Keine Eltern-Kind-Kuren mehr? Sparvorschlag der Kassenärzte sorgt für Empörung

Drei Wochen zum Durchatmen, zur Ruhe kommen, neue Kraft schöpfen – für viele erschöpfte Eltern sind Mutter- oder Vater-Kind-Kuren kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wenn die Belastung im Alltag zu groß wird, dann kann so eine Kur genau das sein, was Eltern davor bewahrt, ein Eltern-Burnout zu erleiden.

Umso größer ist nun die Verunsicherung: Ein Vorschlag aus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung stellt diese wichtigen Leistungen infrage – und sorgt für heftige Kritik.

Vorschlag zur Abschaffung der Eltern-Kind-Kur

Hintergrund ist ein Interview mit Dr. Andreas Gassen, dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Er hatte gegenüber der ÄrzteZeitung vorgeschlagen, bestimmte Gesundheitsleistungen zu streichen, um Geld zu sparen – unter anderem nannte er auch die Mutter-/Vater-Kind-Kuren: „Wir müssen endlich versicherungsfremde Leistungen aus der GKV herauslösen – etwa Mutter-Kind-Kuren oder Reha für Rentner.“ Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten.

Der MDR griff diesen Vorschlag auf, indem in einem Bericht Kritiker:innen der Idee zu -Wort kamen. Damit löste der MDR eine öffentliche Diskussion aus. Denn gerade diese Kuren gelten als wichtige Unterstützung für Eltern, die unter chronischer Erschöpfung, psychischen Belastungen oder körperlichen Beschwerden im Alltag mit Kindern leiden.

Sparblick in Richtung derer, die am schwächsten sind

Schnell kam Gegenwind. Dass ausgerechnet bei Eltern-Kind-Kuren gespart werden soll, stößt beim Mütterzentrum e.V. in Leipzig auf völliges Unverständnis. Raymonde Will, Sprecherin des Zentrums, kritisierte laut MDR deutlich: „Sowas überhaupt Vorschlag zu nennen, finde ich schon eine unglaubliche Unglaublichkeit. Ich fasse das manchmal gar nicht, wie oft der Sparblick in Richtung derer geht, die am schwächsten sind.“

Gerade diese Kurangebote seien für viele Familien essenziell, betont sie. Denn: „Dann treffe es wieder jene, die am meisten Unterstützung brauchen.“ Die Kuren seien eine wichtige Auszeit vom belastenden Familienalltag, so Will weiter: Diese Kuren böten Eltern und Kindern die „Chance, einmal durchatmen zu können und eine Rundumbetreuung zu genießen und sich dabei ein bisschen zu erholen.”

Jede zweite Mama fühlt sich psychisch überfordert

Erst kürzlich zeigte die aktuelle europaweite Studie „State of Motherhood 2024“ der Organisation Make Mothers Matter, dass sich fast jede zweite Mutter psychisch überfordert fühlt. Viele berichten von fehlender Anerkennung, zu wenig Unterstützung und chronischem Stress.

Gerade in solchen Fällen helfen Mutter- oder Vater-Kind-Kuren – sie bieten medizinisch begleitete Erholung, psychologische Beratung und Austausch mit anderen Eltern.

Was bedeutet das konkret für Eltern?

Mutter-/Vater-Kind-Kuren sind gesetzlich verankerte Pflichtleistungen nach § 24 und § 41 SGB V. Sie können ärztlich verordnet werden, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht – und dieser Anspruch gilt weiterhin. Es geht also derzeit nicht um eine tatsächliche Abschaffung, sondern um eine politische Diskussion, die viele Betroffene dennoch aufhorchen lässt.

Klar ist: Ihr könnt weiterhin eine Mutter-Kind-Kur beantragen. Dennoch zeigt die Debatte, dass die Bedürfnisse von Eltern immer noch viel zu selten ernstgenommen werden. Statt Unterstützung für Eltern zu gewährleisten, soll genau daran gespart werden – da überraschen die sinkenden Geburtenraten irgendwie nicht.

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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