Herpes ist eine der am weitest verbreitetsten Krankheiten. Bei Erwachsenen ist sie unangenehm – gilt aber allgemein als ungefährlich. Doch bei Neugeborenen kann eine Infektion mit dem Herpes-Virus lebensbedrohlich sein. Wie du Herpes beim Baby erkennst, richtig handelst und dein Baby vor einer Infektion schützt, verraten wir dir hier.
1. Was genau ist Herpes?
Herpes ist eine Infektionskrankheit, die durch Herpes-simplex-Viren (HSV) ausgelöst wird. Es gibt zwei Untertypen vom Herpes-Virus: HSV-1, das Lippenherpes verursacht, und HSV-2, das sich meist am Genitalbereich zeigt. Schätzungsweise 80-90 % der Menschen tragen das Virus in sich, jedoch zeigen die meisten von ihnen keine Symptome. Nur ca. ein Drittel der Infizierten haben gelegentlich Herpessymptome wie:
- Bläschen im Mund-, Rachenraum oder im Genitalbereich
- Schwellungen der Lymphknoten
- Fieber
Die Symptome sind jedoch nicht durchgehend vorhanden, sondern zeigen sich besonders dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Das kann bei Erkältungen, Stress oder auch zu bestimmten Jahreszeiten der Fall sein. Im Mundraum oder im Genitalbereich bilden sich dann schmerzhafte Bläschen, die voller Herpes-Viren und somit hochinfektiös sind. Nach einer Weile platzen die Bläschen schließlich auf, verkrusten und heilen anschließend ab.
Die Bläschen bergen auch die höchste Ansteckungsgefahr – denn Herpes wird hauptsächlich über Körperkontakt übertragen (Schmierinfektion). Hat eine mit Herpes infizierte Person gerade keinen aktiven Herpes, sind die Erreger zwar ebenfalls vorhanden, jedoch die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken, ist nur gering.
Gegen Herpes gibt es keine Impfung und auch kein Medikament. Menschen, die infiziert sind, sind es ein Leben lang. Behandelt werden die Symptome: Gegen die Lippenbläschen kommen Pflaster und Cremes zum Einsatz, die die Vermehrung der Viren unterdrücken. Doch die Viren bleiben im Körper und können bei Immunschwäche wieder aktiv werden.
2. Ist Herpes für mein Baby gefährlich?
Für Erwachsene und ältere Kinder ist Herpes zwar sehr lästig und die Bläschen können durchaus schmerzhaft sein, jedoch gilt diese Infektion als relativ ungefährlich. Das Immunsystem kann die Herpes-Viren im Normalfall gut im Schach halten.
Für Neugeborene kann Herpes jedoch lebensbedrohlich sein, da ihre Immunabwehr noch nicht komplett entwickelt ist. Das Immunsystem von Babys ist noch nicht in der Lage, Herpes-Viren abzuwehren und einzugrenzen. Daher kann es passieren, dass sich die Infektion nicht auf ein Areal oder ein Organ beschränkt, sondern sich auf den ganzen Körper ausbreitet. Auch Gehirn, Lunge, Blut oder Leber können dann befallen sein. Besonders gefährlich ist Herpes für ein Baby in den ersten 6 Lebenswochen.
Babys können sich über die Mutter mit Herpes anstecken. War die Mutter vor der Schwangerschaft mit Herpes infiziert, werden die von ihrem Körper gebildeten Antikörper auch auf das Baby übertragen und schützen es zumindest teilweise vor der Infektion. Das ist jedoch nicht der Fall, wenn die Mutter in der späten Schwangerschaft das erste Mal an Herpes erkrankt. Es dauert nämlich Wochen, bis der Körper die passenden Antikörper bildet.
3. Herpes beim Baby erkennen: Das sind die Symptome
Herpes zeigt sich bei Babys und Kleinkindern anders als bei Erwachsenen. Herpesbläschen bekommen Kinder meist erst im Alter von ca. fünf Jahren. Herpes beim Baby zu erkennen, ist deshalb nicht immer einfach, denn viele Symptome können auch eine andere Erkrankung als Ursache haben. Zur Sicherheit solltest du dein Kind aber bei den folgenden Symptomen möglichst schnell zum Arzt bringen:
- Geröteter Mundraum
- Mundfäule
- Entzündete Stellen im Mund
- Verstärkter Speichelfluss
- Entzündungen des Auges
- Verweigern von Essen und Trinken
- Offensichtliche Schmerzen
- Hohes Fieber
- Krampfanfälle
- Lethargie
Selbst, wenn nur ein kleiner Verdacht einer Herpes-Infektion besteht, sollte dieser überprüft werden. Denn der Arzt kann deinem Baby die passende Behandlung gegen Herpes verschreiben. Bei Babys und Kleinkindern kommen schmerzstillende Gels, Paracetamol oder Ibuprofen zum Einsatz. Je früher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Erfolgschancen.
