RSV-Welle: Schon jetzt keine freien Betten mehr in Kinderklinken

Immer mehr Kinder müssen wegen Atemwegsinfektionen behandelt werden. Die Kliniken sind überlastet und die Zustände verheerend, dabei sollen wir noch nicht einmal den Höhepunkt der Krankheitswelle erreicht haben.

„Wir werden nicht mehr alle Kinder ausreichend behandeln können.”

„Die Lage in Praxen und Kliniken wird in den kommenden Wochen noch schlimmer werden”, sagte Florian Hoffmann, Kindermediziner und Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Wir werden nicht mehr alle Kinder ausreichend behandeln können.

Die Kinderkliniken seien hoffnungslos überlastet, sie würden schon jetzt in einem Radius von mehr als 100 Kilometern nach freien Betten in anderen Städten suchen. Manche Kinder müssten mehrere Tage in der Notaufnahme warten, weil es keine freien Betten gebe. Kinderkliniken würden alle Eingriffe verschieben, die nicht akut lebensnotwendig seien, etwa Magen-Darm-Spiegelungen.

Doch auch wichtige Operationen müssen bis auf Weiters verschoben werden.

„Wir haben aber auch schon Fälle gehabt, wo wir einem Kind, dem wir Lungenmetastasen entnehmen wollten, absagen mussten, weil es kein freies Bett gab. Wir machen nur noch, was unmittelbar lebenserhaltend ist”, wird Hoffmann zitiert.

Besonders aus Ballungszentren gibt es seit Tagen Meldungen über Überlastungen der Kinderstationen und Erreichen der Kapazitätsgrenzen in Kinderkliniken.

Wie konnte es dazu kommen?

Ein Faktor ist die angespannte Personallage, wie DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt. Aufgrund der beginnenden Grippezeit und Corona-Infektionen seien die Krankenstände aktuell besonders hoch. „Das führt wiederum dazu, dass Intensivbetten auch im Kinderbereich nicht betreibbar sind.”

Hinzukommt, dass es in diesem Jahr gibt es besonders viele RSV-Fälle unter Kindern gibt. Experten vermuten, dass das an dem „Nachholeffekt” liegen könnte. In den vergangenen Jahren sind Kinder durch die Corona-Maßnahmen nämlich viel weniger mit Viren in Berührung gekommen. Mehr dazu lest ihr auch HIER >>>

Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt schon 43 kein einziges Bett mehr frei

Eine aktuelle Umfrage des Verbands Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) belegt die schlimme Situation an Krankenhäusern mit erschütternden Zahlen. Von 110 Kinderkliniken hatten zuletzt 43 Einrichtungen kein einziges Bett mehr auf der Normalstation frei. Lediglich 83 freie Betten gibt es generell noch auf pädiatrischen Kinderintensivstationen in ganz Deutschland – das sind 0,75 freie Betten pro Klinik, also weniger als eines pro Standort”, teilte die DIVI mit.

Für die Umfrage habe der Verband 130 Kinderkliniken angeschrieben. 110 Häuser hätten ihre Daten vom Stichprobentag 24. November, also vor einer Woche, bereitgestellt. Doch auch in den letzten Jahren seien die Betten breits knapp geworden. Trotzdem gab es keine wirklichen Bemühungen, entgegenzusteuern.

„Auf dem Rücken kritisch kranker Kinder.”

„Deshalb fordern wir die sofortige Optimierung von Arbeitsbedingungen in den Kinderkliniken, den Aufbau telemedizinischer Netzwerke zwischen den pädiatrischen Einrichtungen und den Aufbau von spezialisierten Kinderintensivtransport-Systemen. Wir müssen jetzt endlich handeln”, wird Hoffmann zitiert. „Diese Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr und wird auf dem Rücken kritisch kranker Kinder ausgetragen.”

Über das RS-Virus

Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist der häufigste Grund, warum Kinder unter einem Jahr unter entzündeten Atemwegen leiden – und teils nicht genug Sauerstoff bekommen. Eine spezielle Therapie gibt es nicht, es können nur die Symptome bekämpft werden. Die meisten Kinder werden glücklicherweise zu Hause mit Ruhe und ausreichend Flüssigkeit wieder gesund. Besonders gefährlich ist das Virus für Frühchen, vorerkrankte und untergewichtige Kinder.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen