So ticken die Papas von heute: Väter wollen vor allem Zeit mit den Kindern

Die Vaterrolle hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Das ist vermutlich jedem klar, der mal kurz innehält und an die Väter der eigenen Kindheit zurückdenkt, um sie dann mit den heutigen Vaterfiguren zu vergleichen. Besonders deutlich wird die Veränderung durch den alljährlichen „Väterreport” vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Der aktuelle Väterreport 2021 zeigt deutlich: Der Trend, dass sich immer mehr Männer stärker im Familienleben einbringen möchten, setzt sich weiter fort.

Die wichtigsten Ergebnisse des Väterreports 2021

Was schnell klar wird: Die Wünsche und Vorstellungen der Väter zu Partnerschaft und Elternschaft sind teilweise noch weit von der Realität entfernt. Trotzdem hat sich schon einiges verändert, die Vaterrolle ist immer mehr im Wandel.

Eigener Vater für viele Väter kein passendes Vorbild mehr

Die meisten Väter wollen inzwischen eine aktive Vaterrolle einnehmen. Ganz anders als ihre eigenen Väter: 69 Prozent der Väter mit Kindern unter sechs Jahren sagen, dass sie sich mehr als ihre eigenen Väter an der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder beteiligen.

Doch auch gesellschaftliche Erwartungen an einen Vater haben sich geändert. Inzwischen erwarten mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland, dass ein Vater so viel Zeit mit seinen Kindern verbringt wie möglich. Damit unterscheiden die Papas im Jahr 2021 sich schon stark von den Vätern der Neunziger- und Nullerjahre. Beschäftigten Väter sich 1993 unter der Woche durchschnittlich 1,9 Stunden pro Tag mit ihren Kindern, waren es 2019 bereits 3,0 Stunden.

Eltern entlasten sich heute besser gegenseitig als früher

Fast zwei Drittel aller Mütter und Väter haben laut Väterreport das Gefühl, dass es immer mehr Erwartungen und höhere Ansprüche an Eltern gibt. Sie sind überzeugt: Die Bildung und Förderung der Kinder sind heute anspruchsvoller als früher. Außerdem bringt auch die Digitalisierung neue Herausforderungen für die Erziehung mit sich.

Doch es gibt auch eine Entwicklung, die der Großteil der Eltern als entlastend wahrnimmt: Rund die Hälfte der Eltern stimmt zu, dass sich die Partner heute bei der Kindererziehung besser unterstützen als früher. 43 Prozent finden, dass es für Eltern mehr Möglichkeiten gibt, sich die Erziehung und Betreuung aufzuteilen.

Und das Schönste: Die Kinder profitieren in ihrer Entwicklung von einer aktiveren Beteiligung des Vaters im Familienleben, das belegen bereits zahlreiche Studien. Wenn der Vater sich zuhause mehr einbringt sollen die Kleinen bessere sprachliche und intellektuelle Fähigkeiten entwickeln und noch dazu empathischer werden.

Aufgabenteilung für Papas so wichtig wie nie zuvor

Viele Väter möchten heute nicht mehr auf ihre Berufstätigkeit reduziert werden, sondern sich die Zeit für Familie und Beruf mit der Partnerin aufteilen. 2021 gibt knapp die Hälfte (48 Prozent) der Väter an, dass aus ihrer Sicht im Idealfall beide Partner in ähnlichen Umfängen erwerbstätig sind und sich die Hausarbeit und Kinderbetreuung teilen.

Ganz besonders die Zeit mit den eigenen Kindern liegt den Papas dabei am Herzen: Mehr als die Hälfte der Väter mit Kindern unter zehn Jahren möchte heute etwa die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen. Nur vier Prozent wünschen sich, dass die Mutter das Meiste bei der Kinderbetreuung übernimmt. 45 Prozent der Väter bedauern aktuell, dass sie nach ihren Maßstäben zu wenig Zeit mit den Kindern haben.

Großer Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Auch wenn viele Papas sich 2021 eine Aufteilung der sogenannten Care-Arbeit wünschen, die Realität sieht anders aus. Umfragen zeigen, dass nur 17 Prozent der Eltern Haushalt und Kinderbetreuung tatsächlich ungefähr gleich aufteilen. Außerdem zeigen die Befragungsdaten deutliche Unterschiede zwischen der Wahrnehmung von Männern und Frauen: Tendenziell liegen die Einschätzungen der Väter deutlich über der Bewertung der Mütter.

