„Mein Kampf mit dem Abstillen – und wie ich ihn gewonnen habe.”

„Stillen war für mich eine total schöne und innige Erfahrung, die ich mit meiner zweiten Tochter machen konnte. Meine große Tochter konnte ich leider nicht gut stillen, da ich von Anfang an zu wenig Milch hatte. Sie hat aber ohne Probleme die Flasche genommen, deswegen war das für mich nicht so schlimm. Aber während der Schwangerschaft hatte ich immer gedacht, dass ich mein Baby ca. 6 Monate stillen werde.

Das war so mein Plan.

Ich hatte mir auch nie Gedanken gemacht, dass ich eventuell zu wenig Milch haben würde. Doch dann hat meine erste Tochter die ersten Wochen viel geschrien, obwohl ich sie fast rund um die Uhr gestillt habe. Leider ging das Ganze auch nur mit dem Stillhütchen, was sehr unpraktisch ist, aber immerhin hat es so geklappt. Das hat mich natürlich total gestresst. Ich wollte auch unbedingt stillen, weil es ja das Beste für das Baby sein soll und ich dachte, dass es sich auch irgendwie so gehört.

Dann versuchte ich, Milch abzupumpen, und siehe da, da kam nicht viel. Kein Wunder, dass sie so unzufrieden war und ständig an meine Brust wollte. Von da an hat sie zusätzlich eine Flasche bekommen und die machte sie richtig satt und zufrieden. Also habe ich mich nicht mehr stressen lassen. Es gab für mich nichts Wichtigeres, als dass meine Tochter satt wurde, egal wie.

Von da hat sie nur noch zum Einschlafen ein bisschen genuckelt, aber ihre Mahlzeiten bekam sie durch die Flasche.

Die hat sie echt geliebt. Bis sie drei Jahre war, hat sie sie zum Einschlafen gebraucht. Sie ist inzwischen fünf Jahre und braucht natürlich keine mehr. 😊 Als ich mit meiner zweiten Tochter schwanger war, habe ich mir eigentlich gar keine Gedanken mehr über das Stillen gemacht. Es hat mich überhaupt nicht gestresst. Ich dachte mir, wenn es dieses Mal klappt ist es schön, wenn nicht, dann gibt es ja zum Glück eine Alternative.

Es hat mich dann doch sehr überrascht, dass es mit meiner zweiten Tochter ganz ohne Probleme und auch ohne Stillhütchen funktioniert hat. Eine sehr schöne Erfahrung und auch eine so einfache. Man hat ja immer alles dabei, was man braucht. Trotzdem wollte ich mir sicher sein, dass sie auch genug erwischt und gab ihr zusätzlich auch hin und wieder eine Flasche.

Die hat sie anfangs auch ohne Probleme genommen.

Ich hatte irgendwie immer schon den Gedanken, dass ich sie eines Tages von meiner Brust wieder losbekommen möchte, daher wollte ich sie gleich daran gewöhnen, beides zu akzeptieren. Mein Plan war es auch hier wieder, ca. 6 Monate zu stillen. Das war aber wieder nur mein Plan. Denn mit ca. drei Monaten hatte sie die Flasche immer wieder verweigert. Ich gab zwar nicht auf, aber gebracht hat es nichts. Keine Ahnung warum, aber sie hatte gar keine Lust darauf.

Sämtliche Flaschen und auch andere Pulver hatte ich probiert, keine Chance. Also wurde nur noch gestillt. Mit 4,5 Monaten hat sie angefangen, Brei zu essen und mit sechs Monaten hat sie eigentlich fast alles schon probiert und auch gerne bei uns am Tisch mitgegessen. Somit brauchte sie meinen Busen nur noch zum Einschlafen und nicht mehr als Nahrungsquelle.

Die Nächte waren wirklich anstrengend.

Teilweise kam sie jede Stunde und wollte an die Brust. Immer nur kurz, aber trotzdem wurde sie wach und ich natürlich auch. Sie war bestimmt satt, das wusste ich, aber für sie war das kein Grund, ihre Gewohnheiten zu ändern, und kaum machte sie einen kleinen Augenaufschlag, wollte sie trinken. Es war sehr nervenaufreibend für mich.

Ich brachte sie um halb 8 ins Bett und hatte keinen einzigen Abend für mich und meinen Mann, weil sie spätestens eine Stunde später wieder geweint hat und sich nur durch das Stillen beruhigen ließ. So ging es bis zum Morgen dahin.

Für mich war die Sache klar: Zeit zum Abstillen.

Sie ist schon über ein halbes Jahr, isst alles mit und ich wollte wieder etwas Zeit für mich bzw. ein bisschen Flexibilität zurück. Ich wusste auch von einigen Freundinnen, dass die Nächte dann auch wieder besser werden, wenn abgestillt ist. Ich reduzierte als erstes am Tag das Einschlafstillen. Sie war zu dem Zeitpunkt 7,5 Monate. Das funktionierte relativ gut.

Ich ging am Tag öfter spazieren, damit sie ihr Schläfchen im Kinderwagen halten konnte und das klappte wunderbar. Später schaffte ich es auch, sie am Tag herumzutragen, bis sie eingeschlafen war. Auch das klappte überraschenderweise sehr gut. Am Abend waren beide Kinder meist sehr quengelig und anstrengend, da hatte ich oft keinen Nerv, das auch zum Einschlafen zu probieren und gab meiner Kleinen aus Bequemlichkeit immer die Brust zum Einschlafen.

Natürlich änderte sich so nichts.

