Ist Haare färben in der Schwangerschaft erlaubt?

Während der Schwangerschaft ist das Färben der Haare leider nicht ganz unkritisch. Das Thema kommt auch in unserer Community immer mal wieder auf – und mit ihm viele Fragen: Ist Ammoniak in den Haarfarben nun schädlich für Schwangere oder nicht? Können die Dämpfe beim Färben negative Auswirkungen auf das Ungeborene haben? Wir haben dazu Erfahrungen aus unserer Community mit dem Thema zusammengetragen und die Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus befragt.

Haare färben in der Schwangerschaft – die Frage aus unserer Community

Auch während der Schwangerschaft wollen werdende Mamas gut aussehen – und das Auffrischen der Haarfarbe und das Nachfärben des herausgewachsenen Haaransatzes gehört für viele einfach zur gewohnten Beauty-Routine dazu. Aber ist das während der Schwangerschaft überhaupt erlaubt – oder gesundheitsschädlich?

Das wollen auch immer wieder Mamas aus unserer Community wissen. Hier findet ihr den entsprechenden Thread, kommt gern in unsere geschlossene Community, um darüber mitzudiskutieren).

Screenshot zu einer Frage rund ums Haare färben in der Schwangerschaft aus unserer Echte-Mamas-Community

Die meisten Mamas aus unserer Community haben mit dem Färben der Haare während der Schwangerschaft keine schlechten Erfahrungen gemacht. Als riskant stufen sie allerdings die Dämpfe beim Färben ein – wobei Friseurinnen, die selbst Mamas geworden sind, sagen, ihren Kindern hätte sogar das permanente Einatmen der Dämpfe nicht geschadet. Wir lesen in den Beiträgen immer wieder, das Bleichen der Haare sei tabu.Das in den Haarfarben enthaltene Ammoniak sei hingegen unbedenklich – schwieriger sähe es da mit den Ersatzstoffen in Haarfärbemitteln aus, die auf Ammoniak verzichten.

Das wollten wir alles einmal genauer wissen und haben dazu die Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus befragt.

Dr. med. Susanne Steinkraus ist Fachärztin für Dermatologie,

Dr. med. Susanne Steinkraus ist Fachärztin für Dermatologie,
Ästhetik und Lasermedizin. Foto: Dr. Steinkraus

Liebe Frau Dr. Steinkraus, ist Haare färben während der Schwangerschaft erlaubt?

Dr. med. S. Steinkraus: Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass während der Schwangerschaft das Färben der Haare für Mütter und Ihr ungeborenes Baby ungefährlich ist. Manche Frauen reagieren während der Schwangerschaft empfindlicher auf äußere Einflüsse – beispielsweise mit einer Hautreaktion. Es liegen aber keine wissenschaftlichen Studien vor, die einen negativen Effekt des Haare Färbens während der Schwangerschaft auf das Baby nachweisen.

Die Produkte unterliegen strengen Testungen, insbesondere bei Strähnchen kommt die Kopfhaut wenig mit dem Produkt in Kontakt.

Welche Haarfärbe-Methoden gelten während der Schwangerschaft als sicher?

Dr. med. S. Steinkraus: Es gibt keine spezifischen Methoden, die als komplett sicher gelten, aber pflanzliche oder ammoniakfreie Haarfärbemittel werden oft als weniger schädlich angesehen. Es wird empfohlen, auf bleichende oder stark chemische Produkte zu verzichten.

Welche Nebenwirkungen kann das Haarefärben in der Schwangerschaft haben?

Dr. med. S. Steinkraus: Der strenge Geruch von Ammoniak und den Bleichmittel in den Haarfarben kann für einige Frauen, besonders zu Beginn der Schwangerschaft, sehr unangenehm sein oder sogar zu Übelkeit führen. Neben den Bedenken gegenüber chemischen Zusätzen des Färbemittels könnte auch dies ein Grund dafür sein, sich nach einer Alternative zu den herkömmlichen Produkten umzusehen.

