Super oder überflüssig? So beurteilen Mütter und Erzieherinnen Kita-Apps

Immer mehr Kitas arbeiten mit einer sogenannten Kita-App. Viele Eltern erhoffen sich dadurch mehr vom Alltag des eigenen Kindes mitzubekommen. Mit wem hat es gespielt? Was hat es gegessen – und war es auch auf dem Klo? Lauter Infos, die zwar nicht unbedingt notwendig sind, aber über eine App theoretisch zur Verfügung gestellt werden könnten.

Doch ist das wirklich sinnvoll?

Meine Kollegin Wiebke hat in ihrem Beitrag „Kita-App: Die totale Kontrolle für Eltern” den Sinn und Zweck solcher Apps durchleuchtet und ein gemischtes Fazit gezogen. Die grundsätzliche Idee findet sie gut. Das Kind einfach digital krankmelden oder Foto-Updates an Eltern zu verschicken, könnte durch eine Kita-App viel schneller und einfacher gehen.

Allerdings sieht sie auch die Gefahr, dass manche Eltern es mit den Echtzeit-Infos übertreiben könnten und das wäre für die Erzieher*innen stressig. Wiebke schreibt: „Mir wäre es deutlich lieber, wenn die Erzieher*innen ihre gesamte Zeit für die Betreuung der Kinder nutzen, anstatt mit dem Smartphone oder Tablet durch die Gruppe zu laufen, um alles minutiös zu dokumentieren.”

Diese Erfahrungen haben Mamas und Erzieherinnen mit Kita-Apps gemacht

Wir haben die Frage deswegen an unsere Community abgegeben und euch um eure Erfahrungen mit solchen Kita-Apps gebeten. Viele spannende Kommentare haben uns erreicht und ein paar der Meinungen möchten wir gerne mit euch teilen.

Einige stehen den Apps eher kritisch gegenüber

„Ich bin selbst Erzieherin und musste ganz schön schmunzeln, denn genau aus dem Grund bin ich nach 17 Jahren gegangen. Man hat nur noch das Tablet in der Hand, um den Anforderungen der Eltern gerecht zu werden. Dass man dadurch sinnvolle Zeit für die Kinder verliert, sehen die wenigsten. Denn für 25 Kinder ein Foto zu machen und dann noch zu kommentieren, geht nicht in fünf Minuten.”

„Ich arbeite als Schulbegleiterin und finde solche Apps zum Kotzen, vor allem weil verlangt wurde, dass ich sie auf dem Privathandy installiere. Eltern kennen keine Hemmschwelle und kontaktieren uns nach 20 Uhr und am Wochenende. Einige sind auch genervt, wenn keine schnelle Antwort kommt. Ich bevorzuge Termine, die ausgemacht wurden.”

„Es gibt Info-Wände, oft WhatsApp Gruppen, E-Mail-Verteiler, schnelle Tür- und Angelgespräche und Elterngespräche. Ich frage mich, wie all die Kinder und deren Eltern es früher ohne Digitalisierung durch die Kita geschafft haben. (…) Fehlt das Vertrauen in die Einrichtung oder deren MitarbeiterInnen? (…) Was wenn KollegInnen krank oder im Urlaub sind. Freispiel für die Kinder, weil die ErzieherInnen die App pflegen müssen? Jeder beschwert sich, wenn Eltern im Beisein ihrer Kinder ständig aufs Handy schauen. In diesem Fall durch Fachkräfte wäre es aber akzeptabel? Eine Gruppe besteht aus vielen Kindern, da kommen unter Umständen sehr viele Fragen und Infos zusammen. Auch Fotos sortieren und verteilen benötigt Zeit. Wer soll das machen?”

Liebe Mamas (und Papas), ich bin Erzieherin kurz vor dem Ruhestand, habe also gaaaanz viel Berufserfahrung. (…) Es ist uns mit Sicherheit klar, dass wir in der Kita die Verantwortung für ‚den wertvollsten Schatz in eurem Leben‘ haben, ihn betreuen, fördern, bespielen und vor allem eine wunderschöne Beziehung zu den anvertrauten Kindern aufbauen. In einer guten Kita werden euch die Betreuer natürlich – über Infotafeln o.ä. – informieren, was der Tag so beinhaltet hat (…). Eine ‚Kita-App‘ halte ich für vollkommen überflüssig und sie würde wertvolle Zeit am Kind verhindern – und die halte ich für wesentlich wichtiger! Lasst eure Kinder los, ihr müsst nicht alles kontrollieren. (…) Übrigens, in der Schule habt ihr 2x pro Jahr einen „Elternabend“, wie wollt ihr das denn dann aushalten? Liebe Grüße, eine sehr engagierte und ihren Beruf immer noch liebende Erzieherin.”

