WM 2022 in Katar: Was wir unseren Kindern erklären sollten

Kommenden Sonntag startet die WM, oder ganz offiziell und korrekt gesagt: Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022.

Eigentlich wäre das für viele ein Grund zur Freude und nach all den sorgenvollen Monaten und Jahren, die durch die Pandemie, die Inflation und den Krieg hinter uns liegen, eine willkommene Ablenkung und Zerstreuung. Denn eine Weltmeisterschaft lockt auch eine Menge Menschen vor den Fernseher oder zum Public Viewing, die sich sonst nicht allzu sehr für den Sport interessieren. Die Kombination aus Wettkampf und Partystimmung ist eben etwas ganz Besonderes und zieht einen in den Bann.

Nur dieses Mal, da will keine echte Partystimmung aufkommen – zu bitter ist der Beigeschmack, den das Fußball-Fest hat.

Der Grund: Gastgeber ist das Land Katar, das sehr in der Kritik steht. Eine Frage, die daher viele bewegt, ist: Darf/möchte ich die Spiele der WM diesmal wirklich anschauen? Oder ist ein Boykott angebrachter? Lasse ich meine fußballverrückten Kids die Spiele schauen – und wenn ja, erkläre ich ihnen, warum die Freude dieses Jahr so verhalten ist?

Aber mal von Anfang an:

Warum steht die WM in Katar denn eigentlich so in der Kritik?

Bereits seit zwölf Jahren steht fest, dass der Weltfußballverband FIFA die Weltmeisterschaft 2022 in Katar stattfinden lässt. Von Anfang an gab es viel Kritik, unter anderem, weil das arabische Land die Menschenrechte teilweise massiv missachtet.

Die wichtigsten Kritikpunkte:

• Frauen werden unglaublich benachteiligt. Sie werden von den Männern ihrer Familie kontrolliert und brauchen für viele Entscheidungen deren Erlaubnis: zum Beispiel beim Heiraten, teilweise bei der Berufswahl oder auch, wenn sie reisen wollen.
• Homosexualität ist verboten und geächtet.
• Strenge Religion: Der Islam ist Staatsreligion. Menschen, die einen anderen Glauben haben, werden teilweise diskriminiert oder verfolgt.
• Umgang mit Arbeitern aus anderen Ländern, die die WM vorbereitet haben: Damit Katar für die Weltmeisterschaft zum Beispiel ausreichend Unterkünfte, Stadien und Straßen hat, musste in kurzer Zeit vieles neu gebaut oder renoviert werden. Dafür sind viele „Gastarbeiter“ in das Land gekommen, man schätzt etwa 2,3 Millionen Arbeitsmigranten vor allem aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka. Menschenrechtsorganisationen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass diese unter sehr schlechten Bedingungen im Einsatz waren. Extrem harte Arbeit für wenig Geld und schlechte Unterbringung. Es gab auch viele Todesfälle auf den unsicheren Baustellen, zum Beispiel durch Unfälle. Mehr als 6500 Gastarbeiter kamen ums Leben! Andere wollten fliehen, konnten aber nicht: Die Pässe vieler Arbeiter werden einfach einbehalten.
• Umweltproblematik: Nirgendwo sonst wird pro Kopf so viel klimaschädliches Gas ausgestoßen wie in Katar.Die kommende WM soll laut Fifa die bisher nachhaltigste und umweltschonendste sein, es wird viel auf Sonnenenergie gesetzt. Auf der anderen Seite wird bei der Klimatisierung der Stadien sehr viel Energie verbraucht. Außerdem gibt es in Katar kaum Süßwasser, Meerwasser muss mit einem aufwendigen Verfahren entsalzt werden. Und allein die Fußballplätze brauchen sehr viel Wasser: Jeder Rasen benötigt etwa 10 000 Liter Wasser pro Tag!

Dazu ist von ungerechten Gerichtsprozessen, fehlender Presse- und Meinungsfreiheit etc.pp. berichtet. Kein Land also, das sich mit Ruhm bekleckert. Und keines, dem man all die Vorteile zugestehen mag, die es als Gastgeberland der WM hat.

Also: WM gucken oder lieber boykottieren?

Das darf zum Glück jeder für sich selbst entscheiden!

Seien wir ehrlich: Die WM findet statt, auch wenn unser Fernseher zu Hause aus bleibt. Leider ist es natürlich nun mal so, dass es niemanden bei der FIFA und schon gar nicht in Katar interessieren wird, ob unser einzelner Fernseher zu Hause nicht eingeschaltet wird.

Aber: Keiner ist alleine – es gibt wirklich viele Menschen, die die WM boykottieren wollen und sich die Spiele nicht anschauen werden. Und auch viele Kneipen und Lokale, die sonst die wichtigen Spiele der WM zeigen und dabei einen Riesenumsatz verzeichnen (Mitfiebern macht eben durstig), verzichten dieses Mal bewusst darauf. Und wenn wirklich viel weniger Menschen als sonst die Weltmeisterschaft anschauen, dann merkt das die FIFA, es spüren die Fernsehsender und auch alle wichtigen Firmen, die für eine Menge Geld Werbung im Rahmen der Spiele schalten.

Das wird die laufende WM nicht verhindern – aber es kann ein wichtiges Zeichen für die Zukunft sein: Welche Länder kommen als Gastgeber in Frage? Wie sehr wird ihnen bei den Vorbereitungen auf die Finger geschaut?

Ein Boykott der Weltmeisterschaft wird also nicht „umsonst“ sein!

Es ist aber – meiner Meinung nach – auch völlig legitim, die Spiele zu schauen. Es ist dann nur nicht in Ordnung, dieses völlig uninformiert zu tun. Vor allem unseren Kindern sollten wir die Hintergründe erklären. Aber wie?

Wie spreche ich mit meinem Kind über die Weltmeisterschaft in Katar?

Sicher haben besonders die größeren Fußballfans unter unseren Kindern schon über die Kritik an der WM gehört.

Es ist gut und wichtig, offen zu sprechen. Als Leitfaden kann z.B. die Zusammenfassung der Kritikpunkte weiter oben im Text dienen. Eltern können am besten einschätzen, wie viel ihr Kind schon versteht.

Eine super Hilfe sind auch mediale Angebote wie z.B. bei den Kindernachrichten logo! des ZDF, dort findet man eine ganze Reihe von toll aufbereiteten Videos und Texten zur WM und zu Katar.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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