Jedes zweite Kind kann nicht schwimmen: Sind die Eltern schuld?

Immer weniger Kinder im Grundschulalter können schwimmen und sind dementsprechend an Gewässern einer Gefahr ausgesetzt. In Hessen sind es sogar 60 Prozent der Grundschüler, die nicht oder nicht richtig schwimmen können. Das führt immer wieder zu tragischen Badeunfällen.

Eltern kümmern sich nicht um die Schwimmfähigkeiten ihrer Kinder

„Das Problem ist deutlich größer geworden“, sagt Florian Habersack, Vorsitzender des Schwimmvereins Wasserfreunde Fulda gegenüber der Fuldaer Zeitung. Für Habersack steht fest, dass den Grundschulen kein Vorwurf gemacht werden darf, denn dort ist der Schwimmunterricht zwar fest im Lehrplan integriert, es sei aber nicht die Aufgabe der Schule, den Kinder das Schwimmen von Grund auf beizubringen.

Stattdessen sieht er die Eltern in der Pflicht: „Zur Förderung gehört das Elternhaus dazu.“ Immer mehr Kinder kämen an die Grundschule, ohne überhaupt einmal ein Schwimmbecken betreten und schwimmen gelernt zu haben. Das sei alarmierend. Nicht nur Habersack, auch die DLRG beobachtet ein schwindendes Interesse von Eltern an der Schwimmausbildung ihrer Kinder.

Zeitgleich sei in Hessen die Nachfrage nach Schwimmkursen aktuell gering

Ein großes Problem ist, dass zunehmend Schwimmflächen fehlen. Zumindest in Hessen gibt es noch freie Plätze in Kinderschwimmkursen, aber eben immer weniger Schwimmbäder, in denen diese stattfinden können. Das bedeutet, dass Eltern weitere Fahrtwege in Kauf nehmen müssen, was sie womöglich abschreckt, ihr Kind anzumelden.

Julian Leitsch, Ausbildungsleiter des Bezirks Osthessen des DLRG, sieht eine klare Tendenz: „Eltern geben das Schwimmenlernen ihrer Kinder immer häufiger ab.“ Und wenn es dann keinen Schwimmkurs in der Nähe gibt, scheinen sie sich einfach damit abzufinden, dass ihr Kind nicht richtig schwimmen lernt. Doch zumindest die erste Wassergewöhnung sollten Eltern selbst in die Hand nehmen. Sollten sie, aber sie machen es leider in vielen Fällen nicht.

Insbesondere Kinder aus einkommensschwachen Haushalten sind betroffen

Leitsch stellt fest, dass vor allem Kinder aus einkommensschwachen Haushalten oft nicht schwimmen lernen, weil sie nicht die gleichen Möglichkeiten haben, wie Kinder aus besser situierten Haushalten. Zahlen einer Forsa-Umfrage belegen das: Die Hälfte (49 Prozent) der Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 2500 Euro kann nicht schwimmen. Bei Kindern aus einem Haushalt mit Einkommen über 4000 Euro sind es nur zwölf Prozent.

Aber sind wirklich nur die Eltern Schuld?

Nein, ganz so leicht ist es natürlich nicht. Letztendlich fehlen an einigen Orten die Gelder, um Schwimmbäder zu betreiben und Schwimmkurse flächendeckend anzubieten. Schließlich gibt es auch den anderen Fall, in dem Eltern verzweifelt versuchen, einen Platz in einem Schwimmkurs für ihr Kind zu ergattern und mit jahrelangen Wartelisten vertröstet werden. Wir haben HIER darüber berichtet. Manchmal bleibt den Eltern nichts anderes übrig, als den Kindern selbst das Schwimmen beizubringen oder das Risiko einzugehen.

Vielen Eltern wird es diesbezüglich genauso gehen wie meiner Kollegin Jana, die über fehlende Schwimmkurse schreibt: „Allerdings lässt bei unserem Sohn die Motivation schnell nach, wenn Mama oder Papa ihm etwas beibringen wollen, und ich habe selbst keine so dolle Schwimmtechnik. Einem ausgebildeten Trainer gelingt das viel besser. Außerdem sind mein Mann und ich berufstätig – da finden wir nicht immer die Zeit, so regelmäßig Schwimmen zu gehen, dass unser Sohn es am Ende sicher beherrscht.”

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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