„So sind Jungs halt!” Soll dieser dumme Satz alles entschuldigen?

Eine junge Frau wird von einer Mutter angesprochen und zurechtgewiesen, weil sie ihre drei pubertierenden Söhne ablenken würde. Im Netz wirft die Betroffene anschließend die Frage auf, ob es nicht Aufgabe der Eltern ist, ihren Kindern einen respektvollen Umgang mit Frauen beizubringen.

Immer weniger Menschen haben Lust auf Klischees, das zeigt sich auch darin, wie Kinder aufwachsen. So gibt es inzwischen sogar Bewegungen, die sich radikal davon abwenden, wie das „Gender Creative Parenting Movement“. Die Grundannahme ist, dass das Geschlecht eines Kindes zwar biologisch festgelegt ist, das aber nichts mit seinem Charakter zu tun habe.

Mutter warnt die junge Schwimmerin vor ihren Söhnen

Doch gerade, wenn es um die Sexualität ihrer Kinder geht, haben manche Eltern offenbar immer noch sehr stereotype und teilweise sogar frauenfeindliche Denkweisen. Darauf deutet zumindest der Post einer Frau im Reddit-Forum hin, die von einer unschönen Begegnung mit einer Mutter berichtet. Auslöser ist, dass sie regelmäßig an einem öffentlichen Strandabschnitt schwimmen geht. Die Wohnung der Mutter und ihrer Familie hat einen guten Blick auf eben diesen Strandabschnitt.

Die Mutter weist die Schwimmerin darauf hin, dass ihre drei Söhne im Alter von 11, 12 und 13, regelmäßig an der Scheibe kleben, um die junge Frau zu beobachten, wenn sie schwimmen geht. Sie warnt die Schwimmerin sogar, dass ihre Jungs sie „belauern” würden. Irritiert fragt die junge Frau daraufhin zurück, ob die Mutter ihre drei Jungs nicht einfach zur Ordnung rufen könnte, anstatt Frauen vor ihnen zu warnen.

„Sie erzieht Raubtiere!”

Doch die Mutter gibt zurück, dass ihre Jungs eben in der Pubertät seien. Die Schwimmerin könne daher nicht ernsthaft überrascht sein, dass diese sie beobachten würden. Abschließend gibt sie der Frau sogar den Rat, dass sie am besten nicht mehr an den Strand kommt, um dort zu schwimmen. Jetzt fragt sich die junge Frau in ihrem Beitrag, ob sie oder die Mutter falsch liegt.

Zum Glück ist auf die gnadenlose Reddit-Community mal wieder Verlass. So fasst eine Nutzerin die Geschichte treffend zusammen: „Diese Frau meint also, dass es normal ist, wenn ihre Teenager-Jungs eine Frau belauern und dann hat sie auch noch die Nerven, dir zu sagen, dass das deine Schuld ist?!” Ein anderer schlussfolgert:„Sie erzieht Raubtiere.”

Wir bringen Jungs bei, dass sie sich über ihr Verhalten keine Gedanken machen müssen

Immer wieder sind es Frauen, die anderen Frauen gegenüber sexistisch sind und das respektlose Benehmen von Männern in Schutz nehmen. Mal ist es das Baden an einem öffentlichen Strand, mal sind es enge Leggings, die den „armen“ Männern einfach keine Wahl lassen. Das übergriffige Verhalten der Männer wird mit ihrer „Natur” entschuldigt – so sind sie halt, die Männer – während Frauen dazu angehalten sind, diese „Natur“ der Männer bloß nicht zu reizen.

Ein Geschlechterbild bei dem mir persönlich ein bisschen übel wird – und ich bin nicht sicher, wer schlechter wegkommt. Dabei weisen Psychologen immer wieder darauf hin, wie verhängnisvoll eine solche Erziehung sein kann. Psychoanlytikerin Danielle Egan erklärt das so: Indem wir Jungs vermitteln, dass sie einfach so sind und nichts dagegen tun können, bringen wir ihnen gleichzeitig bei, dass sie sich um ein sexuell angemessenes Verhalten gegenüber Frauen, keine Gedanken machen müssen.

Toxische Glaubenssätze auflösen

„Wenn Eltern nicht mit ihren Söhnen über Konsens, sexuelle Gleichberechtigung und Verantwortung sprechen, dann erschaffen sie einen Raum dafür, dass ihre Kinder Frauen nicht als gleichberechtigte, selbstbestimmte Mitmenschen wahrnehmen.” Probleme mit dem weiblichen Geschlecht sind dann vorprogrammiert. Solche geschlechtsbezogenen Glaubenssätze sind also ziemlich toxisch und lösen ganz bestimmt keine Probleme.

Deswegen ist es wichtig, dass Eltern für dieses Thema sensibel sind und ihren Söhnen rechtzeitig vermitteln, Frauen mit Respekt zu begegnen – so wie eigentlich jedem anderen Lebewesen. Nur dann haben wir die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass sie irgendwann zu liebevollen und toleranten Partnern werden.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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