So zeigt dein Kind dir heimlich, dass es dich liebt

Die meisten Mamas sind überzeugt, sich gut in ihre Kinder hineinversetzen zu können. Trotzdem wissen auch Eltern nicht immer, was ihre Kinder meinen. Erziehungsexpertin Katia Saalfrank macht darauf aufmerksam, dass zum Beispiel viele Liebesbotschaften der Kleinen nicht bei Mama oder Papa ankommen. Im Gegenteil, manchmal werden sie von den Eltern sogar als Faulheit oder Bockigkeit gedeutet.

Ein Leben mit Kindern ist eine der schönsten, aber auch der herausforderndsten Aufgaben, der man sich stellen kann. Sie bringen so viel Liebe mit, aber fordern uns auch immer wieder heraus, uns unseren eigenen Problemen zu stellen und für sie über uns hinauszuwachsen. Das ist super, denn so entwickelt man sich als Elternteil immer weiter.

Perspektivwechsel als Grundlage der Eltern-Kind-Beziehung

Niemand benötigt unsere Empathie so sehr wie unsere Kinder. Ganz automatisch wechseln wir im Umgang mit ihnen immer wieder die Perspektive, um zu verstehen, was sie gerade brauchen. Aber das ist auch die größte Schwierigkeit: Nicht immer deuten Mama und Papa das Verhalten ihrer Kleinen richtig. Besonders in Stresssituationen verzweifeln Eltern oft an dem scheinbar unkooperativen Verhalten der Kinder.

Ein Beispiel: Du holst dein dreijähriges Kind aus der Kita ab. Du hast bereits die Hände voll, weil du nach der Arbeit noch einkaufen warst und nun willst du dir einfach nur deinen kleinen Schatz schnappen und mit ihm nach Hause. Aber dein ansonsten so bewegungsfreudiges, eigenständiges Kind möchte plötzlich und ausgerechnet heute den ganzen Weg getragen werden und klebt an dir. Was sich für dich in diesem Moment wie Trotz oder Verweigerung anfühlt, ist eigentlich eine Liebeserklärung!

Es geht um mehr als eine Hilfestellung

Diplom-Pädagogin und Familienberaterin Katia Saalfrank erklärt im Gespräch mit Focus Online: „Eltern missverstehen im hektischen Alltag die versteckten Liebesbotschaften ihrer Kinder am häufigsten in Momenten, in denen sie selbst gestresst sind.

Eltern hören dann oft nur, dass ihr Kind Forderungen an sie stellt. Vielleicht ärgern sie sich sogar, dass ihr Kind scheinbar nicht mit ihnen an einem Strang zieht. „Wären wir im Kontakt mit uns selbst, mit dem Herzen da, wo unsere Füße sind, präsent im Hier und Jetzt und würden wir unserem Kind in die Augen sehen, könnten wir spüren, dass es um mehr als eine Hilfestellung und Tätigkeit geht”, weiß Katia Saalfrank.

Erziehungsexpertin übersetzt die häufigsten Missverständnisse

Denn tatsächlich beinhalte ein solches Verhalten eigentlich ein verstecktes „Ich liebe dich”. Die Erziehungsexpertin übersetzt die häufigsten Missverständnisse zwischen Eltern und Kindern:

Wenn das Kind sagt…

  • „Kannst du mir die Jacke anziehen?“, dann meint es: „Ich mag es, wenn du nah an mir bist – kannst du mir die Jacke anziehen?”
  • Ich will heute nicht in die Kita”, bedeutet eigentlich: „Ich will bei dir sein – ich will heute nicht in die Kita.”
  • Ich will mein Brot nicht selbst schmieren. Du sollst das machen”, beinhaltet „Von dir umsorgt zu werden ist wunderbar – ich will mein Brot nicht selbst schmieren. Du sollst das machen!”
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Denn, auch dann, wenn Kinder all diese Dinge eigentlich schon alleine können, benötigen sie in manchen Augenblicken noch diese Form der Zuwendung von ihren Eltern. Katia Saalfrank verdeutlicht das so: „Wenn Kinder uns um Unterstützung bitten zum Beispiel bei den Schuhen, der Jacke oder anderen vermeintlich banalen Tätigkeiten, die sie auch selbst schaffen könnten, machen sie sich auch vor allem emotional satt.“

‚Du bist wichtig, wertvoll und geliebt‘

Denn in einer Unterstützung beim Anziehen oder Essen, beim Aufräumen oder den Hausaufgaben liege vor allem die Botschaft, ‚Du bist mir wichtig‘. Und genau das brauchen unsere Kinder, deswegen suchen sie diese Form der Verbindung und Rückversicherung. Wenn wir darauf eingehen, signalisieren wir unserem Kind: ‚Du bist wichtig, wertvoll und geliebt.‘

Wenn Eltern sich also darauf einlassen, dann stärken sie ihre Beziehung zum Kind, weil diese erleben, dass sie sich immer auf Mama und Papa verlassen können. Das heißt aber nicht, dass wir unserem Kind sofort alle Wünsche und Bedürfnisse erfüllen müssen, stellt Katia Saalfrank im Focus klar:

„Ob ich meinem Kind vollständig in die Jacke helfe, oder einfach nur wahrnehme, dass mein Kind gerade sein Herz auftanken möchte und darauf reagiere, zum Beispiel mit: ‚Oh, du willst dass ich dir helfe. Versuch es nochmal selbst mit der Jacke, ich habe gerade die Hände voll. Bei den Schuhen bin ich dann aber bei dir‚, ist beides von Zuwendung und Kontakt geprägt.”

Eltern gefordert, sich immer wieder auf das eigene Kind einzulassen

Hier sind also Mama und Papa gefragt, sie müssen in solchen Momenten erspüren, was das Kind tatsächlich gerade braucht. Denn vor allem kleine Kinder können oft noch nicht ausdrücken, warum sie Aufmerksamkeit einfordern. Sie sind auch noch gar nicht in der Lage, sich in die Eltern hineinzuversetzen, die vielleicht gerade gestresst sind.

„Sie sind auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: Wie wertvoll bin ich? Und auf dieser Suche nach Antworten binden sie uns im Alltag immer wieder (mal mehr, mal weniger) ein und genießen den Kontakt zu uns – auch, wenn wir das nicht immer wahrnehmen können”, weiß die Erziehungsexpertin. Sie rät deswegen den Eltern in solchen Situationen im ‚Hier und Jetzt‘ zu bleiben, tief durchzuatmen und sich auf das eigene Kind einzulassen.

Fehler in der Erziehung gehören (leider) dazu

Kinder besser verstehen, bedeute auch immer, sich selbst besser zu verstehen. Denn die Erfahrung, selbst Kinder zu haben, weckt unbewusst auch Erinnerungen an die eigene Kindheit, die vielleicht unangenehm sind. Manchmal erschweren es uns die eigenen Kindheitserfahrungen, angemessen auf Kinder einzugehen. Sich das bewusst zu machen, ist ein schmerzhafter Prozess, der Zeit braucht.

Doch selbst dann, wenn Eltern gezielt daran arbeiten möchten: Wir sind alle nur Menschen, niemand kann immer alles perfekt machen. „Dass wir Dinge, die wir getan haben, bereuen und sie heute zweifellos anders machen würden, gehört mit zum Leben und vor allem zur Elternschaft dazu.“, sagt Saalfrank.

Erziehungsexpertin Katia Saalfrank setzt sich öffentlich für eine besser Eltern-Kind-Beziehung ein. So macht sie auch immer wieder auf die schlimmen Folgen von Gewalt gegen Kinder aufmerksam.

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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