Äußere Wendung: ja oder nein? Plus: Erfahrungen im Video

Wenn das Baby kurz vor Entbindungstermin in Beckenendlage liegt, geraten viele Mamas in Sorge. Die äußere Wendung kann helfen, das Ungeborene in die richtige Position zu bringen. Doch was taugt die Methode? Bei uns erfährst du alles, was du wissen musst: Pros und Contras, wie die äußere Wendung funktioniert, dass das Manöver zwar etwas schmerzhaft sein kann, aber selten gefährlich ist und Tipps, was du selbst tun kannst. Außerdem: Erfahrungen von Mamas im Video.

1. Äußere Wendung Pro und Contra: Das Wichtigste auf einen Blick

Vorteile – auf der Pro Seite:

  • Die äußere Wendung ist eine Maßnahme, mit der dein Baby sanft von außen in die Schädellage (Geburtsposition) gebracht werden kann, um eine Spontangeburt zu erleichtern.
  • Erfolgsquote: Bei etwas über der Hälfte aller Mütter klappt´s.
  • Die äußere Wendung kann ab der 37. SSW vorgenommen werden und dauert nur wenige Minuten.
  • Gefährlich? Die Ärzte sind geübt, die Risiken gering – für Babys und Mamas!

Nachteile – auf der Contra Seite:

  • Viele werdende Mamas empfinden das Manöver als unangenehm bis schmerzhaft.
  • In einigen Fällen ist die manuelle Drehung nicht möglich.

Aber:

  • Eine vaginale, spontane Geburt ist trotz Beckenendlage (BEL) denkbar.
  • Es gibt alternative Tipps und Übungen, Babys zum Drehen zu animieren.

2. Was ist eine äußere Wendung?

Normalerweise drehen sich Babys zum Ende der Schwangerschaft hin, um mit dem Köpfchen zuerst auf die Welt zu kommen.

Aber was ist schon normal? Jede Schwangerschaft ist einzigartig – und so entschließen sich knapp fünf Prozent der Kinder, bis zuletzt mit dem Po nach unten in Mamas Bauch zu bleiben.

Eine natürliche Geburt ist so zwar manchmal möglich, aber schwierig und birgt einige Gefahren fürs Kind. Zudem sind nicht alle Geburtshelfer und Kliniken erfahren in der Entbindung in Beckenendlage.

Deswegen sind Ärzte und Hebammen oft erpicht darauf, das Baby noch in die richtige Geburtsposition zu bringen, um einen Kaiserschnitt zu vermeiden. Es gibt zahlreiche kleine Tricks und „Turn-“Übungen, die klappen können – aber nicht müssen.

Eine Methode, die nur von erfahrenen Medizinern durchgeführt werden darf, ist die „äußere Wendung“.

Bei der äußeren Wendung versucht der Arzt, von außen den Po des Babys aus dem Becken zu heben und zugleich vorsichtig seinen Kopf nach hinten zu drücken.

Ziel ist es, dass das Ungeborene eine Art Rückwärtsrolle macht und dann mit seinem Köpfchen nach unten liegen bleibt.

3. Der Ablauf im Video: So funktioniert eine äußere Wendung beim Baby

Das Verfahren wird ambulant im Krankenhaus angewendet – du kannst also nach kurzer Zeit wieder nach Hause fahren.

So sieht der Tag aus

Das Manöver dauert nur wenige Minuten und findet im im Kreißsaal statt, ein Ärzteteam steht also die ganze Zeit bereit, um einzuschreiten. Das ist zwar selten wirklich nötig, hilft aber, die Risiken auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.

Zuerst untersucht dich dein behandelnder Arzt. Er schaut per Ultraschall, wie dein Baby und die Plazenta liegen, ob die Fruchtwassermenge okay ist und schreibt ein CTG.

Wenn der äußeren Wendung nichts mehr im Wege steht, bekommst du – meistens – ein wehenhemmendes Mittel, damit deine Gebärmutter schön weich bleibt. So kann die behandelnde Ärztin bzw. der Arzt dein Ungeborenes gut spüren.

Zunächst wird dein Bauch sanft massiert und dein Kleines stimuliert. Danach rüttelt der Arzt vorsichtig am Steiß deines Babys und schiebt gleichzeitig den Kopf nach unten, damit dein Kleines den Purzelbaum macht.

Im Anschluss bleibst du noch 30-60 Minuten unter Beobachtung liegen. Sieht alles gut aus, darfst du – hoffentlich mit Baby in Schädellage – nach Hause!

Äußere Wendung: Live Erfahrungen

Hier siehst du noch einmal genau, wie die äußere Wendung funktioniert – und wie schön es ist, wenn das Manöver erfolgreich ist:

4. Erfahrungen zur äußeren Wendung von Mamas im Video

Das texanische Paar Vanessa und Nick Fisher hatte so ein positives Erlebnis mit der äußeren Wendung ihres ungeborenen Sohnes, dass es sich entschied, anderen Paaren davon zu berichten und ihnen Mut zu machen.

