„Ich bin eine fette Mutter und werde täglich deswegen diskriminiert.“

Alina hat sich lange auf ihre Schwangerschaft gefreut – und doch wurde diese Zeit von verletzenden Kommentaren und medizinischem Bodyshaming überschattet. In ihrer echten Geschichte erzählt sie, wie sie trotz all der Kritik gelernt hat, ihrem Körper zu vertrauen – und warum keine Frau sich für ihren Körper rechtfertigen sollte.

„Ich bin Alina, 33 Jahre alt, Mutter von zwei Söhnen und ganz frisch selbstständig im Bereich Social Media. Mein Leben heute ist bunt, laut, voller Liebe – und geprägt von Erfahrungen, die ich nicht für mich behalten möchte. Denn Bodyshaming in der Schwangerschaft und Mutterschaft ist real.

Und ich habe es selbst erlebt.

Als ich damals überfällig war, haben mein Mann und ich voller Hoffnung einen Schwangerschaftstest gemacht – und er war endlich positiv. Wir hatten einige Monate versucht, schwanger zu werden, und ich war oft davon überzeugt, dass es nicht klappen würde. Einfach, weil ich adipös bin. Das bekommt man ja immer wieder zu hören: „Das liegt am Fett.“ Umso größer war unsere Freude, als wir wussten – wir bekommen ein Baby!

Die Freude über ihre Schwangerschaft war riesig.

Die Freude über ihre Schwangerschaft war riesig. Foto: @alinafrie

Aber gleichzeitig war da auch die Angst. Ich hatte schon vorher befürchtet, dass mein Gewicht in der Schwangerschaft ein Thema werden würde – und genau so kam es. Ich dachte naiverweise: ‚Das wird schon, die freuen sich bestimmt alle mit mir.‘ Aber gleich einer der ersten Sätze meiner damaligen Frauenärztin war: ‚Sie müssen definitiv abnehmen. Andere Frauen haben das auch während der Schwangerschaft geschafft.‘

Das war der Anfang.

Bei jedem Termin gab es ähnliche Kommentare. Immer wieder: ‚Sie sind zu dick. Sie müssen abnehmen.‘ Nie freundlich, nie konstruktiv – immer herablassend. Ich ging mit Bauchschmerzen zu den Untersuchungen, obwohl man sich doch eigentlich auf Ultraschallbilder und kleine Fortschritte freuen sollte.

Ein besonders schlimmer Moment war die Feindiagnostik. Der Arzt sagte: ‚Sie sind zu fett, ich kann nichts sehen.‘ Dann drückte er das Ultraschallgerät so fest in meinen Bauch, dass ich Schmerzen hatte. ‚Das muss so, sonst sehe ich ja nichts‘, meinte er. Und dann kam der nächste Schock: Er sagte, er könne etwas Wichtiges nicht erkennen – etwas Lebensnotwendiges für mein Baby.

Ich musste sechs Stunden warten, bis ich wiederkommen durfte.

Sechs Stunden voller Angst, Schuldgefühle und dem Gedanken: ‚Ich bin eine schlechte Mutter … weil ich fett bin.‘ Am Nachmittag hieß es plötzlich: ‚Ach, jetzt liegt das Baby anders, jetzt sehe ich alles.‘ Es lag also gar nicht an meinem Körper – sondern an der Lage des Babys. Aber das wurde mir morgens nicht gesagt. Ich war den ganzen Tag in Angst versetzt worden – völlig umsonst.

Oder bei der Geburt. Ich hatte starke Schmerzen, war völlig entblößt, und die PDA ließ auf sich warten. Als ich unter Tränen fragte, wie lange es noch dauert, sagte die Anästhesistin: ‚Das ist ein weiter Weg, ich kann auch gehen.‘ Auch hier wieder der unterschwellige Vorwurf: ‚Du bist zu dick, das ist zu aufwendig.‘

Solche Aussagen entstehen aus Unwissen – oder aus Gleichgültigkeit.

