„Das arme Kind. Wird wohl nicht viel von seiner Mutter mitbekommen.“ Solche Kommentare erhielt Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD), nachdem sie ihre Schwangerschaft öffentlich gemacht hat.
Während sie selbst in einem Linkedin-Post voller Vorfreude von ihrem Baby und der Unterstützung durch Partner, Familie und Team erzählt, offenbaren viele Reaktionen auf Social Media vor allem eins: Wie tief verankert alte Rollenbilder noch immer sind.
Wegen Schwangerschaft: „Ungeeignet für das Amt der Bauministerin.”
Zwischen all den Glückwünschen häuften sich Aussagen wie: „Mütter sollen doch an den Herd“ oder gar „Wieder mal so ein Fall, wo man echt nur AfD wählen muss.“ Andere bezeichneten sie als „ungeeignet für das Amt der Bauministerin“ oder meinten hämisch: „Das einzige zählbare Ergebnis nach 100 Tagen ist eine Schwangerschaft.“
Diese Kommentare, die Hubertz in einem zweiten Linkedin-Post teilt, sind nicht nur respektlos, sondern auch entlarvend. Sie zeigen: Leider gibt es noch immer viel zu viele Menschen, die Frauen auf ihre Rolle als Mutter reduzieren – und zwar so, dass berufliche Ambitionen als unvereinbar mit dem Mamasein gelten. Was auffällt: Niemand stellt solche Fragen, wenn ein Mann Vater wird. Niemand stellte infrage, ob sein Amt darunter leiden könnte oder ob er für die Familie sein Amt “niederlegen” sollte
Millionen Mütter machen es täglich vor – ungesehen
Genau dieser Doppelstandard zieht sich durch das Leben vieler Frauen. Karriere oder Kind? Verantwortung oder Fürsorge? Und kein Wunder, dass viele Frauen sich diese Frage stellen, als gäbe es für sie nur eine der beiden Optionen. Gesellschaftlich wird ihnen genau das gespiegelt, nicht zuletzt in der Kommentarspalte einer schwangeren Politikerin.
Dabei machen es Millionen Mütter in Deutschland jeden Tag vor: Sie tragen Verantwortung in ihrer Familie und in ihrem Beruf. Sie arbeiten, führen, organisieren – und begleiten gleichzeitig ihre Kinder mit all der Liebe, die sie haben.
Kind und Karriere: „Mut zum Sowohl-als-auch.”
Verena Hubertz selbst reagierte mit klaren Worten auf die Angriffe: „Ich bin mit starken Vorbildern aufgewachsen – meine Mutter und mein Vater waren beide berufstätig. In meiner Familie, im Freundeskreis und in meinem Umfeld gab es viele Frauen, die gezeigt haben: Es ist möglich, Beruf und Familie zu vereinbaren.“
Sie macht deutlich: „Ich möchte diesen Weg gehen, denn ich glaube fest daran, dass Verantwortung nicht endet, wenn ein neues Leben beginnt. Ich möchte vor allem zukünftigen Generationen zeigen, dass Frauen sich nicht immer zwischen Karriere oder Familie, Verantwortung oder Fürsorge entscheiden müssen. Denn das Leben zeigt sich für mich nicht im Entweder-oder, sondern im Mut zum Sowohl-als-auch.“
Sind wir nicht schon längt gleichberechtigt? Offensichtlich nicht!
Damit wird Hubertz zu einem wichtigen Vorbild. Die negativen Kommentare zeigen vor allem eins: Wir brauchen Frauen wie die Bauministerin, die öffentlich sichtbar machen, dass es möglich ist, ein Kind zu bekommen und zugleich ein Amt mit Verantwortung zu tragen. Es sollte selbstverständlich sein, aber offensichtlich ist es das nicht.
Das ist der Kern dieser Debatte: Es geht hier nicht nur um eine Ministerin. Es geht um ein Frauenbild, das immer noch in (zu) vielen Köpfen verankert zu sein scheint: dass Fürsorgearbeit nur bei Müttern gesehen wird – und berufliche Leistung nur bei Männern. Die Kommentare zu Hubertz’ Schwangerschaft zeigen, wie groß die Defizite in unserer Gesellschaft nach wie vor sind, wenn es um Gleichberechtigung geht.
Kind und Karriere: Niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen, beides zu wollen
Bei Echte Mamas erleben wir täglich, wie stark Frauen sind. Wir sehen die Mütter, die alles geben, die sich nicht verbiegen lassen und die trotz Vorurteilen ihren Weg gehen. Und wir sagen klar: Gleichberechtigung bedeutet, dass Frauen nicht mehr dafür abgestraft werden, dass sie beides wollen – Familie und Karriere.
Quellen:
Linkedin: Verena Hubertz, Verkündung ihrer Schwangerschaft, aufgerufen am 4. September 2025
Linkedin: Verena Hubertz, Entgegnung Kommentare, aufgerufen am 4. September 2025
Ich würde mich für sie freuen, wenn sie den Spagat hinbekommt. Wenn ihr Mann die Carearbeit übernimmt, warum nicht? Aber ich muss sagen, dass es sich immer so einfach anhört. Problem ist, Kinder kann man im Alltag kaum planen. Die erste Zeit läuft man nach ihrem Zeitplan und später ehrlich gesagt auch ;0)
Wir haben 4 Kinder, Mann arbeitet mehr als vollzeit und ich Halbtags. Es ist die organisatorische Hölle und macht mich fertig. Ich frag mich, wie Frau von der Leihen das gemacht hat. Sieht man seine Kinder überhaupt noch?
Jedenfalls wird es hart für sie und ich hoffe, dass sie gut vorbereitet ist. Irgendwie plant man ja erst mal nur bis zur Geburt und das geht meisten gut (wenn man nicht liegen muss, kotzt bis zum umfallen, Präeklampsie, Diabetes oder sonst was bekommt). Dann merkt man plötzlich seit, jetzt geht es ja erst richtig los. Ich bin gespannt und hoffe, dass sie uns teilhaben lässt. Es wäre ein wahnsinnig tolles Vorbild, aber ich hab da echt so meine Zweifel
Echt ekelhaft, dass die arme Frau so einen shitstorm bekommen hat. Würde einer ihrer Männlichen Kollegen Vater werden und es online bekannt geben, hätte der sich nicht mit dem shitstorm Rum ärgern müssen. 🙁
Ich finde es aber auch gut, dass es so viele positive Kommentare für sie gab. Auch von Männern.
Ich hoffe sie kann das bald vergessen und sich sowohl auf ihr Kind als auch auf ihre Karriere freuen.
Es ist doch heutzutage kaum möglich das „Mama am Herd“ bleibt… Selbst Frauen, die das gern wollen, sind doch meist gezwungen arbeiten zu gehen, weil sonst das Geld nicht reicht. Lieber eine Mama die arbeiten geht, als obdachlos oder ohne Essen, oder!? Also hier bei uns ist es nicht machbar. Wir sind zu viert. Mein Mann arbeitet Vollzeit, ich Teilzeit und wir kommen so schon kaum klar…