Sollte das in der Kita erlaubt sein? Tradition sorgt für Diskussionen

In vielen Kitas gehören Lieder, Reime und kleine Rituale fest zum Alltag. Manches davon rührt Eltern tief, weil es Erinnerungen an die eigene Kindheit wachruft. Anderes sorgt plötzlich für Diskussionen – vor allem dann, wenn es nicht mehr überall selbstverständlich ist.

So ging es zuletzt vielen Müttern und Vätern, die ein Video aus einer Kita auf Instagram gesehen haben. Darin singt ein Kind ein Laternenlied – und zwar nicht auf Hochdeutsch, sondern in der Sprache, die viele noch von früher kennen. Die Reaktionen reichen von „Wie schön, das kenne ich auch noch!“ bis hin zu leisen Zweifeln: Ist das heute eigentlich noch gut für Kinder?

 

Was Kinder in der Kita lernen – oft ganz nebenbei

In der Kita lernen Kinder weit mehr als Basteln, Zählen oder Schuhe anziehen. Sie lernen Sprache, Beziehung, Zugehörigkeit – und sie übernehmen ganz selbstverständlich das, was sie täglich hören. Dazu gehört auch, wie gesprochen wird.

Doch genau hier werden viele Eltern unsicher: Wenn Kinder in der Kita Dialekt sprechen oder singen, kann das ihre Sprachentwicklung beeinflussen? Haben sie es später schwerer in der Schule? Oder ist das vielleicht sogar ein Vorteil?

Dialekt und Hochdeutsch: kein Entweder-oder

Die Sprachwissenschaftlerin Andrea Ender, Professorin für Germanistische Linguistik an der Universität Salzburg, gibt gegenüber der Frankfurter Rundschau Entwarnung. Studien zeigten, dass Kinder, die mit Dialekt und Hochdeutsch aufwachsen, kognitive Vorteile haben können. Dialekt plus Standardsprache sei eine Form von Mehrsprachigkeit.

Diese sprachliche Vielfalt könne das Gehirn stärker vernetzen, die Konzentrationsfähigkeit fördern und das Erinnerungsvermögen stärken. Kinder entwickelten außerdem früh ein Bewusstsein dafür, dass Sprache unterschiedlich funktionieren kann – gesprochen anders als geschrieben. Das könne sich später sogar positiv auf das Lernen von Fremdsprachen auswirken.

Welche Sprache für Kinder die beste ist

Für Eltern besonders wichtig: Kinder lernen Sprache am besten in der Sprache, in der ihre Bezugspersonen sich sicher und emotional verbunden fühlen. „Spracherwerb lebt von einer guten Menge und einer hohen Qualität der Ausdrucksmöglichkeiten“, erklärt Ender. Wer selbst Dialekt spricht, darf diesen also mit gutem Gewissen an sein Kind weitergeben.

Wenn Kinder später in der Schule oder durch Medien verstärkt mit Hochdeutsch in Kontakt kommen, kann das Umschalten anfangs ungewohnt sein – ernsthafte Nachteile beim Schreibenlernen seien laut Ender jedoch kaum zu beobachten.

Auch die Sprachwissenschaftlerin Irmtraud Kaiser von der Universität Salzburg betont, dass Eltern keine Sorge haben müssen, ihr Kind käme zu spät mit Hochdeutsch in Berührung. Durch Vorlesen, Hörbücher, Fernsehen und den Schulalltag hätten Kinder von Anfang an ausreichend Kontakt zur Standardsprache.

Dialekt kann verbinden – aber auch Vorurteile auslösen

Ein möglicher Nachteil liegt weniger in der Sprache selbst, sondern im Umgang damit. Dialekte haben in manchen Regionen ein schlechtes Image und werden mit Vorurteilen wie „bäuerlich“ oder „ungebildet“ verbunden. Werden solche Bewertungen an Kinder herangetragen – etwa im schulischen Umfeld – kann das ihr Selbstbild beeinflussen.

Umso wichtiger ist es, Kindern zu zeigen, dass beides seinen Platz hat: Dialekt und Hochdeutsch. Eltern tun ihren Kindern laut Kaiser einen großen Gefallen, wenn sie ihnen vorleben, dass man sich in beiden Sprachformen zu Hause fühlen darf.

Was Eltern daraus mitnehmen können

Ob Kinder Dialekt sprechen oder Hochdeutsch – entscheidend ist nicht die „richtige“ Sprache, sondern die Haltung dahinter. Wertschätzung, Vorbilder und ein entspannter Umgang mit Sprache helfen Kindern mehr als jede Korrektur.

 

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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