Die Nächte blieben weiterhin sehr anstrengend und ich wurde dadurch sehr unzufrieden. Sie nahm auch keinen Schnuller und nach wie vor keine Flasche. Ich wusste wirklich nicht, wie ich das in der Nacht hinbekommen sollte. Ich hatte zu dem Zeitpunktalles über das Abstillen gegoogelt und auch versucht umzusetzen, aber immer wieder gab ich auf und meine Tochter gewann.

Es war halt auch das Einfachste und ich bin ein absoluter Gegner vom Weinen lassen. Ich kann das einfach nicht und bei meiner Tochter klang das auch immer so schrecklich! Doch als sie 9 Monate alt war, waren die Nächte katastrophaler denn je. Ich wollte einfach nicht mehr stillen, es war nur noch mühsam und sie brauchte es, wie gesagt, nur noch zum Beruhigen.

Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere, aber irgendwie war ich an diesem Tag besonders motiviert abzustillen.

Ich wollte meinen Körper wieder für mich haben – und auch wieder mehr Schlaf. Eine Bekannte hatte mir erzählt, dass wenn die Babys weinen, wenn sie nicht an die Brust dürfen, sie nicht aus Angst oder Trauer weinen, sondern einfach nur, weil sie verwirrt sind, weil ihre Gewohnheit bis jetzt eine andere war. Und das erschien mir logisch und ich verstand: Ich durfte mir ihre Tränen nicht so zu Herzen und so persönlich nehmen.

Und genau das machte ich an diesem Abend. Wir hatten unsere Abendroutine wie bisher. Aber statt mit ihr ins Bett zu steigen und sie trinken zu lassen, ging ich mit ihr im Schlafzimmer auf und ab. Ich wiegte sie zärtlich in meinem Arm und sang ein Schlaflied nach dem anderem. Ich redete ihr gut zu und erklärte ihr die Situation, auch wenn sie natürlich zu klein war, um irgendetwas zu verstehen.

Meine Stimme blieb ganz ruhig und entspannt.

Leider war sie das nicht. Sie weinte und brüllte, genau wie ich es immer befürchtet hatte. Ich wollte mein Kind wirklich nie schreien lassen, aber an diesem Abend habe ich es gemacht, auch wenn ich sie dabei nicht alleine gelassen habe. Ich habe mir aber immer wieder vor Augen gehalten, dass es ihr gut geht. Sie hat ihre Mama, die sie herumträgt, bis sie schläft und sie sicher niemals schreiend alleine ins Bett legen würde.

Nach 1,5 Stunden hat sie geschlafen. Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauern würde, aber als die Zeit so verging, konnte ich nicht mehr zurück. Ich dachte, ein zweites Mal schaffe ich das nicht. Sie tat mir einfach so leid. Aber dann hat sie endlich geschlafen, wenn auch nicht lange. Als sie nach ca. einer Stunde wieder wach wurde, nahm ich sie wieder hoch und ging wieder weiter herum. Sie hat zwar geweint, aber es war nicht mehr so herzzerreißend wie davor.

So ging es in dieser Nacht ein paar weitere Male dahin.

Jedes Mal, wenn sie wach wurde, hat sie aus einem Schnabelbecher Wasser getrunken. Durst hatte sie auf alle Fälle. Und sie nahm den Becher ohne Probleme. Dann musste ich wieder etwas herumgehen, bis sie eingeschlafen war. Die erste Nacht haben wir so geschafft. Die zweite war ähnlich, aber nicht mehr so dramatisch. Sie weinte zwar wieder beim Einschlafen, als ich mit ihr herumspaziert bin und gesungen habe. Aber es klang bei Weitem nicht mehr so schrecklich.

Bei jedem Mal wachwerden, gab ich ihr was zu trinken und schaukelte sie danach wieder in den Schlaf. Wieder hielt ich mir vor Augen, dass sie nicht weint, weil sie Angst hat. Sie hat ja mich, ich lasse sie nicht alleine. Auch diese Nacht haben wir irgendwie rumgekriegt.

Meine Brust schmerzte aber inzwischen sehr, so dass ich ausstreifen musste.

Das tat furchtbar weh, aber ich wusste ja wofür das Ganze gut war. Für mich war keine Zeit für Gejammere, ich musste das jetzt durchziehen. Die dritte Nacht war noch etwas besser, auch die Abstände des Wachwerdens wurden länger. Den schlimmsten Teil hatte ich also schon hinter mir. Nach vier Nächten verlangte sie nicht mal mehr meine Brust zum Einschlafen, sondern legte sich gemütlich in meinen Arm und ließ mich Schlaflieder singen.

Ich war mittlerweile sehr entspannt und meine Kleine auch. Babys gewöhnen sich einfach so schnell an neue Abläufe und Gewohnheiten. Das war wirklich bemerkenswert. Ich hatte auch gar kein schlechtes Gewissen, weil ich ja wusste, dass es ihr gut geht. Nach einer Woche wurden die Nächte fast spitzenmäßig: Zweimal wach werden, zweimal kurz trinken und gleich wieder weiterschlafen.

Ich muss nicht mal mehr herum gehen, ich streichelte sie einfach und legte sie dicht an mich heran und sie schlief behütet wieder ein.

Seitdem bin ich wieder viel besser drauf und auch meine kleine Maus ist entspannter. Ich würde es jederzeit wieder so machen, einfach mit dem Gedanken, dass es den Kleinen gut geht und man sie dabei nie alleine lässt. Sie gewöhnen sich so schnell um und man hat ein bisschen Freiheit wieder gewonnen.”


Liebe Michi, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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