„Ich hab Papa viel lieber als dich!“ So reagierst du am besten auf „brutale“ Kindersätze

„Ich hasse dich!“ Wenn unser Kind so etwas zu uns sagt, kann das stärker schmerzen als eine Ohrfeige. Solche Worte gehen nämlich viel tiefer – dorthin, wo all unsere  Mama-Liebe, Mama-Ängste – und ja, manchmal auch unsere Mama-Wut — sitzen.   Mein persönlicher Apocalypse-now-Satz ist: „Du hast mich gar nicht lieb.“ Wenn er das wirklich denken würde, wäre ich eine komplette Versagerin, die ihre Kind ihre Liebe nicht anständig zeigen kann. Kennst du auch solche Momente? Dann bist du nicht allein.

Fünf Klassiker der ultrabrutalen Kindersätze

  • „Du hast mich überhaupt nicht lieb“
  • „Ich hasse dich.“
  • „Ich habe Papa viel lieber als dich“
  • „Du bist die böseste Mama überhaupt“
  • „Ich wünschte, es gäbe dich gar nicht“

Na, hast du einen dieser Sätze auch schon mal gehört? Dann bist du nicht allein – übrigens auch nicht mit deiner Hilflosigkeit und der Angst, dein Kind würde dich nicht sonderlich mögen. Diese Mischung aus Schmerz und Ärger, die solche Worte in uns auslösen, macht uns nicht gerade zu vernünftigeren Menschen. Schon krass, wie Kinder spielend Knöpfe bei uns drücken, von denen wir bis dahin nicht einmal wussten, dass sie existieren.

Jetzt bloß nicht ausrasten

Manchmal fühlt sich ein Wutanfall unserer Kinder so heftig an, dass es schwer sein kann, Zugang zu unseren liebevollen Gefühlen für sie zu finden. Vor kurzem habe ich einen Roman gelesen, indem eine verzweifelte Dreifachmutter ihrer jüngsten Teenie-Tochter in einer solchen Situation entgegen brüllt, dass sie sich wünschte, sie hätte sie nie bekommen. Die darauffolgenden Konsequenzen waren… nicht schön.

Wütend mit einer Gegenbeleidigung zu reagieren, wäre fatal. Dein Kind würde lernen, dass dies die  angemessene Reaktion auf den Ärger anderer ist. Dass Anbrüllen keine Option ist, war dir aber sicher schon vorher klar. Meistens auch nicht hilfreich, auch wenn es nicht gebrüllt wird: „So kannst du nicht mit mir reden.“ Doch, es kann, wie du gerade gesehen hast. Soll es das nochmal beweisen? Wenigstens etwas, das dein Kind in dieser Situation kontrollieren kann, wo es  sich doch eigentlich gerade so verdammt hilflos fühlt. Das ist nämlich das eigentliche Gefühl hinter so gut wie jeder Wut: Hilflosigkeit.

Das hilft dir und deinem Kind

Also atme tief durch und erinnere dich daran, was dein Kind gerade eigentlich fühlt. Wenn du mit ihm sprichst, denke daran, wieviel schon deine Körpersprache preisgibt. Dein Kind merkt es, wenn sie nicht zu deinen Worten passt. Also lockere deine verspannte Kiefermuskulatur ein wenig, bevor du etwas sagst wie: „Es tut mir leid, dass du so fühlst. Ein Eis gibt es heute aber trotzdem nicht.“ (Falls du die eigentliche Ursache für seinen Ärger kennst).

Du darfst dein Kind auch ruhig darauf hinweisen, dass dich die Worte verletzt haben. Versuche ihm das möglichst knapp und sachlich zu vermitteln. Es muss wissen, dass andere Menschen auch Gefühle und seine Worte Folgen haben. Wenn du aber sehr emotional an sein schlechtes Gewissen appellierst, wird es dein Kind gerade nur weiter aufwühlen und eventuell in eine schützende Abwehrhaltung bringen.

Versuche lieber, zu verstehen, welches Problem sich hinter den harten Worten deines Kindes verbirgt. Frage es behutsam danach. Das hilft deinem Kind, seinen Ärger und dessen Ursprung besser zu verstehen. So lernt es nach und nach, besser damit umzugehen und sich nicht so schnell überwältigen zu lassen. Es hilft aber auch dir, indem es dich daran erinnert, dass es eigentlich gar nicht um dich geht. Dein Kind liebt dich! Wirklich!

Jana Stieler
Ich lebe mit Mann und Sohn im Süden Hamburgs – am Rande der Harburger "Berge" (Süddeutsche mal kurz weghören: Der höchste Punkt misst immerhin sagenhafte 155 Meter ü. M.). Wenn ich nicht gerade einen Text verfasse, liebe ich Outdoor-Abenteuer mit meiner Familie, lange Buch-Badewannen-Sessions mit mir allein und abendliches Serien-Binge-Watching.

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