„Mama, ich hasse dich!“ So reagierst du richtig auf diese verbale Ohrfeige

Es ist ein Klassiker: Ein Kind rennt von seiner Mama weg, schreit inbrünstig „Ich hasse dich!“ und wirft sich auf den Boden.

Wenn man selbst noch kein Kind hat und diese Szene als Außenstehende beobachtet, ist es leicht, sie nicht allzu erst zu nehmen. Natürlich hasst das Kind seine Mutter nicht, es ist nur gerade sehr, sehr wütend!

Aber es ist wie bei allem: Wenn erstmal diese einst unvorstellbar tiefen Mama-Gefühle ins Spiel kommen, werden wir unglaublich verletzlich. Wir würden unser Leben geben für unseren Schatz, lieben ihn grenzenlos – und er HASST UNS? Und so bleibt nach dieser Szenerie die Mama zurück, im Bauch ein ganz leeres Gefühl und manchmal auch in Tränen aufgelöst.

Aber natürlich stimmt es, und an sich wissen wir das ja auch: Unser Kind hasst uns nicht. Es fasst mit diesem Satz nur seine überschäumenden Gefühle zusammen, wenn ihm etwas gehörig gegen den Strich geht. Wahrscheinlich haben wir gerade etwas verboten oder waren anderweitig so richtig fies in den Augen dieses kleinen Menschens.

Die verletzenden Worte sind ein typischer, hilfloser Ausdruck dafür, dass das Kind nach Unabhängigkeit strebt, beachtet werden und die Situation verändern möchte. Sie sind die Fortsetzung von „Nein!“, dem ersten Wort, das unser Kind verstanden und benutzt hat, um seinen Unmut zu äußern.

Deswegen ist es wirklich wichtig, wenn auch schwer, seine Worte nicht persönlich zu nehmen. Und erwachsenen mit der Situation umzugehen. Denn auch, wenn wir uns vielleicht so manches Mal am liebsten selbst noch auf den Schoß unserer Mutter flüchten würden – wir sind die „Großen“, spätestens seit wir Mama sind.

Doch was heißt das? Wie können wir klug mit der Situation umgehen? Auch, wenn es nach dieser verbalen Ohrfeige vielleicht schwerfällt: Wir müssen konsequent bei unserem Verbot bleiben. Und das „H-Wort“ erstmal ignorieren. Auch wenn unser Schatz es wiederholt. Denn je weniger wir es beachten, umso uninteressanter wird es. Und wir werden es im besten Fall nie wieder hören.

Wenn wir so richtig sauer werden, heißt es, tief durchatmen, bis zehn zählen – und zur Not einfach einmal kurz ins Nebenzimmer flüchten.

Hat sich die Situation beruhigt, sollten wir dann doch noch einmal darauf zurückkommen, natürlich ganz ohne Vorwürfe. Denn eines ist sicher: Diese Heftigkeit seiner Gefühle lässt auch das Kind nicht unbeeindruckt.

Kleineren Kindern kann man erklären, warum die Liebe in der Familie so wichtig ist und dass sie auch ein Grund für das Verbot ist, wie: „Weil ich dich liebe, möchte ich, dass du gesund bleibst.“ (Und deshalb durftest du nicht auch noch den zweiten Schokoriegel essen oder ohne Schneehose nach draußen gehen.?

Ältere Kinder können schon ein wenig über den Tellerrand schauen und versuchen, die Perspektive des anderen zu sehen. Hier können wir nochmal in Ruhe erklären, warum wir etwas verboten haben. Wenn wir dann noch darüber sprechen, dass es passendere Sätze gibt, seinen Frust mitzuteilen, ebnet das schon mal einen ersten Weg für wichtige zwischenmenschliche Fähigkeiten in der Zukunft.

Das ist sicher alles leichter gesagt als getan. Aber wenn wir uns zumindest schon einmal theoretisch mit dieser Situation beschäftigen – es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir tatsächlich in sie geraten – fällt es uns zumindest ein bisschen leichter, sie elegant zu meistern.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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