Allergien beim Baby: Symptome und Ursachen

Heuschnupfen, Lebensmittelunverträglichkeiten, Neurodermitis: Etwa 20 % aller Kinder in Deutschland leiden an Allergien. Und die zeigen sich oft schon im Babyalter, wenn das Immunsystem noch nicht vollständig ausgeprägt ist. Aber wie erkennt man Allergien beim Baby? Woher kommen sie und kann man vorbeugen? Alles über Symptome, Ursachen und mehr erklären wir dir hier.

1. Warum entwickeln Babys Allergien?

Allergien sind weit verbreitet: Laut Robert Koch Institut sind rund 20 % der Kinder und sogar mehr als 30 % der Erwachsenen mindestens einmal im Leben von einer allergischen Reaktion betroffen. Bei einem Neugeborenen kommen einige Faktoren zusammen, die dazu führen (können), dass ein Baby anfällig für Allergien ist:

Das Immunsystem eines Babys ist noch nicht voll ausgebildet

Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Immunsystem noch nicht voll ausgebildet. Gleichzeitig ist die Darmschleimhaut noch besonders durchlässig. Das führt dazu, dass Allergene es relativ leicht haben, in den kleinen Körper zu gelangen. Sobald es dazu kommt, fängt das Immunsystem an, Antikörper gegen die fremden Stoffe zu produzieren – und zwar zu viele Antikörper. Deshalb neigen viele Babys zu Allergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen.

Dein Baby kann deine Allergien erben

Ein wichtiger Punkt ist, dass Allergien vererbbar sind, oder besser gesagt, die Bereitschaft zu Allergien. Das bedeutet, wenn dein Partner und du beide an Allergien leiden, liegt die Wahrscheinlichkeit bei bis zu 80 %, das euer Baby auch anfällig dafür ist. Dabei muss es nicht zwingend auf die gleichen Dinge reagieren wie ihr. Nur, wenn ihr beide die gleichen Allergien habt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Baby genau diese Allergien auch bekommt.

Ein Kaiserschnitt erhöht die Wahrscheinlichkeit für Allergien beim Baby

Es klingt vielleicht erst einmal absurd, aber verschiedene Studien haben gezeigt, dass Kinder, die per Kaiserschnitt zu Welt kommen, ein größeres Risiko für Allergien haben. Das liegt daran, dass die Babys bei der Geburt nicht mit den Vaginalbakterien der Mutter in Berührung kommen. Genau dieser frühe Kontakt mit den Bakterien sorgt aber dafür, dass sich das Immunsystem des Babys besser entwickeln kann.

Eine mögliche Lösung kann das so genannte Vaginal Seeding sein. Dabei wird das Baby direkt nach der Geburt mit Vaginalsekret der Mutter eingerieben, damit es mit den Bakterien in Kontakt kommt.

Wie hoch ist das Risiko, dass mein Baby Allergien bekommt?

Wenn du wissen möchtest, wie hoch das Risiko ist, dass dein Baby Allergien bekommt, kannst du bei deinem Kinderarzt einen so genannten Risikobogen ausfüllen. Darin werden alle Allergien innerhalb der Familie abgefragt, und daraus wird das individuelle Risiko errechnet.

2. Welche Allergien sind beim Baby häufig?

Babys leiden hauptsächlich an drei verschiedenen Arten von Allergien. Sie betreffen den Magen-Darm-Trakt, die Haut oder die Atemwege:

Allergien gegen Lebensmittel

Wenn dein Baby vor allem nach dem Essen häufig Bauchschmerzen hat, Durchfall bekommt, an Blähungen leidet oder sich übergeben muss, leidet es möglicherweise an einer Lebensmittelunverträglichkeit. Leider kommt es gerade bei Babys relativ häufig vor, dass sie ein oder zwei bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, weil sie bestimmte Eiweiße enthalten. Häufige Allergene sind zum Beispiel:

  • Milch (Laktose)
  • Eier
  • Fisch
  • Weizen (Gluten)
  • Nüsse
  • Soja

Falls dein Baby an einer Unverträglichkeit gegen Lebensmittel leidet, können die häufigen Durchfälle im schlimmsten Fall das Wachstum und die Entwicklung deines Kindes beeinflussen. Deshalb solltest du auf jeden Fall abklären lassen, ob es sich um eine Allergie handelt oder nicht. Denn: Nicht jede Unverträglichkeit ist auch automatisch eine Allergie.

Neurodermitis beim Baby

Weit verbreitet sind auch Hautreaktionen bei Babys. Diese können von leichten Rötungen, Bläschen und Schuppen bis hin zu blutigen Ekzemen verschiedene Ausprägungen haben. Sehr verbreitet ist zum Beispiel der Milchschorf, der aber vollkommen harmlos ist. Die stärkste Ausprägung dieser Art von Allergien ist Neurodermitis.

