Sexueller Missbrauch: „Meine Tochter war 6 Monate alt, als alles rauskam.”

Triggerwarnung

Dieser Text thematisiert den sexuellen Missbrauch eines Kindes. Er behandelt also Inhalte, die für einige Menschen sehr beunruhigend oder verstörend sein könnten.

Hilfe für Kinder und Jugendliche, die Missbrauch erlebt haben, gibt es hier: Nummer gegen Kummer, Tele. 116 111, auf der Website gibt es außerdem die Möglichkeit, mit Beratern zu chatten.

Ansprechpartner für Menschen, die das Gefühl haben, pädophile Neigungen zu besitzen: Kein Täter werden, Tel.: 030 – 450 529 450. Es gilt die ärztliche Schweigepflicht.


„Ich bin Michaela*, meine Tochter wird demnächst zwei. Als es zum ersten Mal passierte, war sie wahrscheinlich erst wenige Wochen alt.

Der Erzeuger meiner Tochter lebte damals bei uns.

Er zeigte sich mir immer nur von der feinen und lieben Seite. Doch eines morgens, um 6:15 Uhr, als er gerade zur Arbeit wollte, klingelte es und plötzlich war meine Wohnung voller Polizeibeamter.

Sie fingen gleich mit einer Durchsuchung an und ich wurde über meine Rechte aufgeklärt. Erst nach einer Weile verstand ich, dass es um sexuellen Missbrauch geht. Ich konnte das gar nicht ernst nehmen, da der Erzeuger meiner Tochter immer ein sehr zurückhaltender Mann war.

Doch dann wurden mir seltsame Fragen zur Kleidung meines Kindes gestellt.

Zum Beispiel fragten sie nach einem bestimmten Kleid. Ich bejahte, dass meine Tochter ein solches besitzt und fragte, warum sie das wissen wollen. Da wurde mir mitgeteilt, dass sie davon ausgehen, dass meine Tochter das Opfer des Missbrauchs sei.

Sie zeigten mir verdeckte Fotos, auf der ich meine kleine, süße Tochter erkannt habe. Alles zerbrach in mir, ich wollte so viel mit ihm anstellen, aber ich habe versucht, an mein Kind zu denken und die unbändige Wut zu unterdrücken. Sie brauchte mich und ich sie. Sie war doch erst sechs Monate (!) jung. Ich brach weinend zusammen.

Er gestand seine Tat sofort und wurde festgenommen.

Das erste Mal, als er sich an ihr verging, war sie wenige Wochen alt, vermutlich vier Wochen, da ich zu der Zeit krank im Bett lag und er viel Zeit mit ihr verbrachte.

Er hat viele Fotos und auch Videos aufgenommen und gespeichert. Das FBI wurde darauf aufmerksam und hat den Fall dem BKA übermittelt, welches dann bei uns vor der Tür stand.

Wir wurden beide auf dem Revier befragt. Ich habe viel Hilfe vom Jugendamt bekommen, worüber ich sehr, sehr dankbar war. In der Zeit danach hörte ich oft Sprüche wie ‚wenn das mein Kind wäre, würde ich ihn umbringen.‘ Wenn ich sowas höre, denke ich nur: ‚sei einfach dankbar, dass du solch einen Schmerz nicht erfahren musst.‘

Diesen einen Schmerz kennt nur eine Mutter, die das durchmachen musste…

Da ich weiß, dass viele sich das fragen: Körperlich hat man meiner Tochter nichts angesehen. Das Einzige, was mir aufgefallen war, war dass sie einfach nicht schlief. Aber selbst die Kinderärztin dachte, es liege an meine Unruhe. Keiner ahnte, was meine Tochter wirklich verarbeiten musste.

Ich habe entweder geschlafen oder lag in der Wanne, wenn es passierte. Oder er war mit ihr im Garten, angeblich um mir eine kleine Auszeit zu geben. Da sie kaum und nur unruhig geschlafen hat, habe ich das dankbar angenommen.

Weil sie auch bei mir weinte beim Wickeln oder Umziehen, habe ich mir nichts dabei gedacht, wenn das bei ihm der Fall war. Er war doch ihr Vater, natürlich habe ich es nicht hinterfragt, dass er Zeit mit seinem Kind verbringen will. 

Die Verhandlung war für mich furchtbar.

Schließlich musste ich den Menschen wiedersehen, der meinem Kind das angetan hat. Unsere Blicke trafen sich und ich merkte, dass er sich damit entschuldigen wollte. Ich wollte so viel sagen, aber ich war stumm und fassungslos.

Nichts macht das je wieder gut. Er hat seine Strafe bekommen, in meinen Augen aber leider nicht ausreichend. Ich hoffe darauf, dass Karma alles regeln wird.

Ich versuche alles und gebe alles, dass meine Tochter eine normale Kindheit hat.

Wir haben uns inzwischen getraut, wieder jemanden an unsere Seite zu lassen. Er liebt die Kleine wie sein eigenes Kind. Er tut alles für sie, damit sie glücklich ist und das ist sie.

Sie liebt ihren Papa unendlich doll und ich bin dankbar, dass wir ihn haben. Er ist das Beste was uns passieren konnte nach all dem ganzen Mist.

An alle Mütter da draußen:

Wenn es euren Kindern nicht gut geht und ihr etwas bemerkt, dann lasst euch nicht abwimmeln vom Arzt oder ähnlichem. Sucht euch eine Hilfe, die solche Fälle ernst nimmt.


Liebe Michaela (*Name der Mama von der Redaktion geändert), vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Wir wünschen dir und deiner Tochter alles Liebe für die Zukunft.

Info: Wie reagiere ich, wenn ich vermute, dass ein Kind missbraucht wird?

Bitte schaut nicht weg, wenn ihr den Verdacht habt, dass ein Kind sexuell missbraucht wird. Am besten wendet ihr euch ans Jugendamt, das geht auch anonym. Oder ihr wendet euch an: „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ unter der Nummer 0800 22 55 530. Das geht auch anonym.

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt.

Auch wenn ich selbst noch keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz.

Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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