Welche Vorsichtsmaßnahmen empfehlen Sie beim Färben?

Dr. med. S. Steinkraus:

  • Tragt beim Färben immer Handschuhe, um den Kontakt mit der Haut zu minimieren. Das solltet ihr, genauso wie Friseure, eh grundsätzlich machen, um Hautreaktionen zu vermeiden!
  • Nur in gut belüfteten Räumen färben.
  • Vermeidet Haarfärbemitteln, die Formaldehyd oder Bleichmittel enthalten.
  • Möglichst schonende, ammoniakfreie Haarfarben wählen.
  • Lieber auf Balayage oder Strähnen setzen, statt das komplette Haar zu färben, weil die Kopfhaut hierbei weniger mit dem Mittel in Kontakt kommt als beim Färben des kompletten Haares.
  • Bei kompletter Färbung lieber auf Tönungen statt Dauerhaarfarben setzen.
  • Vor dem Färben immer unbedingt einen Allergietest machen.
  • Besonders in der Schwangerschaft nur Produkte an die Haare lassen, die entsprechend getestet bzw. zertifiziert sind. Das gilt auch für pflanzliche Haarfarben!
  • Gründliches Ausspülen: Die Haarfarbe sollte nicht länger als nötig in den Haaren bleiben und anschließend gründlich ausgespült werden.

Gelten dieselben Regeln auch für das Färben der Haare in der Stillzeit?

Dr. med. S. Steinkraus: In Bezug auf das Stillen gibt es keine klaren Richtlinien, aber viele Experten empfehlen, während dieser Zeit vorsichtig zu sein und möglicherweise auf natürliche oder pflanzliche Alternativen zurückzugreifen, um das Baby nicht zu gefährden. Es ist jedoch ratsam, auch hierüber mit einem Arzt oder einer Ärztin zu sprechen.

Welche natürlichen Alternativen zum Haare färben können Sie empfehlen?

Dr. med. S. Steinkraus: Während der Schwangerschaft passiert so viel im Körper und es ist dann besonders wichtig, sich in seiner Haut wohlzufühlen. Wenn Haare färben dazu gehört, dann ist es immer ratsam, den Rat des Frauenarztes oder der Frauenärztin einzuholen. Es ist mehr als verständlich, wenn ihr während der Schwangerschaft auf chemische Mittel zum Haare färben verzichten möchtet.

Eine spezielle Haarfarbe für Schwangere gibt es zwar nicht, dafür aber zahlreiche natürliche Haarpflegeprodukte, die dem Haar zu Glanz und Geschmeidigkeit verhelfen.

Meine Tipps dazu:

  • Saure Spülung. Eine Alternative zum Färben während der Schwangerschaft könnte zuhause auch eine natürliche Spülung für mehr Glanz sein: Mische in zwei Liter Wasser 60 g Weinessig und spüle damit die Haare.
  • Kamille: Mit pflanzlichen Mitteln wie Kamille erzielt ihr zwar keine großen Effekte, und ganz sicher keine echte Blondierung, aber sie kann zumindest etwas aufhellen:
    • Kamillenblüten mit einem Liter kochendem Wasser aufgießen,
    • abkühlen lassen und
    • in die Haare einmassieren.
    • Unter Wärmeeinfluss (z. B. in der Sonne oder unter einem Handtuch) eine Stunde lang einwirken – dann ausspülen.
  • Zitrone: Ähnlich funktioniert das natürliche Aufhellen der Haare mit Zitrone:
    • Warmes Wasser + Zitronensaft oder Zitronenkonzentrat.
    • Die Einwirkzeit beträgt ebenfalls ca. eine Stunde. Sonneneinstrahlung kann die blondierende Wirkung verstärken.
  • Zwiebelschalen: Um einen Braunton zu erreichen, ca. 100 Gramm Zwiebelschalen mit einem Viertelliter Wasser aufkochen und solange ziehen lassen, bis das Wasser braun ist. Das abgekühlte Gemisch in die Haare geben und einwirken lassen.

