„Am Tisch kämpfte ich oft mit den Tränen, weil mein Kind alles verweigerte.”

„Mein Sohn Elyas, drei Jahre alt, ist sehr empfindlich, was das Thema Essen angeht. Schon als er fünf Monate alt war und es losging mit dem Breiessen, wurde das zum Problem.

Je älter er wurde, desto schlimmer wurde sein Essverhalten.

Das Problem mit dem gesunden Essen bei Kleinkindern hat wohl fast jede Mama. Sie fangen dann an, es den Kindern spielerisch schmackhaft zu machen oder verstecken das Gemüse, so dass sie es gar nicht bemerkten, wenn sie es essen. Bei uns ist es leider so, dass mein Sohn sein Essverhalten wahrscheinlich von mir hat.

Ich bin eine Vollzeitmama und mein Mann arbeitet sechs Tage die Woche. Was bedeutet, dass ich für den kompletten Haushalt und für die Küche zuständig bin. Ich habe große Schwierigkeiten, mit Fleisch und Fisch zu kochen – oder mit Gemüse, das komisch ausschaut, oder komisch riecht, oder, oder, oder. Es geht sogar so weit, dass ich bei Fleischgerichten einen Mundschutz und Gummihandschuhe tragen muss. Doch sogar dann wird mir schlecht und mein Appetit für den Tag ist mir vergangen.

Ich habe deswegen ein sehr schlechtes Gewissen gegenüber meinem Sohn.

Mir tut es leid, dass er genauso empfindlich ist wie ich. Auch bei ihm kommt es häufig vor, dass nur Geruch und Aussehen des Gerichtes dafür sorgen, dass er es nicht einmal probieren möchte. Und mir tut es leid, dass ich nicht in der Lage bin, Experimente zu wagen, also einfach viele Gerichte auszuprobieren und es ihm schmackhaft zu machen. Es kam schon öfter vor, dass ich es erst nach stundenlanger Überwindung geschafft habe, ein Fleischgericht zu kochen.

Wenn ich so viel Zeit investiert habe, ist es noch deprimierender, dass mein Sohn am Tisch sitzt und außer einem ‚BÄH!‘ nichts rausbekommt. Während mein Mann in solchen Momenten verzweifelt versuchte, ihn ein Stück probieren zu lassen, saß ich neben ihm und konnte kaum die Tränen zurückhalten. Meine Enttäuschung ist dann in solchen Momenten so groß, dass ich den Tisch verlassen und mich auf der Toilette einsperren muss, damit ich mich wieder beruhigen kann.

Es kann doch nicht sein, dass ich wie ein kleines Kind anfange zu weinen?

Ich wusste, es konnte so nicht weitergehen und ich wollte nicht, dass mein kleiner Spatz seine Kindheit mit Nudeln verbringen musste, denn das war das einzige, was ihm schmeckte. Jetzt ist er drei Jahre alt und ich habe eine Lösung gefunden, die uns beiden hilft.

  1. Ich musste ich mir bewusst werden, dass es nicht daran liegt, dass ich eine schlechte Köchin bin. Ich koche gerne, solange es Gerichte sind, die ich auch selber gerne esse.
  2. Mein Sohn liebt mich nicht weniger, weil ich nicht jedesmal sein Lieblingsessen koche.
  3. Ich erstelle jeden Sonntag einen festen Wochenplan, was ich wann kochen möchte. An einem Tag darf sich mein Mann frei wünschen, was er möchte. Wenn es für mich unmöglich ist das zu kochen, kochen wir zusammen. Die anderen Tage passt er sich an uns an und ich versuche, mit meinen Rezeptbüchern gute und leckere Rezepte rauszusuchen.
  4. Wenn ich merke, dass mein Sohn zu wenig Vitamine zu sich genommen hat, gibt es an den folgenden Tagen mehr Obst und Früchte (da mag er Gott sei Dank ein paar Sorten).
  5. Das ist mein wichtigster Punkt: Meine Mutter hilft mir, indem sie an Tagen, wenn sie ihr Enkelkind hat, etwas Vitaminreiches kocht. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Für mich ist es einfach nur wichtig, dass wir es so immer wieder versuchen können und mein kleiner Mann vielleicht doch ab und an sagen kann, dass ihm etwas schmeckt, was jetzt nicht unbedingt mit Nudeln zu hat.

Mit dieser Veränderung bin auch ich endlich etwas gelassener beim Essen geworden und so entspannt sich mein Sohn ebenfalls.

Auch wenn wir das Problem nicht komplett aus der Welt schaffen können, haben wir doch einen Weg gefunden, mit dem wir alle zurecht kommen.

Mein Sohn ist sehr aktiv, spielt am liebsten den ganzen Tag draußen und liebt seine Autos und Garagen. Er ist ein glücklicher und gelassener Junge und genießt jeden Moment in seinem Leben. Wenn er diese Energie und Lebensfreude hat, habe ich ja vielleicht doch nicht so viel falsch gemacht.


Vielen Dank, liebe Merve, dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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