Streit über Gesetzesentwurf: Sollen unverheiratete Väter automatisch das Sorgerecht bekommen?

Es sollte ein großer Schritt für unverheiratete Väter werden…

Bisher ist es so, dass bei unverheirateten Paaren, die Eltern werden, nur die Mama automatisch das Sorgerecht für das Kind hat. Das Sorgerecht für den Vater, also das gemeinsame Sorgerecht, muss beantragt werden. Dazu ist immer die Zustimmung der Mutter nötig.

Dieser Punkt sollte sich nun ändern, wie der Tagesspiegel berichtet.

Eine Expertengruppe hatte sich bereits im letzten Herbst dafür ausgesprochen, dass Kinder künftig von Geburt an, ganz automatisch, zwei sorgeberechtigte Eltern haben soll.

Die Begründung: Es gäbe heutzutage eine „veränderte Lebenswirklichkeit“ – und ja, sehen wir uns um, gibt es tatsächlich eine Menge Eltern, die nicht verheiratet sind. Mich und meinen Freund übrigens eingeschlossen. Auch wir mussten zum Jugendamt gehen und für das gemeinsame Sorgerecht eine Erklärung abgeben. Einer von vielen organisatorischen Schritten, die wir erledigen mussten. Und deswegen hatte ich diese Forderungen zuerst für eine gute Idee gehalten.

Die Ungleichbehandlung von Eheleuten und ehelosen Paaren sollte beseitigt werden: „Die Inhaberschaft der elterlichen Sorge als Teil der elterlichen Verantwortung nach Artikel 6 Absatz 2 Grundgesetz soll nicht mehr davon abhängen, ob die Eltern bei Geburt des Kindes miteinander verheiratet sind oder nicht.“ Väter sollten nicht länger benachteiligt sein.

Doch jetzt schickt Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) einen ganz anderen Gesetzesentwurf in den Ring. Sie möchte die gemeinsame Sorge zwar erleichtern, geht aber nicht so weit wie die Forderung der Experten. Ihre Idee: Die gemeinsame Sorge soll automatisch in Kraft treten, wenn ein Mann die Vaterschaft erklärt.

Der Knackpunkt: Damit hat es die Mutter weiterhin in der Hand, ob sie sich mit dem Vater das Sorgerecht teilen möchte, denn auch die Vaterschaftserklärung setzt ihre Einstimmung voraus.

Es würde also allein der zusätzliche bürokratische Schritt der gemeinsamen Sorgerechtserklärung entfallen.

Die Begründung: Die allermeisten Paare heiraten sowieso oder geben eine gemeinsame Sorgerechtserklärung ab, sobald der Nachwuchs da ist. Passiert dies nicht, dürften meist Konflikte die Ursache sein. Und diese sprechen dann eben aus Sicht des Gesetzes nicht gerade dafür, dass das automatisch erhaltene gemeinsame Sorgerecht eine gute Idee wäre.

Und: Wenn man es genau betrachtet, könnte die urspünglich geplante Reform gerade in Krisenfällen eine Katastrophe für Mütter sein.

Denn selbst, wenn der Vater gewalttätig, süchtig oder oder oder wäre, hätte er automatisch ein Mitspracherecht bei seinem Kind. Ein Vergewaltiger hätte das Sorgerecht für ein Kind, das aus seiner Tat entstanden ist. Und die Mutter müsste mit viel Mühe aktiv das um das alleinige Sorgerecht kämpfen.

Wie denkt ihr darüber? Wäre es eine tolle Erleichterung, wenn auch unverheiratete Väter automatisch das Sorgerecht bekommen? Oder sind Frauen besser geschützt, wenn sie es in der Hand haben, ob sie das Sorgerecht teilen wollen – und der zusätzliche, einmalige bürokratische Aufwand ist kein Problem?

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Meinung: „Kein automatisches Sorgerecht für nicht-eheliche Väter!“
3 Jahre zuvor

[…] Sie brachte nun einen Entwurf ins Rollen, der von diesem Programmsatz einigen Abstand nimmt. Zwar spricht sie davon, die gemeinsame Sorge „erleichtern“ zu wollen, indem sie bereits mit Anerkennung der Vaterschaft eintritt. Diese setzt jedoch ebenfalls eine Zustimmung der Mutter voraus. Die Mutter hat also weiterhin das Sagen. […]