Vielen Dank, Frau Dr. Steinkraus!

Haare färben in der Schwangerschaft: Erfahrung von Mama Wiebke

Nach den Tipps der Expertin habe ich jetzt noch eine ganz persönliche Erfahrung für euch. Meine Kollegin Wiebke aus der Echte Mamas-Redaktion färbt sich nämlich seit vielen Jahren die Haare rot. Wie sie das Thema in der Schwangerschaft erlebt und gelöst hat, erzählt sie euch hier:

„Ich färbe meine Haare schon, seit ich denken kann bzw. seit es altersmäßig erlaubt war. Von Kupfer über Aubergine bis hin zu Orange und (nicht geplantem) Grau war alles dabei. Am Anfang bin ich noch brav zum Friseur gegangen, doch das ging erstens irgendwann ganz schön ins Geld, und zweitens hat es viel mehr Spaß gemacht, die Haare selbst zu färben. Wenn nicht gerade ein ungeplantes Grau dabei herausgekommen ist 😉

Irgendwann habe ich gedacht, dass ich meine Haare sehr gern rot färben würde. Und zwar nicht Naturrot und auch nicht braun mit rötlichem Schimmer, sondern richtig rot. Das war vor über 20 Jahren und hat mir so gut gefallen, dass ich dabei geblieben bin. Ich habe glaube ich so ziemlich jeden knalligen Rot-Ton ausprobiert, den die Drogerieregale hergaben, bis meine Haare eine Pause von der Chemie brauchten. Dann habe ich Henna ausprobiert und bin eine Weile dabei geblieben.

Haarfarbe aus Henna ist in der Schwangerschaft grundsätzlich erlaubt – mit einer Ausnahme

Als ich schwanger wurde, habe ich zuerst ehrlich gesagt gar nicht darüber nachgedacht, ob ich die Haare jetzt weiter färben darf oder nicht. Erst als der nächst Friseurtermin anstand, kam das Thema zur Sprache. Meine Friseurin hat mir gesagt, dass es kein klares „Verbot“ gäbe, sie mir aber trotzdem von chemischen Farben abraten würde. Naturhaarfarben wie mein Henna fand sie grundsätzlich nicht so problematisch.

Mir war allerdings nicht klar, dass auch manchen Henna-Haarfarben chemische Bestandteile zugesetzt werden, um die Farbe dunkler zu machen. Von diesen Produkten warnt sogar das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) – sie sind für Schwangere nicht zu empfehlen.

Ich habe die Haare nur einmal in der Schwangerschaft gefärbt – mit Henna.

Wieder zuhause angekommen, habe ich direkt auf die Verpackung meiner Haarfarbe geschaut – und tatsächlich einen chemischen Zusatz gefunden. Damit war für mich klar: Während der Schwangerschaft ist auch diese Farbe (leider) tabu. Aber was sind schon neun Monate? Ganz schön lang, wie ich ein paar Wochen später feststellen musste. Irgendwann war ich so unglücklich mit dem herauswachsenden Ansatz, dass ich ein Henna-Rot ohne chemische Zusätze gekauft habe. Vorher gab es noch ein kurzes Gespräch mit meiner Ärztin, die mir grünes Licht gab.

Also habe ich meine Haare auch in der Schwangerschaft gefärbt, es blieb aber bei diesem einem Mal. Ich fand, das war ein guter Kompromiss. Denn auch, wenn es grundsätzlich erlaubt ist, wollte ich lieber auf Nummer sicher gehen. Und ganz ehrlich, den Geruch hätte ich auch kein zweites Mal haben müssen.“

Ilona Utzig

Hey, mein Name ist Ilona, ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Am liebsten direkt in Skandinavien - denn dank eines sehr langen Skandinavistik-Studiums spreche ich fließend Schwedisch, habe sehr viel Zeit im hohen Norden verbracht und liebe diesen Landstrich. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit ganz besonders am Herzen.

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