Ich habe mein Kind angeschrien, was kann ich jetzt tun?

Den meisten Eltern ist bewusst, dass Rumschreien alles andere als eine gute Erziehungsmethode ist. Früher dachtest du vielleicht: Eltern, die ihr Kind anbrüllen? Geht gar nicht! Wie kann man denn nur so die Fassung verlieren? Doch im ehrlichen und oft stressigen Alltag passiert es dann eben doch.

Du hast dein Kind schon gefühlte hundert Mal gebeten, sich endlich die Jacke anzuziehen und stattdessen folgt ein Trotzanfall dem nächsten. Ihr habt Zeitdruck und zum Frühstücken hattest du heute auch mal wieder keine Zeit: Irgendwann reißt dir einfach der Geduldsfaden. Also entlädt sich die ganze Wut und du brüllst los. Das ist nicht schön, aber menschlich.

Nie wolltest du dein Kind anschreien – und dann passiert es doch

Dass es aus Eltern mal herausplatzt, ist normal. Es sollte trotzdem nicht zu deinem typischen Erziehungsmittel werden. Denn ständiges Anschreien gilt als emotionale Misshandlung und kann für Kinder schlimme Auswirkungen haben. Es gefährdet eure Beziehung zueinander und schadet der seelischen Entwicklung.

Den meisten Eltern passiert es trotzdem, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Kurz verspürt man dabei vielleicht sogar Erleichterung, weil man endlich die negativen Gefühle rauslassen kann, aber danach kommt das schlechte Gewissen. Man wollte seine Kinder nie anschreien und dann ist es doch passiert. Doch wie bei vielen Dingen im Leben gilt auch hier: Keiner muss perfekt sein, das Wichtigste ist, den eigenen Fehler einzugestehen und Schadenbegrenzung zu betreiben.

Was du tun kannst, wenn du dein Kind angeschrien hast

Letztendlich sind Eltern keine Roboter, Kinder dürfen ruhig merken, dass Mama und Papa auch nur Menschen sind. Gleichzeitig sollten sie dann aber auch sehen, dass die Erwachsenen Verantwortung übernehmen. Daraus leiten sich auch gleich die ersten Schritte ab, die nach einem Brüll-Desaster zu tun sind:

1. Gestehe dir dein Fehlverhalten ein

Es ist passiert, du hast dein Kind so richtig angebrüllt. Schlimmstenfalls hast du dabei noch Dinge wie „Warum nervst du mich immer” oder „Nie kannst du dich benehmen” geschrien. Autsch. Solche Sätze sollten sich in den Kinderköpfen nicht verankern, sonst schaden sie dem Selbstwertgefühl. Der erste Schritt ist jetzt, dass du innehältst und dir bewusst wird, dass es nicht richtig war, dein Kind anzuschreien.

2. Übernehme Verantwortung und entschuldige dich

Du solltest deinem Kind zeigen, dass es dir leid tut, wie du es behandelt hast. Dabei reicht schon eine kurze Erklärung. Zum Beispiel können Eltern in so einer Situation sagen: „Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich war einfach so wütend, weil wir zu spät kommen.”

3. Wünsche und Bedürfnisse in Ruhe kommunizieren

Atme tief durch und versuche jetzt noch einmal – ganz in Ruhe – zu erklären, was du von deinem Kind möchtest.

4. Finde heraus, was genau dich so wütend gemacht hat

Der vierte Schritt ist das Reflektieren der Situation. Nimm dir bewusst ein paar Minuten Zeit, um darüber nachzudenken, warum du gereizt warst. Lag es wirklich nur an deinem Kind oder warst du aus anderen Gründen gestresst? Im besten Fall findest du deine Trigger, die du dann abschalten oder zumindest dämpfen kannst.

Du wirst immer häufiger wütend? Dann hole dir Hilfe!

Du musst dir selbst eingestehen, dass du regelmäßig ausrastest und ständig wütend bist? Wenn du dich mit allem überfordert fühlst und das Schreien zum Dauerzustand wird, ist es Zeit, dass du verstehst, dass es so nicht weitergehen kann. Suche dir Hilfe im Außen, damit es dir und deiner Familie bald wieder besser geht. Erste Hilfe für überforderte Eltern gibt es zum Beispiel beim Elterntelefon der Nummer gegen Kummer.

Seit 2001 ist das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ ein bundesweites Gesprächs-, Beratungs- und Informationsangebot, das Eltern und andere Erziehende in den oft schwierigen Fragen der Erziehung Ihrer Kinder unterstützt. Die kostenlose bundesweit einheitliche Rufnummer lautet: 0800 – 111 0 550.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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