Deswegen haben die Fishers das Video mit den Erfahrungen ihrer äußeren Wendung gepostet:

Mama Vanessa erzählte Babycenter, dass ihre Hebamme ihr viele Tricks verraten hatte, die das Baby dazu bringen sollten, sich zu drehen. Sie hatte sie alle ausprobiert. Als es sich nach 37 Schwangerschaftswochen aber immer noch nicht gedreht hatte, schlug ihre Hebamme ein Treffen mit dem Arzt Dr. Cummings vor, der Erfahrung mit der äußeren Wendung hat.

Vanessa erzählt auf ihrer Facebook-Seite: „Ich war vollkommen darauf vorbereitet, bei meinem natürlichen Geburtswunsch zu bleiben und auch eine Steißgeburt durchzuführen. Wir wollten es aber trotzdem einmal versuchen.“

Über den großen Moment berichtet Vanessa, dass sie viel Druck spürte und die Behandlung sehr unangenehm war. Aber sie wusste, dass sie in guten Händen war – und alles war überraschend schnell vorbei. „Und die Ruhe und mein Glück, die sich dank des Erfolgs einstellten, sind unbezahlbar.“

Und seit ein paar Tagen ist das Glück des Paars sowieso perfekt: Ihr Sohn Ashton Nathaniel kam gesund zur Welt – und wurde tatsächlich spontan geboren.

Noch mehr Erfahrungsberichte zur äußeren Wendung von Silvie und Christine:

5. Äußere Wendung: Chancen auf Erfolg, Alternativen & Tipps, was du tun kannst

Eine Erfolgsgarantie gibt es leider nicht. Es kommt vor, dass sich das Baby nicht drehen lässt oder sich – wenn auch sehr selten – wieder in die Ursprungslage zurückbewegt. Das UKE Hamburg spricht von einer 55-60 prozentigen Erfolgsquote.

Alternative bzw. zusätzliche Tipps für dich, wie du dein Baby zum Drehen animieren kannst

1. Knie-Ellenbogen-Lage

Komme in den Vierfüßlerstand, bewege deinen Oberkörper nach unten und stütze dich auf deinen Ellenbogen ab. Bleibe so ca. 15 Minuten. Wiederhole die Übung dreimal täglich.

2. Indische Brücke

Lege dich auf den Rücken, winkle die Beine an und drücke den Po hoch.

3. Mit Musik locken

Lege dich mehrmals täglich gemütlich hin und lege dir eine Spieluhr auf den Unterleib. Vielleicht liebt dein Baby Musik und folgt dem Geräusch.

Ausführlichere Tipps findest du in unserem Artikel Baby in Beckenendlage zum Drehen animieren: So kann es klappen 

Äußere Wendung hat nicht geklappt?

Das tut uns sehr leid! Trotzdem kannst du dein Baby immer noch auf natürliche Weise auf die Welt bringen, wenn das dein Wunsch ist. Es gibt viele Kliniken, die sich auf Geburten in Beckenendlage (BEL) spezialisiert haben.

Vielleicht dreht sich dein Baby auch erst in der letzten Woche von ganz allein, dies ist gar nicht so selten.

Weitere Tipps und Infos zur Geburt in Beckenendlage

In ihrem Podcast „Die friedliche Geburt“ nimmt Hebamme Jana Friedrich die Angst vor der Beckenendlage (BEL), gibt Tipps, wie du dein Baby zum Drehen animieren kannst und zeigt auf, wie eine Beckenendlangengeburt natürlich verlaufen kann.

6. Ab wann kann eine äußere Wendung durchgeführt werden? Was kostet sie?

Vielleicht braucht dein Baby noch etwas Zeit, um sich zu drehen. Das kommt vor und ist gar nicht so selten. Normalerweise wenden Ärzte das Ungeborene deshalb nicht vor der 37. Schwangerschaftswoche (SSW). Zu diesem Zeitpunkt hat dein Kind die Geburtsreife erreicht.

Im Notfall kann so dein Kleines auch per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden kann – dies kommt aber nur äußerst selten vor. Das Ärzteteam geht damit einfach auf Nummer sicher.

Du kannst übrigens selbst auch etwas mithelfen, dein Baby zum Drehen zu bewegen. Tipps dazu kommen weiter unten in diesem Artikel.

Kosten – muss ich das selbst zahlen?

Die Kosten für die äußere Wendung übernimmt deine Krankenkasse. Du musst sie also nicht privat bezahlen.

7. Ist die äußere Wendung schmerzhaft?

Manchmal geht die äußere Wendung ganz schnell und einfach, als bräuchte das Ungeborene nur einen kleinen Stupser, um in die richtige Position zu rutschen. Und in dem einen oder anderen Fall benötigt es etwas mehr Fingerspitzengefühl.

