Studie macht Hoffnung: Corona-Risiko an Schulen und Kitas ist gering

Wie ansteckend sind Schüler wirklich? Sind Kitas Pandemie-Treiber? Eindeutige Antworten auf diese entscheidenden Fragen gab es bisher nicht, dafür wilde Spekulationen und viele Ängste. Eine neue Studie aus Rheinland-Pfalz bringt nun Klarheit und hat höchstwahrscheinlich Auswirkungen auf politische Entscheidungen.

Kitas und Schulen öffnen oder schließen?

Viele Eltern finden sich seit einem Jahr in einem immer wiederkehrenden Betreuungschaos wieder. Wie sinnvoll die Schließung von Schulen und Kitas war? Bisher unklar. Doch eines steht leider schon fest, die Maßnahmen hatten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Kinder. Trotzdem gab es zunächst keine bessere Lösung, um den Großteil der Bevölkerung vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu schützen.

Seitdem nun einige Länder wieder schrittweise Schulen und Kitas öffnen, wächst entsprechend auch die Sorge vor einer neuen Welle von Infektionen. Wie hoch das Infektionsrisiko in Schulen und Kindergärten tatsächlich ist, haben das rheinland-pfälzische Landesuntersuchungsamt (LUA) und die Universität Heidelberg in einer Studie untersucht.

Ergebnisse der Studie zeigen geringes Übertragungsrisiko an Schulen

Das Übertragungsrisiko bei Auftreten eines bestätigten Covid-19-Falles liegt im Schnitt bei 1,3 Prozent. Zudem stecken Kinder und Jugendlich nur sehr selten ihre Erzieher und Lehrer an. „Das Infektionsrisiko ist in Schulen und Kitas gering im Vergleich zu anderen Kontaktsituationen wie zum Beispiel im Haushalt, wo wir Schätzwerte um die 20 Prozent haben“, erklärt Studienautor Philipp Zanger im Gespräch mit ntv.de. „Somit können wir Lehrer, Schüler und Eltern ein Stück weit beruhigen und die Lücke zwischen gefühltem Risiko und tatsächlichem Risiko deutlich schließen.“

Für die umfassende Studie hatten Zanger und seine Kollegen die Daten rheinland-pfälzischer Gesundheitsämter zwischen September und Dezember 2020 geprüft. Demnach infizierten sich in Kindergärten und Schulen jeweils ein bis zwei Prozent der engen Kontakte einer positiv getesteten Person ebenfalls mit dem Coronavirus.

Infektionsrisiko an Kitas höher als an Schulen

Die Untersuchungen zeigen allerdings deutlich, dass das Infektionsrisiko an Kitas höher ist als an Schulen. In den Kindergärten führte eine Infektion bei einem Erwachsenen durchschnittlich zu 1,26 weiteren Fällen in der Einrichtung, wobei in der Mehrzahl andere Mitarbeiter betroffen waren. Ein infiziertes Kita-Kind gab das Virus im Kindergarten im Schnitt an 0,66 andere Personen weiter, überwiegend an andere Kinder.

Diese Werte liegen über denen, die für die Schule ermittelt wurden. Zum Vergleich: Ein infizierter Lehrer steckte im Durchschnitt 0,5 weitere Personen in der Einrichtung aus, während Schülerinnen und Schüler das Virus an 0,17 Kontaktpersonen aus der Schule weitergaben, in der Regel an ihre Mitschüler. Fälle, in denen sich Lehrkräfte bei infizierten Schülern ansteckten, gab es kaum.

Wieso unterscheidet sich das Infektionsrisiko an Schulen und Kitas?

Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand. Erzieherinnen und Erzieher haben viel engeren Kontakt zu den Kindern. Zudem können Schüler ab sechs Jahren besser Hygieneregeln einhalten als Jüngere. „Abstandsgebote sind in einem Kindergarten nicht durchführbar“, meint auch Studienautor Zanger. Warum sich allerdings Erzieherinnen und Erzieher häufiger untereinander ansteckten als Lehrkräfte, können Zanger und seine Kollegen nur vermuten.

Eine Erklärung ist, dass Lehrer viele ihrer Aufgaben auch zu Hause abarbeiten. Präsenz an der Schule mache nur einen Teil ihrer Tätigkeit aus. „Erzieherinnen und Erzieher haben ihren Arbeitsmittelpunkt hingegen hauptsächlich innerhalb der Einrichtung.“ Philipp Zanger plädiert deswegen für eine Impfpriorisierung der Erzieherinnen und Erzieher. Außerdem solle darauf geachtet werden, dass diese nicht zwischen den verschiedenen Gruppen hin und her wechseln.

Welche Auswirkungen haben die Mutationen?

Es bleibt allerdings abzuwarten, welchen Einfluss die Mutationen des Coronavirus auf das Übertragungsrisiko haben. Philipp Zanger ist sich allerdings sicher, dass die Erkenntnisse aus der Studie zu den Übertragungswegen auch dann noch Geltung haben, wenn die Infektionen mit den Mutationen zunehmen.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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