Beichte: „Ich will keine weiteren Kinder, aber bin zu faul, um zu verhüten.”

„Mamas, ich schäme mich selbst für meine Haltung, aber ich muss hier jetzt einfach mal meine Verhütungsfaulheit beichten. Noch vor ein paar Jahren habe ich über Freundinnen immer herzlich gelacht, die durch eine ‚Verhütungspanne‘ ungeplant schwanger geworden sind. Wie kann das in unserem Alter passieren? Schließlich wissen wir doch mittlerweile alle, wie menschliche Fortpflanzung funktioniert, oder?

Wenn mir also wieder eine Freundin jenseits der 20 erzählte, dass sie schwanger ist, obwohl das ja eigentlich üüüüberhaupt nicht geplant gewesen sei, ging ich meistens davon aus, dass eben doch schon ein heimlicher Kinderwunsch da gewesen ist, die Freundin das aber nicht offen zugeben wollte.

Was soll ich sagen: Hier sitze ich gerade zum dritten Mal innerhalb des letzen halben Jahres auf dem Klodeckel und fixiere mit angsterfülltem Blick die Anzeige eines Schwangerschaftstests.

Mein Mann und ich haben bereits drei wundervolle Kinder zusammen.

Wir wollten immer drei, unsere drei sind auch noch wunderbar gelungen, wir sind zufrieden, unsere Kinderplanung ist also sowas von abgeschlossen. Vor meinen Schwangerschaften habe ich mit der Pille verhütet, das kann ich mir wegen der vielen Nebenwirkungen jetzt aber nicht mehr vorstellen. Zwischen den Schwangerschaften habe ich mir eine Spirale einsetzen lassen, das fand ich aber auch nicht so toll, ehrlich gesagt.

Also tracke ich mittlerweile meinen Zyklus, ich beobachte meinen Zervixschleim und messe jeden morgen meine Körpertemperatur. Eigentlich sieht diese natürliche Verhütungsmethode vor, dass man Sex am besten nur dann hat, wenn man nicht fruchtbar ist. Oder an diesen ‚gefährlichen‘ Tagen zumindest ein Kondom benutzt. Nun ja, ich habe natürlich immer dann besonders viel Lust auf Sex, wenn mein Zykluskalender gerade auf fruchtbar steht.

Das wäre auch gar nicht schlimm, wenn mein Mann und ich es mit den Kondomen genauer nehmen würden.

Wir mögen sie nämlich beide nicht und deswegen ist es möglicherweise schon mal vorgekommen, dass wir sie weggelassen haben, obwohl wir genau wussten, dass ich gerade fruchtbar war. MÖGLICHERWEISE ist das auch schon öfter vorgekommen, vielleicht sogar vor Kurzem, weswegen ich gerade hier im Bad sitze und mich über mich selbst ärgere.

Das ist schon verrückt, wie sich die Haltung zu unserer eigenen Fruchtbarkeit ändert, oder? Mit 16 war meine größte Angst eine ungewollte Schwangerschaft. Ich verbrachte schlaflose Nächte, wenn ich vergessen hatte, die Pille zu nehmen und konnte erst wieder am Alltagsgeschehen teilnehmen, wenn entweder die nächste Periode oder ein heimlich gekaufter Schwangerschaftstest mich erlösten.

Dann versuchten mein Mann und ich zum ersten Mal Eltern zu werden.

Plötzlich war ein positiver Schwangerschaftstest mein größter Wunsch. Es dauerte ein bisschen, bis es klappte und ich erinnere mich noch daran, wie ich regelrecht anfing, meine Periode zu hassen, weil sie mir jedes Mal verkündete, dass es wieder nicht geklappt hatte. Aber irgendwann war es soweit und ich war schwanger, und dann noch einmal, und noch ein drittes Mal.

Nun sind meine drei Babys auf der Welt und ich wieder zurück an dem Punkt, dass ich den Schwangerschaftstest gedanklich regelrecht anflehe, dass er mir ein negatives Ergebnis verkündet. Im Kopf kalkuliere ich parallel schon panisch, wie wir uns ein weiteres Kind leisten könnten. Kann ich vier Kindern überhaupt gerecht werden? Schon beim Gedanken daran, neben einem Schulkind und zwei Kleinkindern noch ein Baby auf dem Arm zu schaukeln, fühle ich mich haltlos überfordert.

In solchen Momenten schlage ich die Hände vors Gesicht und kann meine eigene Nachlässigkeit nicht fassen.

Immer wieder sprechen mein Mann und ich darüber, dass wir besser aufpassen müssen. Ein viertes Kind wäre schließlich viel zu viel. Aber dann lassen wir doch wieder das Kondom weg. Was stimmt nicht mit uns?

Und irgendwie ärgere ich mich in diesen ‚Bitte, lieber Gott, lass mich nicht schwanger sein‘-Momenten auch über meinen Ehemann. Er will ja ebenso wenig ein viertes Kind wie ich, hat neulich noch einen dummen Spruch dazu gemacht, dass er so gar keine Lust hätte, mit so einem Familien-Bus durch die Stadt zu fahren. Tja, so einen brauchen wir aber sicher, wenn ich noch ein Kind bekomme.

Warum kümmert er sich nicht endlich mal um die Verhütung?

Schließlich ist unser Kinderwunsch abgeschlossen. Eine Vasektomie wäre eine gute Möglichkeit für ihn, auch mal Verantwortung für unsere Verhütung zu übernehmen. Immerhin habe ich das auch jahrelang gemacht. Er sagt zwar oft, dass er es machen lassen will, aber nimmt sich dann irgendwie doch nie die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.

Brauchen wir vielleicht einfach beide die Spannung, das ‚Was wäre wenn‘? Wollen wir einfach mal wieder verantwortungslose Teenager sein, immer im Wissen, dass wir es auch mit vier Kindern noch irgendwie hinkriegen würden? Oder haben wir insgeheim doch noch nicht mit unserer Familienplanung abgeschlossen und wollen es uns nur nicht eingestehen?

In jedem Fall möchte ich an dieser Stelle eindringlich raten: Bitte nicht nachmachen!

Und während ich noch so darüber nachgrüble, ob ich es wirklich so schrecklich finden würde, wieder süße Strampler zu kaufen, fällt mein Blick noch mal auf den Test: Er ist negativ. Und ich bin sehr erleichtert, dass erst einmal alles so bleibt, wie es ist.”

 


Vielen Dank, liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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