Viele Frauen empfinden den Druck auf den Bauch als unangenehm, manche leider auch als schmerzhaft. Allerdings hast du ein erfahrenes Team an deiner Seite: Du kannst den Arzt jederzeit darauf aufmerksam machen, dass dir die Handgriffe zu doll weh tun. Dann unterbricht er die Behandlung und versucht, vorsichtiger zu sein.

Auch wenn die äußere Wendung nicht unumstritten ist und hier und da Schauergeschichten kursieren: Die äußere Wendung verläuft in den meisten Fällen reibungslos und hinterlässt eine glückliche, erleichterte Mutter – in dem Bewusstsein, dass sie in Kürze wahrscheinlich eine natürliche Geburt erleben wird.

Sanfte äußere Wendung

Übrigens: Die aller-meisten Ärzte führen eine sehr sanfte äußere Wendung durch. Niemand möchte, dass du oder dein Baby sich unwohl fühlen. An manchen Kliniken, wie der Charité Berlin, setzen Oberärzte sogar schon spezielle Massage-Verfahren ein, die noch sanfter sein und die Erfolgsrate steigern sollen. Die Soft-Touch-Methode zum Beispiel:

Du kannst dich immer ausführlich beraten lassen – nutze die Möglichkeit. 

8. Ist die äußere Wendung gefährlich? Komplikationen & Risiken für Mama und Baby

Für die meisten Krankenhäuser gehört die äußere Wendung zum Alltag und wird täglich durchgeführt. Das Team ist also sehr geschult.

Natürlich birgt der Eingriff – wie alle medizinischen Maßnahmen – Risiken, über die dich deine behandelnde Ärztin aufklären wird. Im Notfall ist das Team sofort zur Stelle! Dein Kind wird die ganze Zeit per CTG und Ultraschall überwacht.

Statistisch gesehen kommt es sehr selten zu Komplikationen bei der äußeren Wendung: Nur bei 0,5 bis 1 Prozent der Schwangeren ist ein sofortiger Kaiserschnitt nötig, so das Helios Klinikum Niederberg.

Zu einem ähnlichen statistischen Ergebnis kommt die Berliner Klinik für Geburtsmedizin:

„Aufgrund von CTG-Alterationen musste in 0,19 % ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden. In 0,4 % kam es innerhalb von zwei Stunden nach der äußeren Wendung zu einem vorzeitigen Blasensprung. Anhaltende Wehen zeigten sich bei 3,3 % der Patientinnen. Eine vorzeitige Plazentalösung trat in 0,3 % der Fälle auf. (…)“

9. Kontraindikationen: In diesen Fällen ist keine äußere Wendung möglich

In manchen Fällen kann es sein, dass der Arzt bzw. die Ärztin das Ungeborene nicht von außen wenden kann.

Folgende Gründe können u. a. zu der Entscheidung führen:

  • Großes Baby
  • Fehlbildungen bei Gebärmutter oder Kind
  • Fruchtwassermenge zu gering
  • vorgelagerte oder Vorderwandplazenta
  • vorzeige Ablösung der Plazenta
  • Fehllage der Plazenta, z. B. Placenta praevia (verdeckt den Muttermund)
  • Vasa praevia (fetale Blutgefäße befinden sich vor dem Muttermund)
  • Zwillinge
  • vorzeitiger Blasensprung oder auffälliges CTG
  • Nabelschnur liegt um den Hals

10. Fazit: Äußere Wendung – ja oder nein? Ist das was für mich?

  • Du hast alle Tricks versucht, dein Baby zum Drehen zu bewegen, aber es hat sich fest an Ort und Stelle gemütlich gemacht?
  • Auch deine Hebamme weiß keinen Tipp mehr?
  • Du selbst willst einen Kaiserschnitt möglichst vermeiden und
  • hast Respekt vor einer Geburt in Beckenendlage?

Wenn du in der 37. Schwangerschaftswoche bist und der Arzt sein Go gibt, ist dann die äußere Wendung ein erprobter Eingriff, um dein Ungeborenes in Schädellage zu drehen und so die Chance auf eine Spontangeburt zu steigern.

Dabei handelt es sich um ein Manöver mit sehr niedriger Komplikationsrate.

Bei mehr als 50 Prozent der Schwangeren kann damit verhindert werden, dass sie sich ungewollt für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden bzw. in einen Entscheidungskonflikt kommen.

Dein Baby und du werdet vorher und nachher gründlich untersucht und du kannst jederzeit Stopp sagen, wenn du Angst bekommst oder das Manöver doch zu schmerzhaft sein sollte.

Einen Versuch ist es wert.

Und wenn´s nicht klappt: Dein Baby kann sich quasi noch bis zur letzten Minute drehen! Die oben genannten Tipps können helfen.

Hast du Erfahrungen mit der äußeren Wendung gemacht oder Fragen zum Thema? Wir freuen uns über deinen Kommentar!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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