Dabei gibt es viele übergewichtige Frauen. Ärzt:innen sollten wissen, wie man uns respektvoll behandelt. Ich habe daraus gelernt: Ich bin keine schlechte Mutter, nur weil ich fett bin. Mein Körper hat zwei Kinder auf die Welt gebracht. Das ist keine Schwäche, das ist Stärke.

Ich habe dann den Arzt gewechselt – das war die beste Entscheidung. Ich weiß heute: Ich bin gut, so wie ich bin. Ich bin das Beste für meine Kinder – unabhängig von der Zahl auf der Waage.

Alina ist stolze Mama von zwei Kindern.

Alina ist stolze Mama von zwei Kindern. Foto: @alinafrie

Und genau deshalb spreche ich auf Instagram so offen über diese Themen.

Damit sich keine andere Frau so fühlen muss, wie ich mich gefühlt habe. Damit niemand still leidet. Eine Ärztin hat mal zu mir gesagt: ‚Es gibt keine zu dicken Körper – nur falsche Anwender.‘

Und genau so ist es. Du hast das Recht, gut behandelt zu werden. Du hast das Recht, Grenzen zu setzen. Du bist genauso viel wert wie jede andere Mutter auch.”


Liebe Alina, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft! Wenn ihr mehr zu Alina erfahren möchtet, schaut gerne bei ihrem Instagram-Account vorbei: @alinafrie

Hier findest du noch mehr Erfahrungen zum Thema Bodyshaming von Eltern aus unserer Community:

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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Laura Dieckmann
Antworten  Irina
12 Tage zuvor

Liebe Irina, tausend Dank für deine Perspektive, die uns zum Nachdenken angeregt hat. Ganz liebe Grüße, Laura

Irina
Irina
16 Tage zuvor

Liebe Alina,
danke für deine Geschichte. Es gibt leider genügend unverschämte Ärzte, die kein Blatt vor den Mund nehmen und von Taktgefühl nichts verstehen oder nichts wissen wollen. Alle werden über einen Kamm geschert. Nach dem Motto: „Kenn ich einen, kenn ich alle.“ Besonders in dieser Zeit sollte jede Frau sich sicher fühlen und sich auf den Arzt verlassen können. Sie sollte keine Angst vor ihm haben und sich auch nicht schämen müssen. Natürlich darf man nicht vergessen Übergewicht ist und bleibt eine chronische Erkrankung und je mehr auf den Rippen desto mehr Gefahren kann es mit sich bringen. Es wird schließlich auch vom Rauchen und Alkohol abgeraten, weil es dem Kind schaden könnte. Übergewicht kann auch dem Kind schaden, weshalb es ratsam wäre mit starkem Übergewicht nicht allzu viel zuzunehmen. Dennoch sollte dieses Thema in Ruhe und ohne Vorwürfe vom Arzt angesprochen werden. Denn wenn schon einige Kilos mehr auf den Rippen sind, kann man diese in der Schwangerschaft nicht einfach wegzaubern. Bei mir war es so, dass ich intensiver betreut wurde und z. B. den Zuckertest beim Diabetologen durchführen lassen musste. Für die Feindiagnostik überwies mein Arzt mich in eine Klinik, weil er selbst mit seinem Gerät durch die Fettschicht nicht alles erkennen konnte. Worauf ich hinaus möchte. Man sollte sich im klaren sein bzw. man sollte sich damit rechtzeitig auseinandersetzen, dass manches umständlicher verlaufen kann und das Ärzte das Gewicht ansprechen werden. Manche reagieren sehr sensibel auf das Thema, weil sie Komplexe haben und auch gut gemeinten Rat oder Anordnung als Angriff aufnehmen. Genauso ratsam wäre es besser gegen solche Rüpelärzte gewappnet zu sein um sich nicht verrückt machen zu lassen oder noch schlimmer sich die Schwangerschaft verderben zu lassen. Wir können die Menschen um uns herum nicht ändern, aber sehr wohl die eigene Einstellung.