Brief an meine Hebamme: „Danke, dass du uns geheilt hast!“

Liebe Marie,

heute ist Welt-Hebammen-Tag und ich musste an dich denken.

Vor rund zehn Jahren ist meine Tochter auf die Welt gekommen. Viel zu früh, sie war winzig. Direkt nach dem Kaiserschnitt musste sie auf die Neonatalogie – und dort blieb sie drei Wochen. Natürlich verbrachten ihr Papa und ich viele Stunden bei ihr. Wir hatten ein tolles Team dort auf der Station, das uns zeigte, wie wir dieses zarte, total verkabelte Wesen versorgen konnten. Wir konnten viel mit ihr kuscheln und unsere Bindung aufbauen.

Trotzdem: Als wir sie dann nach Hause holten, fühlten wir uns hilflos. Und überfordert! Wir hatten sie schon gut kennengelernt, aber jetzt, als wir endlich zur Ruhe kamen, merkten wir, wie sehr uns die komplizierte Schwangerschaft und die sorgenvollen Wochen danach in den Knochen steckten. Meine Seele und meine Narbe hatten noch keine Zeit gefunden, um zu heilen. Ich war körperlich schwach, weil ich vor der Geburt zehn Wochen lang liegen musste. Und unser erstes Kind war so zart, so klein – und wir auf einmal komplett auf uns gestellt. Vorher konnten wir die Stationsschwestern bei jeder Unsicherheit um Hilfe bitten.

Und dann kamst du zum ersten Mal vorbei, unsere Hebamme. Vor der Geburt hatten wir uns einmal kennengelernt, es war ein netter Termin, aber auch nicht mehr. Jetzt merkte ich: Dich hatte uns das Schicksal zugeteilt!

Schon nach wenigen Minuten mit dir konnte ich mich das erste Mal wieder so richtig entspannen. Du warst so souverän im Umgang mit meiner Kleinen, hast uns aber nie das Gefühl gegeben, dass wir ungeschickt im Umgang mit ihr seien.

Du hast uns behutsam alle Sorgen genommen, dass es ihr nicht gut gehen könnte. Du hast uns die richtigen Handgriffe gezeigt, mit denen wir sie am liebevollsten versorgen und halten können. Du hast meine problematische Kaiserschnittnarbe in wenigen Wochen geheilt.

Und du hast uns gefragt, wie es uns Eltern eigentlich geht, nach all der Zeit. Scheinbar nebenbei, aber mit so einem ehrlichen Interesse, dass deine Besuche für uns fast schon therapeutisch waren.

Wenn ich an unsere gemeinsamen Wochen zurückdenke, bin ich mir sicher: Du hast uns in diesen Wochen sicher ein paar Mal unsere mentale Gesundheit gerettet.

Als unser letzter Termin zu Ende ging, war ich wahnsinnig traurig. Gleichzeitig war mein Herz aber auch leicht, denn du hattest uns so gestärkt, dass wir unseren schwierigen Start vergessen und dann ganz ohne Angst und Sorgen unser Familienglück genießen konnten. Ich würde dich vermissen, aber es würde auch ohne dich gehen!

Diesen Monat wird unsere Tochter zehn Jahre alt. Sie ist kerngesund, frech, clever  und wundervoll. Und sie hört immer wieder gerne die Geschichten von deinen Besuchen, der „Hebi Marie“.

Ich bin mir sicher, dass du seitdem noch unzähligen Eltern geholfen hast und dich vielleicht gar nicht mehr an uns erinnerst. Das ist gar nicht schlimm, das ist dein Job. Aber sei dir sicher: Wir werden dich niemals vergessen!

Deine Laura

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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