„Die Erzieherin weigert sich, meinen 4-Jährigen Sohn zu wickeln.”

Dass Erzieherinnen in der Kita die Kleinen wickeln, gehört zunächst dazu. Aber was ist, wenn die Erzieherin nicht mehr wickeln will, weil das Kind in ihren Augen alt genug ist, um trocken zu sein? Das ist einer Mama aus unserer Community passiert, die Rat in unserer Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unser Fragen und Antworten” gesucht hat.

„Liebe Mamas, ich bin gerade echt am Ende. Unsere Kita weigert sich, meinen Sohn (4) zu wickeln. Seine Erzieherin meinte, sie macht es noch im alten Jahr und im neuen dann nicht mehr, da er so ein großer Junge ist. Er ist für sein Alter wirklich groß, aber ohne Windel kann er noch nicht. Ich bin gerade echt sauer. Was sagt ihr dazu? Hattet ihr sowas auch schon? Wie soll ich mich jetzt verhalten?”

Die Mutter, die lieber anonym bleiben möchte, ist verzweifelt.

Auch wenn ihr Sohn für sein Alter groß ist und viele gleichaltrige Kinder keine Windel mehr brauchen, sie kann ihn schließlich nicht zwingen, plötzlich windelfrei zu sein. Grundsätzlich gilt beim Trocken werden: Erst mit 18 bis 24 Monaten ist der Körper eines Kindes so weit, überhaupt nur zu spüren, dass es muss. Unter Stress unterdrückt ein Kind vielleicht sogar seinen Stuhl – und hat dann Bauchweh.

Generell sind Druck oder Schimpfen tabu. Deshalb sind auch Pipi in der Hose sowie Ausscheidungen niemals „Bäh“ oder „Igitt“. Selbst wenn dein Kind schon größer ist, macht es nicht in die Hose, um dich zu ärgern, sondern höchstwahrscheinlich, weil es den Druck auf Blase und Darm (insbesondere beim Spielen) noch nicht richtig wahrnimmt.

Wickeln in der Kita: Offenbar häufiger ein Problem

Ein paar Mamas mussten ähnliche Erfahrungen machen, so kommentiert eine unter den Beitrag in der Facebook-Gruppe:

„Mein Sohn (5) kann zuhause auf die Toilette gehen, aber unterwegs klappt es noch nicht mit dem Bescheid geben. Also wird morgens Pants angezogen, bis zur Kita, habe mehrfach darum gebeten, dass sie ihm dann die Pants auszieht und seine Boxershorts anzieht. Sie macht rein gar nichts, noch nicht mal die Pants wechseln. Also von 8 bis 14 Uhr lässt sie ihn in der Pants, trotz dass ich sie mehrfach darum gebeten habe.”

Doch so muss es nicht laufen, wie andere Kommentare zeigen:

„Ich habe leider selbst so ein Kind, das mit gerade 4 noch nicht auf die Toilette gehen möchte. Wenn jemand wüsste, was wir seit knapp 2 Jahren alles probieren, um ihn dazu zu motivieren! Aber mit Druck klappt es alles nicht. Gott sei Dank ist mein Sohn in einer Kita, die damit absolut kein Problem hat. Dort hat man verstanden, dass jedes Kind individuell ist und Trocken werden nichts mit ‚Faulheit der Eltern‘ zu tun hat.”

Und auch eine Erzieherin meldet sich zu Wort:

„Wenn dein Kind noch nicht so weit ist, dann ist das so. Man kann es gerne mit den Kinderarzt abklären, aber wenn organisch alles top ist, braucht es auch seine Zeit. Das hat auch nichts mit Training zu tun, ihn trocken zu bekommen. Ich würde mich unwohl fühlen mein Kind dort noch abzugeben.

Vielleicht [könntest du] das Gespräch mit der Leitung suchen, zusammen mit der Erzieherin. Klar ist es im Erzieher-Alltag nicht immer leicht mit vielen Kids und Personalmangel, aber das Kind in seinen Ausscheidungen zu lassen, ist ja auch nicht gesund. Liebe Grüße von einer Erzieherin, die auch ein Kind in der Gruppe hatte, was fünf war und noch eine Pants getragen hat.”

Sind Erzieher*innen verpflichtet, Kinder zu wickeln?

Feststeht, dass jedes Kind Anspruch auf einen Betreuungsplatz hat – egal, ob es noch Windeln benötigt oder nicht. Dennoch legen manche Betreuungseinrichtungen in ihrer Hausordnung fest, dass Kinder im Kindergarten, die also schon etwas älter sind, windelfrei sein müssen. Im Zweifelsfall lohnt sich also der Blick in die Aufnahmevoraussetzungen eures Kindergartens.

Wurde euer Kind aufgenommen, obwohl klar war, dass es noch Windeln benötigt? Dann müssen die Erzieher*innen dein Kind in der Regel auch wickeln oder die Kleidung wechseln, wenn mal etwas danebengeht.

Die ratsuchende Mama vom Anfang dieses Artikels hat sich übrigens dazu entschieden, den Kindergarten zu wechseln. In der neuen Einrichtung läuft es mit ihrem Sohn viel besser, wie sie uns verriet.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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MomOfFour
MomOfFour
3 Monate zuvor

Schlicht falsch. Babys kommen voll funktionsfähig auf die Welt. 😉 und wenn wir ihnen mühsam ihre Ausscheidungswahrnehmung abtrainieren, dauerts auch eine Weile wenn man das wieder reaktivieren möchte. Braucht vielleicht auch die richtige Strategie.
Aber darauf zu warten, bis Kinder allein trocken werden, halte ich für verantwortungslos.
Und so oder so sollte immer auch eine individuelle Einzelfallbewertung erfolgen.
Auch hilfts wenn Kita mit den Eltern zusammen arbeitet.👍 doch den druck bitte nicht ans Kind weiter geben.