Wenn Homeschooling zur Belastung für die Familie wird

Mamasein war schon immer ein Fulltimejob! Doch neben Haushalt und Job zwingt einen Corona nun auch noch zum Homeschooling. Als Nicht-Pädagoge soll man jetzt also auch noch seinem Kind eines jener Fächer beibringen, bei dem man vielleicht schon selbst vor vielen Jahren abgeschalten hatte. Kein Wunder also, dass Familien sich nichts sehnlicher wünschen, als dass der Schulunterricht endlich wieder startet. Doch die Politik vertröstet einen bei diesem Thema von Woche zu Woche, was sich gerade für Familien als Belastungsprobe entpuppt.

„Die ersten zwei Wochen habe ich jeden Abend geweint“

Mama Cora (echter Name ist uns bekannt) aus unserer Community lebt mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann in Hamburg. Ihr Mann arbeitet Vollzeit, sie Teilzeit, der ältere Sohn geht in die sechste Klasse, die kleine Tochter ist noch im Kindergarten. Dass sie nun beide Kinder zuhause hat und diese mit ihrem Job und dem Haushalt unter einen Hut bringen muss, ist eine große Belastung. „Die ersten zwei Wochen habe ich jeden Abend geweint“, sagt sie. Das ganze Chaos, das Reinfinden in einen neuen Alltag, all das war anfangs sehr schwer.

Auch die Schulen und Lehrer haben in Sachen Homeschooling erstmal eine Weile gebraucht, um ihren Rhythmus zu finden. „Das hat die Situation natürlich nicht weniger kompliziert gemacht“, so Cora. „Jeder Lehrer musste sich überlegen, was er wollte, so haben wir die ersten zwei Wochen rund um die Uhr geschaut, wo was ankommt – ob per Mail, auf dem Schulserver oder in einem Forum.“

„Mein Kind hatte Angst, dass wir beim Homeschooling versagen“

Neben all dem Stress kamen zusätzlich zu den Aufgaben auch noch Abgabefristen und Benotungen. „Dafür, dass die Kinder zuhause neuen Stoff lernen müssen, gemeinsam mit ihren Eltern, waren die Erwartungen ganz schön hoch. Die Lehrer hatten teilweise utopische Vorstellungen, was bis wann abgegeben werden musste. Da wurde keine Rücksicht genommen, dass die Familien sowieso schon überfordert sind. Die Regel war ganz klar: wenn die Kinder es nicht bis dahin haben, wird es mit einer Note 6 benotet. Das hat die neue Situation nicht leichter gemacht. Mein Kind hatte Angst, dass wir beim Homeschooling versagen, er eine schlechte Note bekommt, weil wir es nicht schaffen“, erklärt Cora.

Offenheit, Zusammenhalt und ein strukturierter Tagesablauf helfen

„Anfangs hatten wir unsere Probleme, unsere Struktur zu finden. Da ist unsere kleine Tochter, die gleichzeitig betreut werden muss, der eigene Job und der Haushalt. Mittags muss das Essen auf den Tisch. Um all das muss ich mich ja irgendwie gleichzeitig kümmern. Mein Mann unterstützt mich wo er nur kann, aber als Hauptverdiener der Familie hat er natürlich noch mehr Stunden die Woche, die er arbeiten muss. Meist ist er zum Glück zuhause und kann die Kleine beschäftigen, während ich mich morgens eine halbe Stunde mit dem Großen hinsetze und gemeinsam mit ihm schaue, was heute zu tun ist. Dann ist er vier Stunden auf sich gestellt, macht bis um 13 Uhr Schule. Das klappt mittlerweile ganz gut, nachdem ich ihm anfangs klar gemacht habe, dass wir alle aufeinander angewiesen sind. Klar, wir sind die Eltern, aber wir brauchen seine Unterstützung, seine Eigenständigkeit, sonst ist das alles nicht machbar. Wir können das nur schaffen, wenn wir zusammenhalten. Zum Glück ist er in einem Alter, wo er das auch versteht und sich auch gut ein paar Stunden zurückziehen kann, um seine Schulaufgaben zu machen“, so Cora. „Mittlerweile ist auch die Schule ganz gut strukturiert, das macht es natürlich alles etwas leichter. Die Kids können sich die Aufgaben vom Server ziehen. Jedes Fach hat ein eigenes Forum, wo man Fragen an den Lehrer stellen kann. Für die Hauptfächer werden auch Videocalls angeboten, da kann er sich dann einwählen und dann werden gemeinsam Aufgaben durchgegangen. Das hilft schon etwas. Nachmittags nehmen wir uns dann immer nochmal ein Zeitfenster, um das zu besprechen, was er gemacht hat. Denn schließlich muss er das dann abgeben und dann wird ja auch eine Note draus gezogen, zumindest hier in Hamburg.“

Homeschooling nervt! Wann kommt endlich der reguläre Schulalltag?

Wie Cora hoffen auch viele andere Eltern darauf, dass ihre Kinder bald wieder normal zur Schule gehen können. Ab dieser Woche darf ihr Sohn zumindest schon einmal die Woche in den Unterricht der Kernfächer. Dennoch, die Stundenanzahl wird natürlich nicht erreicht. Also gibt es auch hier weiterhin jede Menge Aufgaben fürs Homeschooling.

Im Gegensatz zu Coras Sohn, haben andere Kinder nicht so viel Glück, denn bei manchen Klassen dauert es wohl noch bis nach den Maiferien, dass sie zumindest dann einen Tag die Woche in die Schule dürfen.

In Hamburg ist schon jetzt klar, dass es auch nach den Sommerferien, die dort schon Ende Juni starten, noch keinen regulären Schulalltag geben wird. Bleibt also weiterhin nur abzuwarten und durchzuhalten.

Tamara Müller
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.

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Corona-Quarantäne: Zuerst hab ich meine kinderlosen Freunde ein wenig beneidet...
3 Jahre zuvor

[…] fast unlösbar die Kombination Kinderbetreuung zu Hause und Homeoffice ist. Wer dabei auch noch Homeschooling betreiben muss – hat meinen vollen Respekt. Das wurde mir erspart, meine Tochter ist noch ein […]