Warum zu viel Kontrolle deinem Kind schadet

Ich gebe zu, manchmal kann ich ein ganz schöner Kontroll-Freak sein. Du auch? Dann solltest du diesen Text unbedingt lesen. Denn eine Studie hat jetzt herausgefunden, welche Auswirkungen es auf Kinder haben kann, wenn ihre Eltern sie zu sehr kontrollieren. Und die möglichen Folgen sind wirklich erschreckend.

Kontrollsucht kann großen Einfluss auf die Entwicklung unserer Kinder haben

Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie von Emily Loeb und ihrem Team an der University of Virginia. Seit 1998 haben die Forscher dort insgesamt 184 Jugendliche begleitet, und zwar von ihrem 13. bis zum 32. Lebensjahr. Dabei stellten sie fest, dass die Kinder, deren Eltern sie sehr stark kontrollierten, später nicht nur ein niedrigeres Bildungsniveau hatten, sondern auch Schwierigkeiten, Freundschaften einzugehen, Probleme in Beziehungen und Hemmungen, um Hilfe zu bitten.

Dabei ist mit „Kontrolle“ gemeint, dass die Eltern ihrem Kind zum Beispiel Schuldgefühle einreden, wenn es nicht das tut, was sie von ihm erwarten, oder ein Ziel nicht erreicht. In anderen Fällen entziehen Eltern ihrem Kind beispielsweise die Zuneigung. Es bekommt den Eindruck „Mama/Papa mag mich nur, wenn ich tue, was sie/er sagt“ – eine schlimme Vorstellung, oder? Und kein Wunder, dass die Kinder dieses Verhalten später auf verschiedene Beziehungen übertragen.

Kindern, die stark kontrolliert werden, fällt es schwer, um Hilfe zu bitten

Mit der Studie wollten die Forscher um Emily Loeb herausfinden, wie sich die starke Kontrolle der Eltern auf die Entwicklung der Jugendlichen auswirkt – und wie lange die Folgen anhalten. „Es war spannend zu sehen, dass Kinder, die unter psychologischer Kontrolle aufwuchsen, bis in ihre frühen 30er-Jahre hinein starke Probleme in romantischen Beziehungen hatten. Außerdem hatten sie oft ein niedrigeres Bildungsniveau“, so Loeb.

Zu Beginn der Studie waren die Jugendlichen etwa 13 Jahre alt. Die Forscher luden sie zusammen mit ihren jeweils engsten Freunden in ein Labor ein. Ein Kind sollte dann seinen Freund um Hilfe bei einem Problem bitten. Die Wissenschaftler beobachteten das Gespräch und das Verhalten der einzelnen Kinder. Dabei stellten sie fest, dass es schon den 13-Jährigen, die zuhause stark kontrolliert wurden, schwerfiel, andere um Hilfe zu bitten. Außerdem fiel es ihnen schwerer, sich in unterschiedliche Perspektiven zu versetzen – und sie wurden von den anderen weniger gemocht.

Das gleiche Experiment wiederholten die Forscher, als die Teilnehmer 27 Jahre alt waren. Statt von einem engen Freund wurden sie jetzt von ihren Lebenspartnern begleitet. Bei 88 Teilnehmern kam ein Partner mit, mit dem sie seit mindestens drei Monaten zusammen waren. Das Ergebnis war das gleiche wie 14 Jahre zuvor: „Diejenigen, die mit kontrollierenden Eltern aufwuchsen, waren schlechter darin, Unterstützung zu erhalten oder um Unterstützung zu bitten“, fasst Loeb zusammen.

Schlechtere Schulabschlüsse und weniger Partnerschaften

Auch zwischendurch gab es einige Untersuchungen, nämlich als die Teilnehmer 15, 16, 27 und 31 Jahre alt waren. Dabei stellte sich heraus, dass diejenigen, die von ihren Eltern stark kontrolliert worden waren, schlechtere Schulabschlüsse hatten. Die Forscher führen das darauf zurück, dass die Eltern ihre Kinder während der Schulzeit immer wieder mit guten Noten unter Druck gesetzt hatten. Nachdem die Kinder erwachsen waren, und der Druck der Eltern weg war, legten sie selbst dann darauf keinen Wert mehr bzw. fehlte ihnen der Antrieb.

Aber nicht nur das: Die Teilnehmer mit „Kontroll-Eltern“ waren mit 32 Jahren auch seltener in einer festen Partnerschaft.

Freundschaften sind für die Kinder später schwierig

Nicht nur beziehungstechnisch haben die Kinder später Schwierigkeiten. Das gleiche gilt für Freundschaften. Die seien für die Betroffenen nämlich eher eine Last, die für beide Seiten keine wesentlichen Vorteile mit sich bringe. Stattdessen fürchten die Kinder (bzw. dann Erwachsenen), dass sie Freunde oder Partner genauso verhalten könnten wir ihre Eltern damals. Also Schuldgefühle schüren und Freundschaft bzw. Liebe entziehen, wenn sie nicht das tun, was von ihnen verlangt wird.

Genau aus diesem Grund haben die Kinder auch Schwierigkeiten damit, andere um Hilfe zu bitten. Sie haben Angst vor einer ablehnenden Reaktion oder einem Rückzug des anderen. Genauso schwer tun sie sich damit, eigene Entscheidungen zu treffen.

So wichtig: Jugendliche müssen selbst entscheiden dürfen!

Ganz schön heftig, was wir Eltern bei unseren Kindern auslösen können, wenn wir sie mit unserem Kontroll-Wahn unter Druck setzen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir unsere Kleinen (bzw. dann schön Größeren) ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen – auch, wenn sie uns vielleicht nicht immer in den Kram passen. Denn ganz ehrlich: Im Grunde wünschen wir uns doch alle das Gleiche: Das unsere Kinder zu glücklichen und selbstbewussten Erwachsenen werden.

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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