Besonders wichtig ist, dass dein Baby weiterhin ausreichend trinkt. Manche Babys haben solche Schmerzen im Mund, dass sie die Nahrungsaufnahme verweigern. In manchen Fällen ist es dann notwendig, die Kinder in einem Krankenhaus stationär zu behandeln.
4. Wie verläuft Herpes beim Baby?
Grundsätzlich unterscheidet man drei verschiedene Verlaufsformen von Herpes bei Babys. Und zwar je nachdem, welche Organe die Herpes-Viren befallen:
Die Haut (inklusive Schleimhaut und Augen)
Befällt Herpes die Haut des Babys, ist meist der Mundraum betroffen. Es kommt zur „Mundfäule“ – also einem geröteten Mundinnenraum, schmerzenden, entzündeten Stellen und verstärktem Speichelfluss. Bei dieser Form kann es außerdem zu Entzündungen des Auges und der Bindehaut kommen. Breitet sich die Infektion unkontrolliert aus, können bleibende Schäden an den Augen bleiben.
Das zentrale Nervensystem
Wenn das Herpes-Virus das zentrale Nervensystem des Babys befällt, kann dies zu einer Gehirn- oder Hirnhautentzündung führen. Symptome sind in diesem Fall Lethargie, Krampfanfälle, Fieber und Trinkschwäche. Die Folgen können Entwicklungsstörungen und bleibende neurologische Schäden sein.
Die inneren Organe
Bei der dritten Variante des Verlaufs befallen die Herpes-Viren schrittweise die inneren Organe. Besonders oft betroffen sind Leber, Lunge und das zentrale Nervensystem. Es kann zu einer Blutvergiftung kommen, nach und nach versagen schließlich die Organe. Wird Herpes nicht schnell behandelt, kann es tödlich für das Baby enden.
5. So kannst du dein Baby vor Herpes beschützen
Aktiver Herpes ist besonders ansteckend. Neugeborene sollten daher nicht in Kontakt mit Personen kommen, die Herpesbläschen haben. Babys in den ersten 6 Lebenswochen sind besonders gefährdet. Allerdings sollten sich Menschenmit aktivem Herpes möglichst von Kindern bis zu 1,5 Jahren fernhalten. Oder natürlich alternative Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel die Bläschen mit Pflastern abdecken oder einen Mundschutz tragen.
Besonders während der Schwangerschaft sind Herpes-Ausbrüche nicht selten. Denn das Immunsystem der werdenden Mama ist dann besonders belastet. Da sich die Viren bei der Geburt von der Mutter auf das Baby übertragen können, gilt besondere Vorsicht. Hat die Mutter Herpesbläschen im Genitalbereich während der Schwangerschaft, können diese mit speziellen Medikamenten behandelt werden. Sind zur Geburt Herpesbläschen im Genitalbereich, raten viele Ärzte zum Kaiserschnitt, um eine Ansteckung zu verhindern.
6. Wenn Eltern von Herpes betroffen sind
Da Herpes eine sehr weit verbreitete Krankheit ist, sind natürlich auch viele Eltern selbst betroffen. Oft wissen sie es gar nicht, da sie keine Symptome zeigen. In diesem Fall ist das Risiko einer Ansteckung minimal und es gibt im Normalfall nichts zu befürchten. Wenn die Eltern allerdings einen aktiven Herpes-Ausbruch haben, sollten sie am besten folgende Maßnahmen ergreifen:
- Bläschen mit Pflastern oder spezieller Creme abdecken
- Ggf. Mundschutz tragen
- Baby nicht küssen
- Kein gemeinsames Geschirr oder Besteck verwenden
- Auf Handhygiene achten
- Bläschen nicht berühren
Das Baby kann weiter gestillt werden, denn nur ganz selten bilden sich die Bläschen auch an der Brustwarze. Sollte das jedoch der Fall sein, musst du auf die Flasche zurückgreifen.
7. Was hilft gegen Herpes?
Die Behandlung von Herpes erfolgt bei Erwachsenen und älteren Kindern mit speziellen Cremes oder Pflastern, die die Bläschen abdecken, die Ausbreitung der Viren unterdrücken und den Heilungsprozess beschleunigen. Diese Medikamente enthalten meist Wirkstoffe wie Aciclovir oder Pencivir. Auch Zink oder Melissenextrakt kommen zum Einsatz. Die Behandlung sollte bereits möglichst bei den ersten Anzeichen einer Bläschenentstehung – zum Beispiel, wenn die Lippe kribbelt oder die Haut spannt – beginnen, denn so ist sie am effektivsten.
Schwangere und stillende Frauen sollten die Behandlung von Herpes immer mit einem Arzt besprechen, da einige Medikamente dann nicht oder nur begrenzt geeignet sind. Auch bei kleinen Kindern verschreibt am besten der Arzt bestimmte Präparate, die die Wirkstoffe in angepasster Menge enthalten.
Wir hoffen, wir konnten dir mit unseren Infos weiterhelfen. Und wenn du dich mit anderen Schwangeren und Mamas austauschen möchtest, dann komm in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas“ .