„Ich lag 6 Tage in den Wehen, bevor mein Wunder zur Welt kam.”

„Ich bin Jenny, 38 Jahre alt, und ich habe im August meinen Sohn nach 6 Tagen Einleitung zur Welt gebracht.

Im Gegensatz zur Schwangerschaft mit meiner Tochter, die im Februar 2017 bei 37+5 auch nach einer Einleitung zur Welt kam, war diese Schwangerschaft ein Kinderspiel. Bei beiden Schwangerschaften musste ich mit insulinpflichtiger Gestationsdiabetes zurechtkommen. Das ist ein Grund, warum man spätestens bei 40+0 eingeleitet wird.

Bei meiner Tochter nahm ich alles mit.

Sie kam mit Hilfe der Kinderwunschklinik zustande. Nach fünf Fehlgeburten war es bei ihr anders. Ich wusste vom ersten Augenblick an, dass diese Kind zur Welt kommen wird. Doch die Schwangerschaft war schwierig: Trichterbildung, verkürzter Gebärmutterhals, 2x Krankenhaus mit Lungenreife und ständig liegen. Letztendlich half alles nichts.  Bis zur 36. SSW bekam ich Wehenhemmer. Als diese abgesetzt worden waren, stellte sich eine Präeklampsie ein. Mit Hilfe eines Wehentropfs und der Öffnung der Fruchtblase war sie dann nach insgesamt 5,5 Stunden geboren.

Als ich bei meinem Sohn wieder mit hohem Blutdruck und starkem Kopfweh zu kämpfen hatte, fuhren wir am 31.07.22 gegen 22.30 Uhr ins Krankenhaus. Zu dem Zeitpunkt war ich bei 37+6. Das Prozedere mit Überwachung, Kontrolle von Blut und Urin endete mit der Ansage: Wir leiten ein. Habe den Ärzten mitgeteilt, wie es bei meiner Tochter war: Wehentropf, Öffnung der Fruchtblase und danach nur noch wenige Stunden bis zur Geburt.

Es stand sowieso im Raum, früher einzuleiten, da zu wenig Fruchtwasser vorhanden war.

Sonntags kam ich ins Krankenhaus und am Dienstag begann die Einleitung. Erstmal gab es eine Tablette. Ja, es kamen Wehen, aber es tat sich nichts am Muttermund der schon bei 2,5 cm war, durchlässig, aber der Gebärmutterhals war noch nicht verstrichen. Am Ende des ersten Tages hatte ich relativ starke Wehen, die nichts brachten. Am 2. Tag war ich echt müde, denn ich hatte eine Wehennacht hinter mir. Aber es hatte sich so gut wie nichts getan. Mittwochs wurde dann mit Gel eingeleitet und bei der 2. Tour erfolgte ein Wehensturm. Holla die Waldfee.

Ach ja, wegen Corona durfte der Partner nur 2 Stunden am Tag da sein, zwischen 14 und 17 Uhr. Der Papa war aber zu Hause, 500 km entfernt, er musste arbeiten. Er kam erst einen Tag vor der Geburt. Donnerstag, am 3. Tag, versuchten wir den Wehentropf. Das war der entspannteste Tag, denn die Wehen waren fast weg, als er nach 4 Stunden abgemacht wurde.

Freitags wurde wieder mit Gel eingeleitet und auch diesmal hatte ich einen Wehensturm.

Der Muttermund war immerhin schon bei 4 cm, aber der Gebärmutterhals immer noch nicht verstrichen. Meine Leberwerte fingen an, sich zu verschlechtern und meine Angst vor einem Kaiserschnitt wuchs. Warum ich keinen Kaiserschnitt wollte? Ich hatte Angst vor den Schmerzen. Ja, lustig. Denn ich lag ununterbrochen seit 4 Tagen in den Wehen, die schmerzhaft waren und mich fast dazu brachten, einem Kaiserschnitt zuzustimmen.

Samstags kam meine Tochter mich endlich besuchen und an dem Tag setzten wir aus. Endlich was anderes als Kreißsaal und Treppen steigen. Hatte ich Wehen? Ja, aber ich gewöhnte mich irgendwie daran. Sonntags kam auch der Papa und ich wurde weiter mit Gel eingeleitet. Der Kaiserschnitt stand nun langsam unwiederbringlich im Raum. Es war immer noch eine Horrorvorstellung für mich. Tja, der nächste Wehensturm kündigte sich an. Also schon 5 Tage mit Einleitung und ja, ich war frustriert und genervt.

Zusätzlich musste ich schon 3 Bettnachbarinnen mit Baby im Arm sehen.

Ganz toll. Ich wollte einfach keine Wehen mehr. Montags wurde ich statt gegen 10 Uhr schon um halb 9 in den Kreißsaal gebeten. Die Hebamme war frisch aus dem Urlaub und sagte: ‚Heute kommt dein Kind.‘ Sie fragte nach der Geburt meiner Tochter und sagte dann: ‚Wir machen heute wieder einen Wehentropf, aber wir öffnen zusätzlich die Fruchtblase.‘ Ganz ehrlich, ich war erleichtert, denn dann würde mein Sohn endlich geboren werden.

Ich rief meinen Partner an und sagte zu ihm: ‚Du musst bis halb 12 hier sein, dann wird die Fruchtblase geöffnet und dann dauert es nicht mehr lange.‘ Letztendlich wurde die Fruchtblase dann erst um halb 1 geöffnet. Es war ein Wasserglas voll Flüssigkeit, normalerweise sollte es rund 1 Liter sein. Ich wollte direkt eine PDA, um nicht zu spät zu sein, wie bei meiner Tochter.

Ich wartete ca. 30 min stehend am Kreißbett und veratmete Wehen.

Die Anästhesie wurde benachrichtigt und ich sollte in den Aufwachraum kommen, da die Anästhesistin nicht in den Kreißsaal kommen konnte. Da hatte ich die erste Presswehe. Also wieder keine PDA für mich. ‚Scheiße‘, dachte ich nur, als mir das klar wurde. Auf dem Weg vom Flur zurück in den Kreißsaal klemmte der Papa leider versehentlich mein Bein im Türrahmen ein.

Das war schmerzhaft, weil das Einklemmen im Türrahmen einen Nerv im Becken einklemmte. Auf dem Kreißbett durfte ich dann endlich mitmachen. Mit der ersten Wehe war der Kopf geboren. Die Hebamme sagte noch, dass ich zu schnell sei, ich konnte mich aber nicht dagegen wehren. Mit der nächsten Wehe war mein Sternengucker schon geboren. Ich konnte es nicht glauben und wollte mich nicht aus dem Vierfüßlerstand setzen.

Erst nach einer Minute realisierte ich, dass mein Sohn um 14.25 Uhr geboren war.

Ich hatte zwei völlig unterschiedliche Einleitungen, die bei meiner Tochter war sehr angenehm, die bei meinem Sohn sehr lang. Trotzdem würde ich mich jederzeit wieder für eine Einleitung entscheiden. Aber vielleicht frage ich beim nächsten Mal nach einer PDA, BEVOR die Fruchtblase geöffnet wird.”


Liebe Jenny, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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