meiner Frauenärztin als auch mit meinem Hausarzt immer wieder wegen des starken Hustens und allgemein wegen der Symptome gesprochen. Beide haben mir Entwarnung gegeben.

Als ich in der Nacht plötzlich starke Schmerzen hatte, bekam ich Angst. Ich war gerade in der 22. SSW und habe anfangs gar nicht daran gedacht, dass es vielleicht Wehen sein könnten. Morgens rief ich direkt den Rettungswagen und kam gegen 8 Uhr im Krankenhaus an.

Dort machte die Ärztin einen Ultraschall und stellte dabei fest, dass das Herz meines Sohnes nicht mehr schlug.

Leider wurde das von einer zweiten Ärztin dann bestätigt. Ich hatte in keinster Weise damit gerechnet, und meine Welt brach zusammen. Mir wurde gesagt, dass ich Neo auf natürlichem Weg zur Welt bringen müsse. Allerdings dauerte es bis 13 Uhr, bis ich in den Kreißsaal kam. In dieser Zeit kam einmal kurz der Anästhesist zu mir, um mich über die PDA aufzuklären.

Später wurde festgestellt, dass meine Corona-Erkrankung auf die Plazenta übergegangen ist, und mein Sohn dadurch nicht mehr richtig versorgt wurde.

Die restliche Zeit war ich komplett allein.

Mein Mann durfte wegen unserer Corona-Erkrankungen nicht zu mir. Ich musste den ganzen Geburtsweg allein gehen, wurde teilweise für mehrere Stunden allein und mit höllischen Schmerzen in einem Zimmer gelassen.

Ich wurde behandelt wie ein Sträfling, musste die ganze Zeit eine Maske tragen, bin mehrmals fast ohnmächtig geworden deshalb und habe mich einfach hilflos und allein gefühlt.

Erst als der Kleine auf die Welt kam, kam mein Mann in den Raum, weil er einfach vor dem Krankenhaus stand und dann doch rein gelassen wurde.

Es war die reinste Hölle und hat ein echtes Trauma in mir hinterlassen.

Auch für meinen Mann war es der absolute Horror. Er hat sich so ohnmächtig gefühlt und hat bis heute Schuldgefühle. Er wirft sich vor, dass er mich erstens angesteckt und zweitens alleingelassen hat, obwohl er für beides nichts kann. Ich mache ihm deshalb auch keine Vorwürfe.

Doch dieses Gefühl, allein, hilflos und ohnmächtig zu sein, hat etwas mit mir gemacht.

Ich sollte eine Nacht zur Kontrolle im Krankenhaus bleiben – wieder allein. Neo durfte zum Glück bei mir bleiben, bis ich nachts auf die Station verlegt wurde.

Am nächsten Tag wurde mein Mann von einem Pfarrer ins Krankenhaus geschleust, da er eigentlich wieder nicht reinkommen durfte, und hat unseren Sohn gesegnet.

Ich hätte mir mehr Verständnis, mehr Einfühlsamkeit und Unterstützung gewünscht.

Später haben mein Mann und ich an einem Seminar für trauernde Eltern teilgenommen. Dort habe ich mich viel mit anderen Menschen ausgetauscht, die das gleiche erleben mussten, und wir haben viel über unser Schicksal gesprochen.

Außerdem war ich fünf Wochen bei einer Kur. Auch das hat mir sehr geholfen. Ich habe dort zwei Mal mit einem Pfarrer und auch oft mit einer Therapeutin gesprochen – auch außerhalb der Therapiestunden. Während der Kur habe ich auch eine Frau kennengelernt, die mir sehr schnell ans Herz gewachsen und eine echte Freundin geworden ist.

Danach bin ich auch bei uns in der Nähe einige Male zur Therapie gegangen. Außerdem poste ich sehr viel in den Sozialen Medien über Neo, und es hilft mir sehr, über ihn zu sprechen.

Die Schwangerschaft mit meiner Regenbogentochter war von Angst und Unsicherheit geprägt.

Als ich die Kur begann, war ich im 5. Monat schwanger. Vor Ort habe ich eine Hebamme gefunden, die zwei bis drei Mal in die Klinik kam, um nach mir und der Kleinen zu schauen.

Ich wünsche mir noch ein weiteres Kind, doch die Angst des Verlustes wird immer da sein.

Auch wenn ich mir inzwischen sicher bin, dass Corona nicht der eigentlich Grund dafür war, dass unser Sohn gegangen ist.

Mittlerweile habe ich wieder Vertrauen in meinen Körper gewonnen und bin der Meinung, dass alles so kommt, wie es kommen soll. Ich bin mir sicher, mein Sohn hat sich ganz bewusst für diesen Weg entschieden. Seine Mission war es, bei mir den Fokus auf das Wichtigste im Leben zu lenken, die Beziehung zwischen meinem Mann und mir zu retten, und uns wieder enger zusammenzuschweißen.“

Liebe Desiree, vielen Dank, dass wir deine emotionale Geschichte teilen durften. Wir wünschen dir ganz viel Kraft und alles Liebe! <3


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Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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