„Fremde Menschen beschuldigten mich der Kindesmisshandlung.”

„Mein Mann, unsere Tochter (vier Jahre), unser Sohn (zwei Jahre) und ich kamen heute aus dem Urlaub wieder. Wir hatten zwei Wochen gemeinsam mit meinen Eltern in unserem Ferienhaus in Spanien verbracht. Zwei wirklich schöne Wochen, natürlich auch mit anstrengenden Momenten dazwischen, aber im Großen und Ganzen wirklich entspannend.

Der Rückflug sollte um 9:50 Uhr gehen, was für uns bedeutete, dass wir um sechs Uhr aufstehen mussten, die letzten Sachen packen, zum Flughafen fahren, Mietwagen und Gepäck abgeben, uns von meinen Eltern verabschieden, die noch dort geblieben sind, und dann ab ins Flugzeug. Wir saßen bereits, alles war fertig zum Abheben, da kam die Durchsage, dass wir erst verspätet abfliegen können, weil der Luftraum sehr voll wäre.

Die Kinder waren inzwischen sehr hibbelig.

Der Kleine wollte plötzlich unbedingt auf die Toilette, obwohl er vorher noch nie Interesse am Töpfchentraining zeigte, da rollte das Flugzeug an. Also sitzen bleiben, Wut und Trauer meines Sohnes begleiten. Alles in allem weinte er dann 15 Minuten lang, wegen allem, was er zum Zeitpunkt des Startens eben nicht haben konnte oder machen durfte. Der Flug war dann ganz okay, die Kinder mit Entertainment und Essen gut beschäftigt.

Beim Landen war es etwas holperig, aber die Kinder fanden es lustig. Mich stresst so was allerdings sehr, obwohl ich schon oft geflogen bin. Wir dackelten dann zur Gepäckausgabe, wo wir wieder warten mussten. Als das Band endlich anrollte, waren die Kinder total außer sich, krochen übereinander, schleiften sich gegenseitig über den Boden und waren überhaupt nicht mehr zugänglich für irgendwelche verbalen Argumente.

Mir lagen die Nerven blank, ich wollte nur noch nach Hause.

Mein Mann stand am Gepäckband und ich habe versucht, der Kinder irgendwie Frau zu werden, als mir der Geduldsfaden riss. Ich kann noch nicht mal mehr sagen, was genau es war oder wann, aber ich packte beide Kinder an den Armen und zerrte sie auseinander und auf die Füße. Die Große guckte betroffen, der Kleine machte einfach weiter, wand sich in meinen Fingern, wollte wieder abhauen und lachte, während er immer weiter versuchte, seiner Schwester oder mir einen Tritt zu verpassen.

Also nahm ich ihn hoch, klemmte ihn mir zwischen Armen und Brust ein, doch das brachte auch nichts. Er hörte nicht zu, als ich lauter schimpfte, vor Wut biss ich in den Zipfel seiner Jacke, weil ich mir nicht mehr zu helfen wusste. Ich versuchte meine Stirn an seine zu legen, dass er mir wenigstens mal in die Augen schaute, aber keine Chance. In der Zwischenzeit hatte mein Mann tapfer einen unserer Koffer ergattert und die Große stand neben mir und wirkte ziemlich verloren.

Der Kleine hatte mittlerweile angefangen zu heulen, bis ich ihn ziemlich abrupt auf einen unserer Koffer absetzte.

Ich wies ihn an, dort zu bleiben und stopfte ihm einen Schnuller in den Mund. Endlich Ruhe – dachte ich! In dem Moment kam von hinten ein junger Mann aufbrausend an und bezichtigte mich des ‚Child abuse‘ (Anmerkung d. Redaktion: Kindesmisshandlung), weil ich mein Kind anschrie und ihm eine Kopfnuss verpasst hätte (er sprach Englisch mit mir, was aber auch nicht seine Muttersprache war).

Plötzlich kamen noch seine Freundin/Schwester und seine/ihre Mutter hinzu, redeten lautstark und wütend auf mich ein, was das denn soll, wie ich mit meinem Kind umgehe, und wurden immer lauter. Ich sagte immer wieder, es wäre nicht ihre Angelegenheit und mich anzuschreien mache es auch nicht besser, sie sollten einfach gehen. Tat natürlich keiner. Stattdessen wurde dann in dem Wortgefecht ein Handy gezückt, ich UND meine Kinder wurden gefilmt, mir wurde gedroht, mich ins Netz zu stellen, das Mädel hätte 5.000 Follower, das würde ‚die ganze Welt‘ sehen.

Währenddessen sagte ich zu dem Mädel (sie war vielleicht Anfang 20) immer wieder, sie solle bitte einfach gehen.

Meine Kinder saßen unterdessen stumm hinter mir und mussten mit ansehen, wie ihre Mutter von drei Fremden verbal angegangen wurde. Bis das Mädel dann irgendwann die Beherrschung verlor, und mich wegen meinem ständigen monotonen ‚Please go now!‘ heftig vor die Brust stieß. In dem Moment kam dann Sicherheitspersonal dazu, was die Sache schließlich auflöste. Mein Mann war auch irgendwann dazugekommen, wann weiß ich nicht mehr genau, und stritt sich mit dem jungen Mann, der die ganze Zeit mit seinem Handy draufgehalten hat.

Das Sicherheitspersonal schickte die drei dann irgendwann weg, ich den Tränen nahe, und kam dann zu uns, um zu fragen, ob alles okay wäre. Sie hätten sich die Vorwürfe angehört, aber die anderen davon überzeugt, keine Anzeige zu erstatten wegen Kindsmisshandlung. Ich habe die Situation so gut es ging noch geschildert, aber die Dame vom Sicherheitspersonal war nicht sehr hilfreich. Sie meinte, dass sich auch ein älteres Ehepaar negativ über mich geäußert hätte, aber wenn ich wegen des Stoßes Anzeige erstatten wolle, könne ich das natürlich tun.

Ich war ziemlich fassungslos, dass ich mich jetzt erklären sollte, und wollte einfach nur noch weg.

Das Ganze ist jetzt noch keine sechs Stunden her und noch immer ist mir schlecht und ich zittere, wenn ich daran denke. Was soll ich überhaupt denken? Haben die anderen recht? War es falsch? Natürlich sollte man sein Kind nicht anschreien oder körperlich werden, aber ich lasse meine Kinder auch nicht wahllos durch einen vollen Flughafen rennen, wo ich sie aus den Augen verlieren könnte oder sie ungewollt jemand anderen über den Haufen rennen oder selbst verletzt werden.

Ich verstehe immer noch nicht, wie die Situation so eskalieren konnte. Und natürlich gebe ich mir an allem die Schuld.


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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt.

Auch wenn ich selbst noch keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz.

Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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