Equal Care Day: Verdientes Rampenlicht für deine Fürsorge-Arbeit

Wer organisiert bei euch den nächsten Arzttermin der Kinder, wer hilft morgens beim Anziehen und wer räumt auf und putzt? Kann es sein, dass du das meistens bist? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist sehr hoch, denn diese sogenannte Care-Arbeit wird immer noch überwiegend von Frauen übernommen.

Besonders gemein: obwohl alle auf die Fürsorge-Arbeit angewiesen sind, erfährt sie nur wenig Wertschätzung und Anerkennung. Doch das Phänomen betrifft nicht nur Familien, sondern erstreckt sich auf die ganze Gesellschaft. Um mehr Menschen darauf aufmerksam zu machen, gibt es den Equal Care Day. Er soll die „unsichtbare” Fürsorge-Arbeit endlich ins Rampenlicht holen. Es ist ein Projekt des gemeinnützigen Vereins klische*esc e.V. und wird in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen organisiert.

Warum der Equal Care Day so wichtig ist

Es fängt schon im Kleinen an, wenn dein Mann abends von der Arbeit nach Hause kommt und dich verwundert fragt, was du denn den ganzen Tag gemacht hast, dass du jetzt so müde bist. Dabei hattest du vielleicht ein krankes Kind daheim, hast Arzttermine vereinbart, den Familieneinkauf erledigt und das Essen gekocht. Doch deine Arbeit scheint für andere oft unsichtbar und wird entsprechend kaum honoriert.

Laut Zahlen des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verbringen Frauen täglich fünf Stunden und 18 Minuten mit Care-Arbeit, Männer dagegen nur zwei Stunden und 31 Minuten. Frauen sind also mehr als doppelt so lange mit den Fürsorge-Aufgaben beschäftigt.

Das wirkt sich auch auf die Arbeitszeiten von Frauen und Männern aus: Frauen nehmen die Teilzeitstelle, damit sie sich um Haushalt und Kinder kümmern können. Das zieht wiederum ein niedrigeres Einkommen nach sich. Kein Wunder, dass vielen Müttern die Altersarmut droht, und dass, obwohl sie immer 100 Prozent gegeben haben.

Mit Equal Care gegen Mental Load

Dieses Ungleichgewicht sorgt dafür, dass viele Mamas ständig unter Strom stehen. Selbst wenn dich dein Partner im Haushalt unterstützt, den größten Druck empfindet die Person, die sich verantwortlich fühlt und das sind meistens die Frauen.

Wenn die Last der Verantwortung konstant auf deinen Schultern liegt, spricht man von Mental Load. Damit ist die emotionale Überlastung bzw. Erschöpfung gemeint, die viele Mütter kennen. Ursache sind die unzähligen „unsichtbaren“ Aufgaben, die sie jeden Tag übernehmen, um das Familienleben zu organisieren. Schlimmstenfalls leiden Betroffene irgendwann unter Depressionen oder entwickeln ein Burn Out.

Wenn die Care-Arbeit nicht fair aufgeteilt wird: Eine Mama erzählt von ihrem Zusammenbruch

So ging es auch Mama Evelyn, die sich 12 Jahre lang alleine um den Haushalt und die vier gemeinsamen Kinder kümmert. Ihr Mann arbeitete in Vollzeit, Unterstützung bei der Care-Arbeit bekam sie von ihm nie. Als bei ihrem Sohn ADHS diagnostiziert wurde und sie zusätzlich verschiedene Arzt- und Therapietermine für ihn organisieren musste, kommt es zum Unausweichlichen: Evelyn erleidet einen kompletten Nervenzusammenbruch.

Sie erkrankt an Depressionen und Angstzuständen, verliert sehr viel Gewicht. Die Mama erkennt, dass sie viel zu lange die gesamte Fürsorge-Arbeit für ihre Familie alleine getragen hat und muss sich bei ihrem Mann durchsetzen, der ihre Belastung nie ernstgenommen hat. Ihre Geschichte ist ein Beispiel von vielen. Du kannst sie HIER in voller Länge nachlesen.

Equal Care betrifft nicht nur dein Familienleben, sondern möglicherweise auch deinen Job

Die Aufteilung von „Care” ist also momentan alles andere als „equal” und das nicht nur innerhalb der Familien. Auch beruflich, sind es in der überwältigenden Mehrheit die Frauen, die extrem fordernde Jobs im Fürsorge-Bereich übernehmen. Zusätzlich sind solche Jobs oft unterbezahlt. Erzieherinnen, Altenpflegerinnen, Krankenpflegerinnen leisten der Gesellschaft einen wichtigen Dienst und bekommen dafür immer noch viel zu wenig (finanzielle) Anerkennung.

Das kann sich nur ändern, wenn Aktionen wie der Equal Care Day immer wieder den Finger in die Wunde legen und Politiker*innen daran erinnern, wie wichtig es ist, bessere Bedingungen zu schaffen, für alle Menschen, die Care-Arbeit übernehmen, egal ob beruflich oder privat.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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