„Warum ich beim Homeschooling inzwischen beide Augen zudrücke.“

Meine Tochter ist noch im Kita-Alter – und ich bin aktuell sehr froh darüber, dass sie noch nicht zur Schule geht und ich versuchen muss, mit ihr zu lernen. Denn dass das kein Zuckerschlecken ist, höre ich von vielen.

Auch unsere Echte Mama Janine (der echte Name ist uns bekannt) hat eine achtjährige Tochter, die gerade zu Hause büffeln muss. Wie das funktioniert, hat die 30jährige aus Bremen uns erzählt:

„Homeschooling – dieses Wort schon alleine, oder!?

Naja, als es damit losging, hatte ich erst etwas Angst, war dann aber schnell hochambitioniert. Endlich würde ich mal ganz genau mitbekommen, was sie so lernt. Könnte mir tolle Motivationsspiele ausdenken und sie so zielgerecht fördern, wie Lehrer es nicht können, die sich eben um eine ganze Klasse kümmern müssen. Und mit dem Grundschulstoff müsste ich ja nun auch problemlos klarkommen.

Ach, ich hatte so richtig Lust!

Als ein bisschen störend entpuppte sich dabei von Anfang an mein Job im Homeoffice 😉 Ich hatte uns den großen Tisch im Wohnzimmer als „Doppel-Arbeitsplatz“ eingerichtet. So wären wir zusammen, obwohl wir beide etwas zu tun hätten und wenn sie eine Frage hätte, wäre ich sofort parat.

Leute. Eine Frage? EINE Frage? Die Fragen prasselten nur so auf mich ein. Ein paar davon drehten sich tatsächlich um den Unterricht, ja. Aber die meisten drehten sich ums Essen („Was gibts denn heute? Ich hab Hunger.“), das Fernsehen („Wann läuft wieder The Voice Kids?“) oder IRGENDWAS , nur nicht die Schule („Lea hast eine neue L.O.L.-Puppe!“ „Guck mal, ich hab der Spinne eine Rutsche gebastelt!“ „Mama, was musst du grad machen?“).

Es war die Pest. Wirklich.

Ich hatte mir etwas vorgemacht, ich hatte einfach keine Zeit, sie besonders zu fördern – oder sie auch nur annähernd aqäquat bei ihren Aufgaben zu unterstützen.

Meine Tochter liebt die Schule und der Unterricht dort fiel ihr immer leicht. Aber beim Homeschooling, da streikt sie.

Ich konnte also kaum arbeiten, sie hat fast nichts geschafft… das hat mich richtig fertiggemacht. Dazu kamen all die kleinen Probleme, die sich die Politiker anscheinend nicht vorstellen können. Per Mail bekamen wir regelmäßig neue Arbeitsblätter zum Ausdrucken. Natürlich war irgendwann die Druckerpatrone leer (Murphy´s Gesetz, oder?) und ich müsste eine neue im Internet bestellen, weil die Läden wegen Corona geschlossen waren. Oder die Anhänge in den Lehrer-Mails fehlten ganz. Oder unser W-Lan zu Hause hatte Probleme.

Ich wurde immer saurer.

Auf mich, auf die Situation – und auch auf meine Tochter. Besonders letzteres war natürlich totaler Schwachsinn, aber ich konnte nicht aus meiner Haut.

Zum Glück fiel mir das irgendwann selbst auf, und ich trat auf die Notbremse.

Ich fing an, beim Homeschooling beide Augen zuzudrücken.

Ganz klar, sie muss das Mindestmaß an den Aufgaben erledigen. Sie soll ja nicht komplett den Anschluss verlieren.

Aber alles, was irgendwie darüber hinausgeht, irgendwelche Dinge, die ich mir als Förderung ausgedacht hatte, pädagogisch wertvolle Spiele, Sonderaufgaben… geschenkt. Das schaffen wir beide nicht, ohne uns die Köpfe einzuschlagen.

Wir müssen ganz klar darauf achten, schulisch am Ball zu bleiben, aber wir müssen auch auf unsere Laune und unsere Seelen achten. Denn all das wird noch ewig dauern, auch das hatten wir erst nicht gedacht. Da kann es doch nicht förderlich sein, die Kinder schon in den ersten Wochen so zu demotivieren.

Und so haben wir unsere Tage jetzt neu strukturiert.

Vormittags arbeite ich und meine Tochter beginnt mit ihren Aufgaben. So lange sie Lust hat und so weit sie kommt. Den Rest der Zeit beschäftigt sie sich, wie sie will. Und nachmittags machen wir dann zusammen den nötigen Rest. Und wenn der Server der Schule mal wieder überlastet ist und keine Infos ausspuckt, werde ich nicht mehr hektisch, ich sehe das als Zeichen, dass wir dann eben nichts mehr machen können an dem Tag.

Ganz ehrlich, spätestens jetzt sieht man mal wieder, warum Lehrer eine intensive und lange Ausbildung genossen haben. Wir Eltern können unsere Kinder unterstützen, aber wir können sicher nicht im Entferntesten eine Fachkraft ersetzen.

Und deswegen versuche ich es jetzt auch nicht mehr.“

Danke für deine Meinung, liebe Janine.

Verzweifelt ihr auch gerade im Homeoffice? Oder läuft es bei euch gut? Erzählt doch mal, wir freuen uns!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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