Diese unterschiedliche Wahrnehmung könnte darin begründet sein, dass Väter den Aufwand für die Kinderbetreuung unterschätzen, weil sie wegen unzureichender Erfahrung nicht genau wissen, welche Familienarbeit insgesamt anfällt. 
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Überwiegend bleibt es also aktuell noch bei der alten Rollenverteilung: Meistens sind es die Frauen, die ihren Vollzeitjob aufgeben und für Kinder und Haushalt zu Hause bleiben.

Darum nutzen immer noch wenig Väter Elternzeit und Elterngeld

Grundsätzlich kann man festhalten, dass immer mehr Väter Elternzeit wahrnehmen. Die Mehrheit (58 Prozent) verzichtet aber auch im Jahr 2021 darauf. Dabei haben nur 27 Prozent der Väter, die keine Elternzeit genommen haben, keine Lust darauf. Der Großteil der Väter, die diese Gelegenheit nicht wahrgenommen haben, geben an, dass es vor allem finanzielle Überlegungen waren, weshalb ausschließlich die Partnerin in Elternzeit gegangen ist.

Lockdown verschärfte alte Rollenbilder

Ein Trend für mehr Papa-Einsatz im Familienleben zeigt sich auch bei der Nutzung von Kinderkrankentage: Während nach Daten der Kaufmännischen Krankenkasse 2009 lediglich neun Prozent der Väter Kinderkrankengeld in Anspruch genommen haben, entfielen nach Daten der Barmer Krankenkasse im Jahr 2020 insgesamt 24 Prozent aller Kinderkrankengeld-Fälle auf Väter.

Dennoch muss man auch hier sagen: Der Großteil der Kinderkrankentage wird immer noch von den Müttern genommen. Das zeigte sich besonders deutlich in der Pandemie.

Das Konzept vom Vater als Alleinverdiener stirbt aus

In der Mehrheit (66 Prozent) der Paarfamilien sind beide Elternteile erwerbstätig. Der Anteil der Paarfamilien in Deutschland, die das Einverdienermodell leben und bei denen allein der Vater für das Erzielen des Familieneinkommens zuständig ist, ist zwischen 2006 und 2019 von 32 auf 27 Prozent zurückgegangen. Das liegt aber vermutlich nicht nur an einem veränderten Rollenbild, sondern vor allem daran, dass es sich viele Familien nicht mehr leisten können, von nur einem Gehalt zu leben.

Der Anteil der Väter, die nicht in Vollzeit arbeiten, liegt unter 10 Prozent. Dabei gibt nur ein kleiner Teil als Grund die Kinderbetreuung an, die meisten würden in Vollzeit arbeiten, finden aber keine geeignete Stelle. Ein gleichberechtigtes Modell, bei dem beide Elternteile in Teilzeit oder in Vollzeit erwerbstätig sind, leben nur 19 Prozent aller Paarfamilien.

Papa sein im Jahr 2021

Die Zahlen zeigen also deutlich, dass die meisten Eltern noch weit davon entfernt sind, die Aufgaben der Elternschaft gleichberechtigt aufzuteilen. Dabei sind es neben finanziellen Erwägungen und einer grundsätzlichen Ablehnung auch Verunsicherung und Gewohnheit, die viele Eltern immer noch an herkömmlichen Rollenmodellen festhalten lassen.

Doch der Väterreport beweist auch, dass sich langsam aber sicher immer mehr Väter trauen, mit dem zu brechen, was ihre Väter ihnen vorgelebt haben. Besonders deutlich wird das, wenn man die Männer zu ihren Wünschen und Vorstellungen von Elternschaft befragt, denn diese unterscheiden sich grundlegend von denen, der vorangegangen Vätergenerationen.

Wie ist eure Meinung dazu?

Findet ihr euer Partner könnte mehr im Haushalt und bei der Kinderbetreuung helfen oder seid ihr zufrieden mit eurer Aufgabenverteilung? Verratet es uns gerne in den Kommentaren!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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