Wie behält man Motivation, wenn das Energielevel am Montagmorgen schon auf 3 gefallen ist? Wie geht man mit dem Druck von außen um – und findet Entspannung von innen? Die wundervolle Mama-Influencerin Julie Tan (@cocolie.brokkoli) hat in unserem Podcast „Ehrlich gesagt“ mit Host Nora über das echte Leben als Mama zwischen Liebe, Chaos und Dauerjob gesprochen, hört unbedingt mal rein:
Und hier lest ihr schon einmal, wie Julie es mit dem „Perfektsein“ als Mama hält:
„Wenn ihr mich fragt, was das Schönste und was das ,Schlimmste‘ am Mamasein ist, sage ich folgendes: Das Schönste ist für mich, dass ich zwei kleinen Menschlein das Leben zeigen kann. Also ich kann ihnen die Welt zeigen, ich kann ihnen die tollen Seiten des Lebens zeigen und mit ihnen gemeinsam die Augen für das Schöne auf der Welt öffnen und es genießen. Das finde ich ganz toll, als Mama mit meinen Kindern zusammen. Das ,Schlimmste‘ ist sicherlich an manchen Tagen, dass es ein 24/7-Job ist. Das sagt dir nämlich nicht jeder, bevor du Mutter wirst. Dass du nonstop Mama bist. Du kannst nicht einfach aussteigen und sagen: ,Heute brauche ich mal einen Tag Pause!‘ oder ,Ich gehe jetzt eine Woche in den bezahlten Urlaub.‘ Nein, du bist Mama und du wirst es auch immer bleiben, ganz egal, wie alt deine Kinder sind. Das ist schön! Aber auf einer Seite auch furchtbar schlimm, weil man sich schon komplett aufgeben muss. Deine alte Rolle musst du aufgeben. Und das empfinde ich schon manchmal als schlimm.
Denn das Mamasein geht an die Energie. Ich lasse ich da aber nicht so hineinfallen.
Man kann ja sagen: ,Ich bin so kaputt, also dieser Tag ist so furchtbar schlimm!‘, da bleibt man in seinem Tief. Ich versuche mir zu sagen: ,Los, Arschbacken zusammenkneifen jetzt, drei Termine durchziehen, Turnschuhe anschnallen, 20 Minuten raus um den Block, rennen mit Musik, Vollgas geben, danach duschen!‘ und dann ist mein Energielevel auch wieder höher. Es erfordert etwas Disziplin, dann kann man sich selbst wieder nach vorne bringen. Und, dieser Tipp funktioniert natürlich nur für alle, deren Kinder schon durchschlafen: Früh ins Bett. Das ist ein Gamechanger. Geht vor 23 Uhr ins Bett. Ich bin da selber nicht so gut drin. Und jedes Mal beiße ich mir den Hintern morgens. Aber ich sage mal, 22 Uhr ins Bett gehen, das wäre perfekt. Die Stunden vor Mitternacht, die müssen wir nutzen!
Mein Motto als Mama ist inzwischen: In der Ruhe liegt die Kraft. Klar, dass mir das manchmal besser und an manchen Tagen auch schlechter gelingt. Ein Punkt ist bei uns das Thema Zeitmanagement: Das kannst du in die Tonne kloppen. Ich könnte um vier Uhr morgens aufstehen und wir würden zu spät aus dem Haus kommen. Irgendwann lande ich dann auch wieder an dem Punkt, wo ich sage: ,Leute, jetzt ist Ruhe, wir müssen jetzt los! Es wird jetzt nichts anderes gemacht, außer Schuhe anziehen – und wenn ich dich zu deinen Schuhen tragen muss, sie dir anziehe und dich ins Auto rein trage!‘ Im Nachhinein denke ich dann immer: ,Musste das jetzt sein? Was hätte ich besser machen können?‘
Die Antwort ist aber: Ich hätte nichts besser machen können. Es ist eben manchmal so.
Kennt ihr auch diese Mütter, die alles im Griff haben, bei denen man blass wird vor Neid? Meine steile These: Auch dort ist nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt keine Mutter, die das alles kann und perfekt macht. Wir glauben immer nur, dass es sie gibt, weil wir nur das sehen, was wir sehen. Wenn du eine andere Mutter siehst, dann siehst du doch immer nur einen Moment, eine Momentaufnahme, als würdest du ein Foto machen. Aber du kennst nicht das Fotoalbum, du kennst nicht die Geschichten dahinter und schon gar nicht kennst du, wie es hinter den Kulissen abläuft. Du bist ja nicht zu Hause dort vor Ort und spielst Mäuschen. Ich kann dir versprechen, es gibt keine Familie und keine Mutter, wo alles smooth ist und alles perfekt ist.
Und, dir Frage ist ja auch: Was ist denn überhaupt perfekt? Ist es perfekt, wenn es zu Hause nicht laut wird und die Kinder keine Wutanfälle haben? Wenn die Kinder sofort machen, was man sagt, dass alle immer glücklich sind, viel lachen und die Wäsche immer sauber bleibt und immer alles aufgeräumt ist?
Ich habe eine andere Definition von perfekt.
Bei mir ist perfekt, dass die Kinder glücklich sind, dass sie ihre Emotionen zeigen dürfen, dass sie ihre Emotionen ausleben dürfen, dass sie wütend sein können, dass sie schreien dürfen, dass sie dreckig sein können, wenn sie draußen spielen, dass wir auch zusammen weinen können und nicht nur lachen.
Würde eine meiner Freundinnen jetzt zum ersten Mal Mama werden, würde ich ihr mitgeben, dass ihr Bauchgefühl immer richtig ist und sie sich darauf verlassen kann. Und dass sie die beste Mama für ihr Kind ist! Dass sie geduldig mit sich sein sollte und nicht so hart zu sich selbst. Und, um wieder den Bogen zu dem Zeitmangel und dem Gehetze als Mama zu schlagen: Es gibt einen Spruch, der mir immer wieder in den Kopf kommt: Wenn du Mutter bist, besonders von einem Baby oder Kleinkind, ist jetzt ist nicht die Zeit, schnell zu sein.
Diese Weisheit habe ich von einer alten Dame gesagt bekommen und ich fand sie richtig augenöffnend. Im Prinzip nimmst du damit komplett den Druck und den Wind raus. Weil Schnelligkeit ist in dieser Phase überhaupt nicht relevant und wichtig. Es ist wichtig, sich die Zeit zu nehmen , es ist die Zeit, um mal Zeit zu haben.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe mich da am Anfang auch ein bisschen schwer getan, den Moment zu leben und eben mal nicht schnell zu sein. Also tatsächlich mit dem Tempo des Kindes zu gehen und nicht das Kind mit deinem Tempo. Ich musste es lernen, aber ich glaube, das ist auch der Schlüssel zu vielen Dingen, die einen dann doch entspannter werden lassen. Wenn man sagt, das ist okay, dann dauert es eben das eine oder andere doppelt so lange. Das hat auch mit Loslassen von dem alten Leben zu tun, viele von uns sind ja auch Mütter geworden in einer Situation, wo sie einen Job hatten. Man hatte sein eigenes Tempo, man hatte seine eigenen Timings… Und jetzt muss man akzeptieren, dass man nicht mehr komplett in der Selbstbestimmung ist. Weil es da so kleinen Menschen gibt, der ein bisschen mehr Power in seinem eigenen Willen hat, als man vielleicht gedacht hat. Das ist dann entlastend, wenn man da sich drauf einlässt.“
Das ganze Gespräch könnt ihr hier hören: