Sohn stirbt bei Snapchat-Spiel: Mutter will, dass er der Letzte war

TRIGGERWARNUNG
Dieser Text thematisiert den Suizid eines Jugendlichen. Er behandelt also Inhalte, die einige Menschen beunruhigend oder verstörend finden könnten. Hast du die Befürchtung, dass dein Kind suizidale Absichten haben könnte oder leidest selbst unter solchen Gedanken? Du bist nicht allein! Hilfe und Beratung findest du z.B. bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

„Er war so großartig. Ich kann mich an seine Umarmungen erinnern“, erzählt Jennifer Mitchell. „Er war ein gutes Kind. Er war sehr liebevoll“, fährt sie fort. „Er war sehr nett und äußerst lustig. Und auch abenteuerlustig.“ Ihr Sohn Ian lebt nicht mehr, er nahm sich 2019 das Leben, indem er ein tödliches Spiel auf dem Messing-Dienst Snapchat spielte.

Seine Mama ahnte nicht, dass ihr 16-jähriger Sohn psychische Probleme hatte.

Sie erfuhr erst später davon – zu spät. Denn oberflächlich betrachtet sahen die Dinge gut aus, wie abcactionnews.com berichtet. „Er hatte gute Noten“, sagt sie. „Er wurde nicht suspendiert oder hatte Probleme in der Schule oder so. Er hatte Freunde, also knüpfte er Kontakte. Und im Großen und Ganzen schien alles normal zu sein.“

Aber Ian führte ein geheimes Online-Leben mit mehreren Social-Media-Konten, in dem er sich gefährliche Spiele ansah und lernte, wie man „Russisch Roulette“ spielt. „Das sind Dinge, die niemand sein Kind anschauen lassen würde“, sagt Jennifer. Als Jennifer auf Ians Social-Media-Konten gelangte und die von ihm hochgeladenen Videos vom Russisch Roulette mit einem Revolver fand, war es zu spät.

In seinen letzten drei Videos auf Snapchat ist Ian zu sehen, wie er einen Revolver mit einer einzigen Kugel in der Hand hält.

Er dreht die Patronenkammer, setzt die Waffe an seinen Kopf und drückt den Abzug. Das geht mehrmals gut, aber dann merkt er, dass die Kugel in der Schusskammer landet. Das vierte Video wurde nie gepostet. Ian starb an einer einzigen Schusswunde am Kopf beim Russisch Roulette, dem „Spiel“, das er auf Snapchat kennengelernt hatte.

Matt Bergmann, ein Anwalt, der das Social Media Law Center gründete, klagte im Fall von Ian und anderen Opfern gegen die Social-Media-Riesen. „Eines der Probleme besteht darin, dass die Produkte nicht nur süchtig machen, sondern sich auch der elterlichen Aufsicht entziehen sollen“, erklärt er. Er wirft ihnen konkret vor, den Kindern mithilfe der Algorithmen gezielt Inhalte ausgespielt zu haben, um sie süchtig zu machen.

„Es hätte nicht passieren müssen, es war kein Unfall.”

„Bei jungen Mädchen sind es oft Inhalte, die Magersucht fördern oder Bilder, die Körperhass fördern“, erklärt Bergman. „Bei kleinen Jungen sind es oft gefährliche Aktivitäten wie Russisch Roulette. Und genau das ist hier passiert. Es hätte nicht passieren müssen und es war kein Unfall.“ Seine Sucht habe bei dem 16-Jährigen zu Depressionen, Wutausbrüchen und Angstzuständen geführt.

Instagram und Snapchat verwiesen Ian auf Gruppen und Inhalte, die für ein Kind seines Alters schädlich und unangemessen waren. Zu den gefährlichen Inhalten gehörten Videos und Gruppen, die Gefahr und Selbstverletzung verherrlichen, darunter unter anderem Dinge wie das tödliche Spiel Russisch Roulette. Bergmann ist sich sicher, dass das Wohlbefinden der Kinder weiter sinken wird, bis jemand die Social-Media-Unternehmen zur Rechenschaft zieht. Aktuelle Studien geben ihm Recht.

Der Anwalt vertritt Jennifer in einer Klage wegen widerrechtlicher Tötung gegen Meta Platforms Inc., zu der Facebook und Instagram gehören und gegen Snap Inc., dem Betreiber von Snapchat. Ein Kampf, der an David gegen Goliath erinnert. Doch Bergmann und die trauernde Mutter sind entschlossen. „Wir sind überzeugt, dass es sich lohnt, wenn einem Kind das Schicksal erspart bleibt, das Ian erlitten hat.”

Doch nichts kann ein Kind zurückbringen, deshalb richtet Jennifer diese Warnung an andere Eltern:

Ich habe den Fehler gemacht, zu denken: ‚Oh, solche Dinge passieren in unserer Familie nicht‘“, sagte sie. „Das war ein Fehler, weil solche Dinge in jeder Familie passieren können.“

Liebe Eltern, bitte schaut hin, was eure Kinder im Internet machen. Der Fall von Ian ist nicht der erste, über den wir berichten müssen:

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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