„Weil ich unserem Sohn keine ‚Jungssachen‘ kaufe, ist mein Mann sauer.“

„Hallo Mamas, ich bin Melanie, 33 Jahre jung und Mama von zwei wunderbaren Kindern. Mein Mann und ich sind seit acht Jahren verheiratet und führen eigentlich eine harmonische Ehe. Nun gibt es aber ein neues Streitthema zwischen uns, das mich echt aufregt.

Wir haben eine fast siebenjährige Tochter und einen vierjährigen Sohn zusammen.

Bei unserer Tochter ist es so, dass meinen Mann kaum interessiert, was sie anzieht oder womit sie spielte. Bei unserem Sohn darf ich nun erleben, dass das plötzlich ganz anders ist. Das hat jetzt schon mehrfach zu Streitigkeiten zwischen uns geführt.

Ich bin nämlich eher der Typ ‚Hauptsache praktisch‘ und ‚Aussehen ist egal‘, deswegen habe ich einen Haufen Zeug von unserer Großen aufbewahrt und ‚vererbe‘ so viel wie möglich an unseren Sohn weiter. Das heißt, wenn ihm der ‚My little Pony‘-Schlafanzug gefällt, dann freue ich mich, dass er noch mal Verwendung findet und er bekommt ihn an. Wenn er Lust hat mit den Barbies meiner Tochter zu spielen, gerne!

Aber meinem Mann passt das überhaupt nicht.

Er meinte, unser Sohn braucht sein eigenes ‚Jungs-Spielzeug‘, womit er sowas wie Autos oder Technikspielzeug meint. Während unseres Streitgesprächs kam dann auch raus, dass es ihm nicht passt, wenn unser Kleiner die Sachen von der Großen aufträgt. Das sei angeblich einfach nicht passend für einen Jungen. Meinen Sohn selbst bekümmert es natürlich bisher herzlich wenig, was er trägt und wie er aussieht.

Mir ist schon klar, dass sich das irgendwann ändern wird und er sich dann womöglich auch eigene Dinge wünscht, die seinem Geschmack entsprechen. Aber solange es noch geht, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, dass wir das alte Spielzeug und die abgelegten Klamotten unserer Tochter an ihn weitergeben. Schließlich ist unser Keller voll davon und so sparen wir eine Menge Geld.

Wozu Unsummen ausgeben für ‚Jungs-Spielzeug‘ und ‚Jungskleidung‘, wenn er an den Sachen seiner großen Schwester noch Gefallen findet.

Schließlich spielen die beiden nachmittags sowieso viel zusammen. Vormittags ist mein Sohn in der Kita, dort kann er nach Herzenslust mit kleinen Autos und Robotern spielen, nehme ich an. Das habe ich meinem Mann auch so entgegengehalten. Er wollte aber trotzdem nicht nachgeben und besteht weiterhin darauf, dass wir das Geld ausgeben, um unseren Sohn ‚wie einen richtigen Jungen‘ auszustatten.

Ich habe jetzt ein paar Tage darüber gegrübelt, warum dem Papa das Thema so am Herzen liegt. Eigentlich ist er nämlich auch sehr sparsam und ermahnt mich beispielsweise regelmäßig, nicht zu früh die Heizung anzustellen. Einen für mich nachvollziehbaren Grund kann ich in seinen Forderungen nicht erkennen. Ich vermute jetzt einfach mal, dass es dabei irgendwie um seine eigene Männlichkeit geht, die er in Gefahr sieht, wenn sein Sohn zu ‚mädchenhaft‘ unterwegs ist.

Mein Mann hat selbst keine enge Beziehung zu seinem Vater und wollte es immer besser machen.

Er hat sich einen Sohn gewünscht, dem er alles zeigen kann, mit dem er vielleicht sogar die Hobbys teilt. Vielleicht möchte er deswegen, dass unser Kleiner ihm ähnlich ist, mit den gleichen Dingen gerne spielt und mehr so gekleidet ist, wie er früher als Kind.