Allergien, die die Atemwege betreffen

Die dritte Art von Allergien, die Babys betreffen, machen sich über die Atemwege bemerkbar. Das sind zum Beispiel Heuschnupfen, allergischer Dauerschnupfen oder sogar Asthma. In diesem Fall sind häufig Hals und Nase entzündet, und dein Baby leidet an starkem Husten bis hin zur Atemnot. Ausgelöst werden diese Allergien meistens durch:

  • Hausstaubmilben
  • Tierhaare
  • Pollen
  • Chemische Zusätze in Babycremes und Co.

3. Symptome: So kannst du Allergien beim Baby erkennen

Bei der Frage nach den Symptomen muss man zwischen den verschiedenen Allergien unterscheiden, die dein Baby bekommen kann.

So erkennst du Neurodermitis & Co. beim Baby

Zum Beispiel lässt sich Neurodermitis relativ einfach erkennen: Dein Kind hat sehr trockene Haut, meist mit roten Stellen, die jucken. Es wird sich vermutlich häufig kratzen, teilweise kommt es zu Schwellungen, Bläschen, Ekzemen, oder die Haut verkrustet. Häufig zeigen sich erste Anzeichen von Neurodermitis an besonders empfindlichen Hautstellen wie den Armbeugen oder hinter den Ohren.

Die gute Nachricht: Bei etwa der Hälfte aller Babys, die von Neurodermitis betroffen sind, verschwindet die Allergie bis zum 2. Geburtstag wieder.

Neurodermitis gehört zu den Allergien, die du beim Baby relativ einfach erkennen kannst.
Foto: Bigstock

Allergien gegen Lebensmittel sind nicht einfach zu erkennen

Etwas schwieriger ist es leider bei Allergien gegen Lebensmittel. Wenn dein Baby häufig nach bestimmten Nahrungsmitteln Bauchschmerzen oder Durchfall bekommt, solltest du es auf jeden Fall vom Kinderarzt abklären lassen. Eine gute Möglichkeit ist es, ein Ernährungstagebuch zu führen. Du trägst genau ein, was dein Kind wann isst, und wann die Symptome auftreten. So kann der Arzt leichter feststellen, ob dein Baby an einer Allergie leidet.

Außerdem ist es wichtig zu wissen, dass eine Allergie so gut wie nie beim ersten Kontakt stattfindet. Wenn dein Baby also zum ersten Mal Kuhmilch trinkt, wird es danach keine allergische Reaktion zeigen. Der Körper beginnt erst danach, Antikörper gegen das Eiweiß in der Milch zu produzieren. Das heißt, ein Baby muss mindestens zwei Mal mit einem Stoff in Berührung kommen, bevor sich eine mögliche Allergie zeigt.

Auch bei Lebensmitteln heißt es nicht, dass die Allergie ein Leben lang bleibt. Eine Laktoseintoleranz zum Beispiel verschwindet bei 50 % aller Betroffenen Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahres wieder.

Allergien der Atemwege erkennen

Auch Allergien, die die Atemwege beim Baby betreffen, sind leider nicht immer einfach zu erkennen. So kommen Hausstaubmilben zum Beispiel vor allem im Winter vermehrt vor – allerdings ist das gleichzeitig auch die Haupt-Erkältungszeit. Eine Erkältung sollte im Normalfall nach ungefähr einer Woche wieder verschwinden oder zumindest deutlich besser werden. Wenn deinem Baby dauerhaft die Nase läuft, es vermehrt schnieft oder hustet, solltest du am besten einmal zum Kinderarzt gehen.

Babys, die an Allergien leiden, husten außerdem oft keuchend oder bellend, teilweise rasselt es auch beim Atmen. Das kommt daher, dass die Atemwege durch das Allergen anschwellen, und dein Kind schwerer atmen kann. Häufig kommen die Babys vor lauter Husten nicht zur Ruhe,

Wie erkennt der Arzt Allergien beim Baby?

Der Kinderarzt hat verschiedene Möglichkeiten, um Allergien beim Baby festzustellen. Zwar werden Allergietests erst für Kinder ab 3 Jahren empfohlen, aber wenn dein Schatz unter Beschwerden leidet, ist er auch schon früher möglich. Bei jüngeren Kindern empfiehlt sich ein Bluttest, bei dem geschaut wird, welche Antikörper in welcher Konzentration im Blut vorhanden sind. Daraus kann der Arzt ableiten, ob dein Baby eine Allergie hat, und wogegen.

Bei Lebensmitteln ist eine weitere Möglichkeit eine sogenannte Ausschlussdiät. Dein Baby bekommt dann eine bestimmte Zeit lang (meistens mehrere Wochen) zum Beispiel keine Produkte, die Kuhmilch enthalten. Geht es ihm besser, ist es wahrscheinlich, dass die Milch die Ursache ist. Du kannst dann versuchen, ihm wieder eine geringe Menge Milch zu geben, um zu schauen, ob die Beschwerden zurückkommen.
Wichtig: Bitte so eine Diät nie ohne Rücksprache mit dem Kinderarzt allein durchführen!

Bei älteren Kindern wird der Arzt einen so genannten Pricktest machen. Dafür ritzt er die Haut leicht ein und trägt die verschiedenen, möglichen Allergene auf. Bei einer Allergie fängt die jeweilige Stelle an zu jucken, häufig bilden sich auch Pusteln.

