Isabeau Kleinemeier: „Mein Leben mit ADHS, Hochsensibilität – und 5 Kindern.“

Fünf Kinder, Hochsensibilität, ADHS und ein Leben im Ausland – Isabeau Kleinemeier hat in unserem Echte Mamas-Podcast erzählt, wie sie Familie, Arbeit und Selbstfürsorge unter einen Hut bringt. Sie spricht über späte Diagnosen, das Gefühl, „anders“ zu sein, und warum Struktur und Imperfektion für sie zusammengehören. Außerdem erzählt sie, was sie an Madeira so liebt, wie sie ihre Kinder begleitet – und warum sie gelernt hat, nicht nur zu funktionieren, sondern zu leben.

Hier könnt ihr direkt in die Folge reinhören:

Und hier verrät Isabeau schon einmal, warum sie ihre Diagnosen gerne schon viel früher bekommen hätte:

„Ich habe meine Diagnose relativ spät bekommen, erst mit 34. Und auch nur, weil eines meiner Kinder die Diagnose als erstes bekommen hat.

Als wir den Termin mit der Psychologin und der Neurologin hatten und ich die Fragebögen und das Interview beantwortet habe, hat es sich relativ schnell herausgestellt, dass auch ich ADHS und Hypersensibilität habe. Man denkt dabei ja auch ganz viel an seine Kindheit zurück: Wie war das damals und was war auffällig? Ich habe mir dann selbst sehr viele Fragen beantworten können. Wieso habe ich manche Dinge anders gefühlt? Wieso habe ich mich so gefühlt? Oder wieso hatte ich immer das Gefühl, anders zu sein?

Durch die Diagnose haben sich sehr viele Fragen geklärt und ihre Antworten haben sich wie so ein kleines Puzzle zusammengesetzt.

Und das hat uns als Familie auch total geholfen. Natürlich auch dabei, unsere Kinder besser zu verstehen. Und mehr Akzeptanz zu haben bei einem Verhalten des Kindes, das in der Gesellschaft nicht so gern gesehen wird. Gerade beim Thema Hyperaktivität, wenn die Kinder vielleicht nicht still im Restaurant sitzen können oder auch mal ein bisschen wilder sind zum Beispiel. Oder so wie ich, ich rede unheimlich viel, schnell und gerne. Ich springe aber auch gerne mal in den Themen hin und her oder verliere den roten Faden. Und das ist halt bei meinen Kindern auch so, dass sie viel reden. Und manchmal bekommt unser Gegenüber so das Gefühl, wir hören ihm gerade nicht zu.

Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Und wir sind gerade auf einem wirklich sehr guten Weg, das alles so ein bisschen herauszufinden: Welches unserer Kinder hat vielleicht ADHS oder vielleicht auch Autismus, das hängt auch manchmal miteinander zusammen. Das ist natürlich für uns alle gerade auch eine sehr spannende Reise, eine sehr lehrreiche Reise – und super wichtig. Ich wünschte, dass es meine Eltern es auch schon früher bei mir gemerkt hätten. Ich hatte z.B. auch Probleme in der Schule. Ich habe die vierte Klasse wiederholt, ich habe die siebte Klasse wiederholt, ich habe meine erste Ausbildung abgebrochen. Also das war alles sehr spannend und teilweise auch sehr schwierig für mich. Und dafür gibt es jetzt Antworten.

Als Kind oder Teenie dachte ich immer, ich bin dumm. Aber jetzt weiß ich: Okay, mein Gehirn hat einfach anders funktioniert.

Ich hätte mehr Unterstützung gebraucht, sei es jetzt Ergotherapie oder Verhaltenstherapie, da gibt es ganz tolle Möglichkeiten, die Kinder zu unterstützen. Aber ich bin sehr stolz darauf, dass wir jetzt unsere Kinder auf dem Weg anders begleiten können.

Mit 19 Jahren war ich das erste Mal schwanger. Hätte ich da schon meine Diagnose gehabt, hätte ich sicher viele Dinge anders gemacht. Hätte mich selbst mehr entlastet und nicht so schnell überreizt.

Wenn ich beispielsweise an das Wochenbett zurückdenke. Das ist ja sehr kräftezehrend. Und ich war immer schon eine Frau, die 100 Prozent Gas gegeben hat in allem, was sie tut und habe mich selbst auch oft hinten angestellt.

Heute glaube ich, da ist halt einfach schon der Fehler. Mit dem Wissen, dass ich hochsensibel bin, hätte ich mir einfach schon mal Pausen genommen. Und auch meinem Partner gesagt: Ey, ich schaffe das jetzt gerade nicht! Ich kann nicht nur immer funktionieren.

Das Gefühl hatte ich tatsächlich am Anfang: Mutter zu sein bedeutet, zu funktionieren.

Mittlerweile hinterfrage ich viel und arbeite auch an mir. Ich merke einfach, dass man nicht funktionieren sollte als Mutter, sondern dass man leben sollte. Und dass nicht immer alles perfekt sein muss. Hätte ich diese Erkenntnis schon früher gehabt, auch mit dem ADHS, dann wäre das sicherlich alles ein bisschen entspannter gewesen und ich nicht so gestresst.

Heute mit fünf Kindern ist es natürlich umso wichtiger, Struktur zu haben.

Gerade durch das ADHS braucht man das einfach. Aber ich versuche trotzdem immer noch so kleine Momente oder Lücken zu finden, wo man auch mal so ein bisschen abweichen kann von dem Alltag oder von Struktur, damit es nicht langweilig wird. Weil: Wenn wir etwas nicht mögen, wir ADHSler, dann ist es Langeweile!“

Wie diese Struktur aussieht und vieles mehr hörst du in der Podcast-Folge mit Isabeau:

Und wenn du mehr über Isabeau erfahren willst, schau unbedingt auf ihrem Instagramkanal isabeau_youtube vorbei.

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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