Doch es gibt auch positive Erfahrungsberichte

„Nun bin ich in einer Krippe und da gibt es auch eine App, aber eben sinnvoll eingesetzt. Zum Entschuldigen, Kommunizieren, falls was Wichtiges passiert ist oder um Termine bekannt zu geben. Sonst steht man im persönlichen Kontakt, so wie früher und darüber sind alle froh.”

„Bei uns gibt es eine KitaApp. Aber sie wird lediglich für den Essensplan, wichtige Termine und Abwesenheitsnotizen genutzt. Ich kann jederzeit nachschauen, an welchen Tagen die Kita geschlossen hat, was es diese Woche zu essen gibt und mein Kind krank melden. Wichtige Infos über Wandertage, Fototermine etc. stehen auch bereit. Es gibt eine Nachrichtenfunktion, falls z.b. die Windeln leer sind. Ich werde aber nicht darüber informiert, wie mein Kind geschlafen hat, mit wem es spielt oder sonstiges. Und ehrlich gesagt finde ich das auch gut so.”

„Wir haben eine Kita-App seit zwei Jahren. Es ist weniger Papier, was benötigt wird, denn Infos gehen über die App raus. Auch das Telefon klingelt nicht ständig morgens, da die Kinder über die App abgemeldet werden. Auch kurze Infos, die man beim Abholen geben würde, werden darüber mitgeteilt. Allerdings werden keine Bilder verschickt und den Gruppenchat mussten wir deaktivieren. Dies wurde für uns Erzieher zu stressig. Lediglich der Einzelchat mit einzelnen Eltern ist sinnvoll. Ansonsten ist es schon eine gute Sache.”

Bei uns in der Kita wird bereits eine App benutzt, ich erlebe dies sowohl als Mama, als auch als Erzieherin. Vieles ist wirklich praktisch. Kinder krankmelden, Infos weitergeben, usw. Was aber tatsächlich schwierig ist, dass die App Tür und Tor für überzogene Elternforderungen öffnet. ‚Bitte zügiger auf Fragen antworten‘, wir sitzen nicht ständig am Tablet. ‚Tägliche Zusammenfassung des persönlichen Kita-Tages‘, es gibt Wochenpläne, keine individuellen Tagesberichte zu JEDEM EINZELNEN Kind. An sich ist die App wirklich eine Erleichterung, aber durch die vielfältigen Möglichkeiten steigen eben auch die Erwartungen an das Personal und dazu bleibt nun wirklich keine Zeit.“

„Unser Sohn ist seit letztem Jahr in der Krippe und auch wir haben bereits den Luxus einer Kita-App. Zu Beginn haben wir sehr oft reingeschaut. Mittlerweile gucken wir nur gelegentlich in die App, wenn neue Bilder, Nachrichten oder Tages-/Wochenbeiträge verfasst worden sind. Die Schlafenszeit interessiert uns natürlich an manchen Tagen auch, damit wir nicht umsonst in die Kita fahren. Anhand von verschiedenen Farben ist sichtbar, wie gut das Kind gegessen hat, ob der Stuhlgang auffällig war o.ä. Für uns ist die App nicht mehr wegzudenken. Trotzdem gibt es sowohl morgens als auch beim Abholen immer noch ausführliche Gespräche mit den Erziehern. Uns wird mitgeteilt, wenn es mal einen Tag nicht so gut beim Einschlafen lief, wenn es zu Streitigkeiten kam oder mal wieder die Bockphase sehr ausgiebig war. Unser Fazit: Absolut super, wenn der persönliche Kontakt zu den Erziehern trotzdem besteht.”

Kita-Apps ja – aber mit klaren Grenzen

Viele Kommentare aus unserer Community deuten daraufhin, dass eine Kita-App in Maßen als sinnvoll erlebt wird. Anders als manchmal befürchtet, kann sie in vielen Fällen sogar den Erzieher*innen den Alltag erleichtern. Wichtig ist dabei aber eine klare Kommunikation, welche Infos wann möglich sind und gemäßigte Erwartungen seitens der Eltern. In einem Punkt sind sich alle einig: Eine App kann vielleicht eine sinnvolle Ergänzung, aber auf keinen Fall ein vollständiger Ersatz für den persönlichen Kontakt sein.

Was denkst du über Kita-Apps? Vielleicht fallen dir noch Aspekte ein, die wir bisher noch nicht bedacht haben. Verrate uns deine Meinung dazu gerne in den Kommentaren!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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