Horror Schultoilette: Zwischen verstopftem Abfluss und hartem Klopapier

Wenn ich an meine Zeit als Schulkind zurückdenke, fallen mir eigentlich fast nur schöne Dinge ein. Das Gedächtnis verklärt ja auch die Zeit, sagt man. Eine ganz üble Sache ist mir allerdings gut im Gedächtnis geblieben: Die Schulklos.

Meine Schulzeit ist inzwischen schon „etwas“ her, dafür geht meine Tochter nun in die Grundschule. Und auch sie berichtet von dem absolut beschis.., äh, bescheidenen Zustand der Schul-WCs.

Eines von drei Mädchen-WCs pro Stockwerk ist immer kaputt. Die Türen klemmen, der Wasserhahn tropft, Kaugummi klebt an den Wänden, der Boden ist nass, darin schwimmt Klopapier…

Überhaupt, das Klopapier! Eine hauchdünne Lage mit der Oberflächenhaptik einer Nagelfeile. (Anm. d. Red. Hier berichten wir darüber, dass immer mehr Kinder in der Schule noch Windeln tragen.)

Die German Toilet Organization (jahaaa, die gibt es wirklich!) hat bereits 2022 eine Untersuchung an Berliner Schulen durchgeführt und fand all die Vorurteile gegen Schultoiletten bestätigt. So berichteten 60 Prozent der teilnehmenden Schulleitungen, dass dauerhaft nicht alle Sanitäranlagen ihrer Einrichtungen vollständig funktionstüchtig sind.  Ein großes Problem dabei sei Vandalismus. In der Pressemitteilung der Studie heißt es: „In mehr als der Hälfte der begutachteten Sanitäranlagen waren sichtbare Zerstörung, Schäden oder Vandalismus vorhanden, beispielsweise Löcher in den Kabinenwänden und Türen, nasse Papierhandtücher oder Wasserflecken an der Decke.“

Die Mehrheit der befragten 949 Schüler*innen von weiterführenden Schulen gab an, dass sie nicht den Eindruck hätten, dass sich gut um kaputte Toiletten gekümmert werden würde, beispielsweise dann, wenn sie defekte Sanitäranlagen melden würden.

Die noch viel schlimmere Aussage der Schüler*innen war aber: ein Großteil von ihnen versucht den ganzen Schultag lang, den Toilettenbesuch zu vermeiden.

Und, na klar: Das beeinflusst auch das Ess- und Trinkverhalten. Mehr als ein Viertel der Schüler*innen gab an, in der Schule bewusst weniger zu trinken und zu essen, um nicht gehen zu müssen. Zu groß sei der Ekel vor Gestank, fehlender Privatsphäre und das Fehlen von Klopapier – um nur die drei meist genannten Gründe zu nennen. (Übrigens: Hier haben wir schon einmal darüber berichtet, dass viele Kinder Schulklos vermeiden.)

Halten wir also fest: Furchtbare Schulklos sind also nicht nur eklig, sondern im schlimmsten Fall auch richtig ungesund für die Kids.

Hole ich meine Tochter ab am Nachmittag ab, riecht das Treppenhaus ihres Kreuzbaus manchmal wirklich doll nach Urin. Ich muss aber eine Lanze für die Schule brechen: Denn zu dieser Zeit sehe ich immer das Reinigungspersonal, dass die Toiletten putzt. Am Morgen finden die Kinder zumindest saubere Toiletten vor. Und wenn man sich dann überlegt, wie viele Kinder im Laufe des Tages die Toiletten benutzen, dann ist es natürlich klar, dass die „Örtchen“ Am Ende nicht mehr nach frischer Wäsche duften.

Sooo dreckig und kaputt, wie sie es sind, müssten sie allerdings nicht sein. Meine Tochter berichtet von Saftpäckchen, die im Klo herunter gespült werden, von Seifengemälden am Spiegel (und anschließend leeren Seifenspendern), vom Zerren an den Türgriffen und von Wasserschlachten. Das hält kein Klo lange aus. Der Hausmeister repariert kleine Dinge sofort, für ständige große Reparaturen fehlt das Geld.

Ich weiß auch nicht, wie man dieses Problem so richtig lösen kann. Ist es vielleicht eine Idee, die Kinder mehr mit einzubeziehen?

Die Klasse meiner Tochter hatte vor Kurzem das große Glück, dass die Toiletten auf ihrem Stockwerk saniert wurden. Zuvor konnten die Schüler*innen über die Wand- und Bodenfarbe abstimmen – und da gab es richtig tolle, bunte zur Auswahl. Seitdem die Toilettenräume so neu und schön sind, werden sie auch viel pfleglicher behandelt. Ein bekanntes Phänomen, oder? Auf neue, heile Sachen passt man einfach viel besser auf. Mir ist nun aber klar, dass nicht jede Schultoilette Deutschlands regelmäßig saniert werden kann….

Allerdings soll ja ein ordentlicher Teil des Sondervermögens für die Infrastruktur in die Schulen fließen.

Mega gut! Die können es gebrauchen, nicht nur für ihre maroden Klos. Schätzungen zufolge wäre allerdings eine hohe zweistellige Milliardensumme nötig, um alle deutschen Schulgebäude zu sanieren. Mal sehen also, ob überhaupt etwas von dem Geld in den Toilettenräumen ankommt.

Erzählt doch mal, wie sehen denn die Schultoiletten eurer Kinder aus?

Habt ihr vielleicht auch das Problem, dass eure Kinder den ganzen Tag „anhalten“?
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Meine Schultoiletten-Erfahrung:x

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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2 Comments
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Sara
Sara
22 Tage zuvor
Habt ihr vielleicht auch das Problem, dass eure Kinder den ganzen Tag „anhalten“?" Weiterlesen »

Meine Tochter hat in ihrer alten Schule die Toilette gemieden und meinte nur das sie sich sonst irgendwelche Krankheiten einfängt. Der zweite Stock, beim Sekretariat, stank generell nach Fäkalien und Jungs fanden es anscheinend besonders witzig die Wände mit Kacke zu beschmieren. Seit dem Schulwechsel ist sie zufriedener, aber es riecht immer noch unangenehm. Ich wüsste auch gerne mal woran das liegt das die Kinder die Toiletten in der Schule so unpfleglich behandeln. Ist es zu Hause auch so? Man möchte doch ein gepflegtes Umfeld haben, oder? Auch als Kind. Oder?