4. Mein Baby hat eine Allergie – was jetzt?

Wenn der Arzt eine oder mehrere Allergien bei deinem Baby festgestellt hat, ist die wichtigste Maßnahme, die Allergene soweit es geht zu vermeiden. Bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben solltest du regelmäßig Staubsaugen und die Kuscheltiere deines Kindes entweder in der Waschmaschine milbenfrei machen, oder sie für 24 Stunden ins Gefrierfach legen. Außerdem zahlen viele Krankenkasse spezielle Allergikerbettwäsche, die keine Hausstaubmilben durchlässt.

Werden die Allergien durch Pollen ausgelöst, gehst du am besten mit deinem Baby nicht so oft raus, wenn die Pollenflugsaison ihren Höhepunkt hat. Außerdem kann es helfen, jeden Abend vor dem Schlafen die Haare zu waschen. So kommen die Pollen nicht mit ins Bett. Lüften solltest du in diesem Fall am besten am späten Abend oder nachts.

Bei einer Allergie gegen Tierhaare ist es leider wichtig und notwendig, ein neues Zuhause für das Tier zu suchen.

Eventuell wird der Arzt deinem Baby auch ein Medikament gegen seine Allergien verschreiben. Meistens sind das so genannte Antihistaminika. Aber auch Kortison kommt oft zum Einsatz.

5. Allergien beim Baby vorbeugen

Auch wenn viele Allergien erblich bedingt sind, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um Allergien bei deinem Baby vorzubeugen:

Für eine rauchfreie Umgebung sorgen

Wenn zu Hause geraucht wird, erhöht das das Risiko für Allergien beim Baby, weil es passiv mitraucht. Und auch das Rauchen in der Schwangerschaft kann dazu führen, dass dein Baby später an Allergien leidet. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass das Risiko sogar um das Achtfache erhöht ist.

Stillen

Eine der besten Möglichkeiten, um Allergien beim Baby vorzubeugen, ist das Stillen. Ein Kind, das in den ersten vier Monaten voll gestillt wird, ist in der Regel weniger anfällig für allergische Reaktionen. Das liegt an bestimmten Stoffen in der Muttermilch und kann besonders auch dann helfen, wenn du selbst oder dein Partner an Allergien leiden. Dazu kommt, dass die Darmschleimhaut eines Babys in den ersten Wochen noch sehr durchlässig ist. Eiweiße, die Allergien auslösen können, haben es leicht, ins Blut zu gelangen. Muttermilch enthält keines dieser Eiweiße und ist deshalb die beste Lösung.

Falls du nicht stillen kannst oder möchtest, bei deinem Baby aber ein hohes Allergierisiko besteht, solltest du am besten zu einer hypoallergenen Anfangsnahrung greifen (HA-Milch).

Keine Lebensmittel meiden

Früher gab es häufig die Empfehlung, Lebensmittel, die Allergien auslösen können, in den ersten Beikostmonaten möglichst zu vermeiden. Das hat sich komplett geändert. Inzwischen wird empfohlen, potentielle Allergene wie Kuhmilch, Fisch, Nüsse, Eier oder Weizen in kleinen Mengen möglichst schon vor dem ersten Geburtstag unter die Beikost zu mischen. So hat der Körper deines Babys die Möglichkeit, sich frühzeitig an diese Stoffe zu gewöhnen.

Das gleiche gilt übrigens für die Schwangerschaft. Auch hier solltest du möglichst keine Lebensmittel meiden, die Allergien auslösen können. Denn das kann dazu führen, dass dein Baby Allergien gegen genau diese Stoffe entwickelt.

Bei Cremes auf die Inhaltsstoffe achten

Die Haut eines Babys ist noch besonders empfindlich. Deshalb reagieren viele Säuglinge mit Rötungen oder Ausschlag, wenn Cremes und Co. bestimmte chemische Inhaltsstoffe enthalten. Du solltest deshalb schauen, dass du möglichst nur natürliche Produkte kaufst und sie auch nur sparsam verwendest.

Sauber ja, aber nicht klinisch rein

Natürlich versuchen wir gerade als frischgebackene Mamas, unsere Wohnung möglichst sauber zu halten. Trotzdem solltest du auf Desinfektionsmittel möglichst verzichten. Zum einen können sie Haut und Atemwege deines Kindes reizen, zum anderen kann eine sterile Umgebung Allergien beim Baby fördern. Denn ohne ein wenig Schmutz und Keime wird das Immunsystem deines Schatzes nicht trainiert und kann sich folglich nicht gegen Allergene wehren.

Ein weiterer Tipp in diesem Zusammenhang ist es, dein Baby in der ersten Zeit nur mit Seife zu waschen, wenn es wirklich schmutzig ist. Ansonsten ist Wasser vollkommen ausreichend.

Alles zum Thema „Allergien beim Baby: vorbeugen, erkennen, behandeln“ wird in diesem Video noch einmal ausführlich erklärt:

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Stadion zu finden. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Dazu nutze ich auch die Bastel-Erfahrungen mit meinen Kindern für einfache DIY-Anleitungen.

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