Bei unserer Tochter jedenfalls sieht er das Ganze deutlich entspannter und unterstützt sie bei allem, was sie gern tun möchte – egal ob es ‚typisch‘ für Mädchen ist oder nicht. Jetzt bin ich hin- und hergerissen: Sollte ich meinem Sohn mehr neue Spielsachen und Kleidung gönnen? Oder ist es okay, dass ich das Geld spare, so lange er sich noch nicht daran stört?

Es passt mir irgendwie nicht, dass ich unserem Sohn nur aus Prinzip ‚Jungssachen‘ kaufen soll und dafür dann eine Stange Geld ausgebe.

Schließlich weiß doch heute eigentlich jeder, dass diese typischen Geschlechterrollen voll überholt sind, oder? Meinem Mann liegen sie aber wohl doch noch am Herzen, zumindest, wenn es um unseren Sohn geht.

Gebe ich nach oder lieber nicht?


Liebe Melanie, vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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3 Comments
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Markus
Markus
2 Jahre zuvor

Eine Frage warum hast du deiner Tochter als sie noch klein war my little Pony Sachen und Barbie puppen gekauft
Ist das nicht auch die typische Mädchen Rolle

Jutta Gut
Jutta Gut
2 Jahre zuvor

Was hindert eigentlich den Vater dran, selbst Spielsachen für seinen Sohn zu kaufen?

Kassy
Kassy
2 Jahre zuvor

Huhu!

Naja, nachgeben würde ich nicht, aber einen Kompromiss eingehen. Zu Weihnachten oder Geburtstag kann man ja neue Jungssachen holen, aber trotzdem würde ich auch die Sachen der älteren Schwester weiter vererben.

Ich bin die jüngste von vieren. Ich habe einen Zwillingsbruder. Heißt, wir haben oft Sachen der älteren Geschwister bekommen… Und ich habe wahnsinnig gern einfach mit meinem Bruder gespielt – Lego, Raumschiffe, etc. Ich hab zwar meist die Prinzessin bekommen, aber es ging um das zusammen spielen. Und ich fand es cool, das zu spielen, was meine älteren Geschwister gespielt haben. Meine Schwester ist sechs Jahre älter, von ihr hab ich vor allem Klamotten bekommen und mit Stolz getragen. Mein Bruder war drei Jahre älter, ihn hab ich anfangs mehr als Vorbild genommen. Da war der Altersunterschied zum Spielen besser.

Ich glaube auch, dass deinem Jungen mehr daran liegt, mit seiner Schwester zu spielen bzw. sie als Vorbild sieht. Das „was“ ist dann erstmal zweitrangig. Spätestens ab der Schule wird er mehr in die Jungsrichtung gedrängt, das kommt noch früh genug.

Wenn der Papa sich nun mehr einbringen möchte, weil er zu seinem Sohn ein anderes Verhältnis als zu seiner Tochter hat, würde ich darauf schon eingehen, ihm aber auch erklären, dass sein Sohn nicht in eine Richtung gedrängt werden muss, sondern er einfach die Freude am Kind sein und Welt entdecken genießen sollte. Das Kind hat seinen eigenen Charakter und seine eigenen Vorlieben und Abneigungen.

Hat dein Mann das nicht vorhandene Verhältnis zu seinem Vater denn je richtig verarbeitet? Das würde ich in einem ruhigen Moment nochmal behutsam ansprechen, wenn noch nicht geschehen.

Wie gesagt, ich denke, Erziehung beruht auf Kompromissen der Eltern, deswegen kann man das bestimmt klären. 🙂

Du kannst ja auch ein paar Jungssachen gebraucht kaufen und die Sachen deiner Tochter verkaufen. Dann reißt es nicht so ein tiefes Loch in den Geldbeutel. 😉