Second Hand ist meine erste Wahl – warum ich (fast) nur gebrauchte Kinder-Kleidung kaufe

Eine Warensendung im Briefkasten. Von Yvonne. Ich kenne Yvonne nicht persönlich, aber wir haben uns nett ausgetauscht. Über unglaublich schnell wachsende Kinder und darüber, ob man Jungen lila anziehen kann (wir meinen beide: Ja!). Wir haben uns nie gesehen, die ganze Unterhaltung lief online, im Nachrichtenfenster von Ebay Kleinanzeigen. Aber wir haben eine große Gemeinsamkeit: Wir kaufen (und verkaufen) gebrauchte Kinder-Kleidung – privat und selten mit Gewinn. Aber wir fühlen uns damit besser.

Im Briefkasten lag nun der dicke Umschlag mit drei T-Shirts in Größe 86/92 von Yvonnes Kindern. Für fünf Euro. Wenn ich bedenke, wie schnell mein kleiner Sohn sich einsauen kann, kann ich gar nicht genug T-Shirts für ihn besitzen. Und da ich weiß, dass er sie nur diesen Sommer tragen wird und wir kein weiteres Kind mehr bekommen, spare ich gerne das Geld, das ich für drei neue T-Shirts ausgegeben hätte.

Egal, ob Flohmarkt, Secondhand-Shop, Ebay, Ebay Kleinanzeigen oder die ganzen anderen Online-Anbieter: Gebrauchte Kinder-Kleidung zu kaufen hat viele Vorteile – und auch ein paar Nachteile. Wenn es nicht anders geht, ich gebraucht nichts passendes finde oder mich im Laden in ein Teil verliebe, kaufe ich auch neue Sachen. Hier aber zuerst die Vorteile gebrauchter Kinder-Kleidung:

1. Vorteil: Man spart Geld
Nicht nur Dreier-Packs für fünf Euro, sondern auch Marken-Kleidung ist gebraucht so gut wie immer günstiger. Gerade bei den Sachen, die Kinder mindestens einmal am Tag wechseln (meine persönliche Ausnahme: Unterhosen für meine große Tochter), lohnen sich Neuanschaffungen selten. Ich kaufe aber auch mal ein – zugegeben auch gebraucht noch relativ teures – Marken-Teil, zum Beispiel den Schneeanzug für meinen Sohn. Dafür weiß ich, dass ich es für etwa den gleichen Preis auch wieder verkaufen werde.
Gerade, wenn es um Mädchen-Kleidung geht, die mein Sohn nicht mehr tragen wird, bin ich froh, wenn es nicht zu teuer wird. Meine fünfjährigen Tochter ist es übrigens total egal, ob ihre Sachen schon mal einem anderen Kind gehörten.

2. Vorteil: Je kleiner die Größe, desto neuwertiger sind manche Sachen
Für mein erstes Kind, ein Mädchen, habe ich nicht nur einige neue Klamotten geschenkt bekommen, sondern auch noch vieles neu gekauft. Am Ende war es so viel, dass das Baby, das so schnell wuchs, dass ich mit dem Kaufen kaum hinterher kam, manche Teile nur einmal trug. Und diese konnte ich dann auch sehr gut wieder verkaufen. 

Gerade die Kleinsten wachsen rasend schnell aus ihrer Kleidung heraus. © Unsplash

3. Vorteil: Zig mal Gewaschenes hat (fast) keine bedenklichen Inhaltsstoffe mehr
Neuware beinhaltet häufig bedenkliche Stoffe: Chemikalien, die für die Produktion der Kleidung nötig war. Je häufiger sie gewaschen wurde, desto weniger Schadstoffe befinden sich noch in den Fasern – vor allem gut für Neugeborene und Kinder, die zu Allergien neigen.

4. Vorteil: Umweltschonend, weil die Teile nicht neu produziert werden
Auch die Kleiderproduktion hat Einfluss auf die Umwelt, manche mehr, manche Öko-Labels weniger. Außerdem werden Alttextilien häufig verbrannt, ebenfalls mit Auswirkungen auf die Atmosphäre. Alles, was ich gebraucht kaufe, ist also ein Beitrag zu nachhaltigerem Konsum.

5. Vorteil: Ich kann besondere Wünsche erfüllen
Meine Tochter wünschte sich zum fünften Geburtstag sehnlichst einen Pullover mit Wendepailleten. Nun hatte ich keine Zeit, durch zig Läden zu ziehen und auch die gängigen Online-Shops hatten gerade nichts Passendes im Angebot. Dafür aber eine Mutter auf Ebay Kleinanzeigen. Ihrer Tochter war das gute Stück zu klein und meine freute sich wie eine Königin über das Geschenk.

So weit die Vorteile. Den Spaß, den ich auf dem Flohmarkt oder auch im Ebay-Chat habe, hat nicht jeder. Manche mögen das Gefeilsche auch nicht.

Was mich zu den Nachteilen bringt:

1. Nachteil: Die Kommunikation
Nicht immer kann ich so nett plaudern, wie mit Yvonne. Manchmal warte ich tagelang auf Antwort oder werde, besonders beim Verkaufen, von Personen angeschrieben, die mir immer wieder viel zu wenig anbieten und nicht aufgeben. Auch offline, also auf dem Flohmarkt, kann man an Leute geraten, die einem unbedingt noch zig weitere Teile verkaufen wollen und ein „Nein, danke“ kaum akzeptieren können.

Manchmal muss man bei Kaufen und Verkaufen etwas Geduld mit seinen Mitmenschen haben… Foto: Bigstock

2. Nachteil: Qualität
Das gilt vor allem für alles, was im Internet gekauft wird. Hier braucht man schon ordentlich Vertrauen. Und ein bisschen Gespür für die Anzeigen-Texte. Eine „heißgeliebte“ Jeans kann eventuell schon deutliche Abnutzungsspuren haben. Auf manchen Seiten gibt es Verkäufer-Bewertungen, die sollte man sich unbedingt vorher ansehen. Ich kaufe nichts, das nicht mit einigermaßen guten Fotos vorgestellt ist. Auf dem Flohmarkt oder im Second-Hand-Shop kann ich alles in die Hand nehmen und prüfen. Nachteil ist dafür hier die geringere Auswahl.

3. Nachteil: Gebraucht ist eben gebraucht
In manchen Fällen ist es Abwägungssache, ob man sich für gebrauchte Kinder-Kleidung oder Neuware entscheidet.
Problemfall Schuhe: Sie sind meistens sehr teuer, müssen ständig nachgekauft werden und sehen, gebraucht, oft sehr unschön aus. Vom Optischen abgesehen gibt es bei Schuhen noch einen großen Nachteil: Die Fußbetten sind nach einem Kind oftmals nicht mehr so anpassungsfähig wie am Anfang. Das kann für das zweite Kind und seine Füße ein Problem sein und zu Druckstellen führen.
Problemfall UV-Schutz-Kleidung: Je älter die Teile sind, desto stärker kann der UV-Schutz „herausgewaschen“ sein. Lediglich Teile mit dem UV-Standard 801 geben auch nach vielen Wäschen ausreichenden Schutz. Gut, wenn das in der Anzeige oder im Waschzettel angegeben ist.

Deswegen überlege ich mir, welche gebrauchte Kinder-Kleidung für mich okay ist. Und das ist die meiste – ich bin großer Fan!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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